1917-1945: Das Reichswirtschaftsministerium und seine Vorgängerinstitutionen
Als erstes selbständiges Ressort für Aufgaben der Wirtschaftspolitik im Deutschen Reich entstand gegen Ende des I. Weltkriegs 1917 das Reichswirtschaftsamt, das nach Zusammentritt der ersten demokratisch gewählten Regierung unter der Leitung von Rudolf Wissel (SPD) stand und am 21.03.1919 die Bezeichnung Reichswirtschaftsministerium erhielt.
Grundfragen des Verhältnisses von Staat und Wirtschaft und die Bewältigung der Kriegsfolgen, wie der Demobilmachung, die Inflation, die Reparationen und die Wiedergewinnung von Exportmärkten, stellten schon bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise zehn Minister vor vielfach neuartige Aufgaben.
In der Großen Krise entwarfen Beamte des Wirtschaftsministeriums innovative Konzepte für eine kontrazyklische Politik, die aber keine Durchsetzungschancen hatten. Hingegen wuchsen dem Ministerium neue Kompetenzen der Preispolitik, der sektoralen Wirtschaftslenkung und der Außenwirtschafts- und Devisenkontrolle zu.
Nach der Machtübergabe an Hitler erhielt das Reichswirtschaftsministerium durch die Zusammenlegung mit dem vormals selbständigen preußischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit einen eigenen Verwaltungsunterbau. Von 1934 bis 1937 war Hjalmar Schacht zusätzlich zu seinem Amt als Reichsbankpräsident auch Wirtschaftsminister. In seiner Eigenschaft als Generalbevollmächtigter für die (Kriegs-)Wirtschaft war er weisungsbefugt für alle anderen mit Wirtschaftsfragen befassten Ressorts. Nach Schachts Ausscheiden aus dem Ministerium wurde es gänzlich zu einem Instrument des nationalsozialistischen Herrschaftsapparats. Allerdings blieb es nicht die Zentrale für die wirtschaftliche Vorbereitung auf den kommenden Krieg, weil die dem preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring unterstellte Organisation für den "Vierjahresplan" umfangreiche Kompetenzen an sich band, und im Dezember 1939 Göring die Leitung der gesamten deutschen Kriegswirtschaft übertragen wurde. 1942 gingen entscheidende Funktionen der kriegswirtschaftlichen Planung auf Albert Speer als Minister für Bewaffnung und Munition über. Das Reichswirtschaftsministerium war von nun an im Wesentlichen für die Versorgung der Zivilbevölkerung und die Organisation der wirtschaftlichen Selbstverwaltung zuständig, bevor es am Kriegsende zerfiel.
Eine kritische Untersuchung und Einordnung der Rolle des Wirtschaftsressorts in der Zeit von 1917 bis 1945 finden Sie in Band 1 und 2 des Abschlussberichtes der unabhängigen Geschichtskommission.