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In Deutschland gibt es ca. 2.100 Chemie- und Pharmaunternehmen, die zuletzt rund 466.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Bei 92 Prozent der deutschen Chemieunternehmen handelt es sich um kleine und mittelständische Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten.
Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist der drittgrößte Industriezweig nach Fahrzeugbau und dem Maschinenbau. Sie ist eine Vorleistungsgüter produzierende Branche. Lediglich 27 Prozent der chemischen Produkte (u. a. Lacke, Farben, Klebstoffe, Düngemittel, Körperpflegemittel) gehen direkt an den Endverbraucher. Rund zwei Drittel werden innerhalb der Industrie weiterverarbeitet. Wichtige Abnehmer sind Kunststoffverarbeiter, Maschinenbau, Auto-, Verpackungs-, Bauindustrie und Textilwirtschaft. Der restliche Anteil geht an Dienstleister bzw. in die gewerbliche Nutzung.
Gemessen am Umsatz steht die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie in Europa auf Platz eins und weltweit an dritter Stelle hinter China und den USA. Zudem ist die Branche Exportweltmeister gefolgt von den USA und China sowie drittgrößter Importeur nach den USA und China. Europa ist neben den USA der wichtigste Absatzmarkt. Die Hälfte aller Exporte geht in die Länder der EU.
Die pharmazeutische Industrie ist ein wichtiger Teil der chemischen Industrie. Knapp 24 Prozent der gesamten Chemieproduktion entfallen auf pharmazeutische Erzeugnisse. Die Branche gehört zu den produktivsten und forschungsintensivsten Wirtschaftszweigen in Deutschland.
Mit ihren FuE-Ausgaben belegt die chemisch-pharmazeutische Industrie Platz 3 nach Fahrzeugbau und Elektroindustrie. 8 Prozent der weltweiten Patente bei Chemie und Pharmazie kommen aus Deutschland-Global betrachtet ist Deutschland nach den USA, China und Japan der viertgrößte Chemie-Pharma-Innovationsstandort.
Branchenkonjunktur1
Aktuelle Entwicklungen 2021 (Stand: 16.12.2021)
Die chemisch-pharmazeutische Industrie konnte den Wachstumskurs aus der ersten Jahreshälfte im dritten Quartal (03/2021) nur abgeschwächt fortsetzen. Globale Knappheiten bei Material und Logistik sowie stark steigende Energiepreise führten zu Produktionsrückgängen in vielen Chemiesparten. Die Ammoniakproduktion litt unter den hohen Energie-, Gaspreisen. Die industrienahen Fein- und Spezialchemikalien wurden durch die verhaltene Nachfrage aus den Kundenindustrien gebremst. Insbesondere die Automobilindustrie und damit eng verbundene Branchen, wie die Metallerzeugung und die Kunststoffverarbeiter, mussten ihre Produktion erheblich drosseln. Insgesamt ging die Chemieproduktion (ohne Pharma) im dritten Quartal gegenüber Vorquartal leicht zurück und die Auslastung der Chemieanlagen sank auf den unteren Rand des Normalbereichs.
Dennoch legte die Branchenproduktion insgesamt leicht zu. Grund dafür war die positive Entwicklung im Pharmabereich, weil Impfstoffe stark nachgefragt wurden. Auch der Branchenumsatz entwickelte sich von Juli bis September 2021 positiv. Vor allem der anhaltende Anstieg der Chemikalienpreise sorgte für steigende Erlöse. Außerdem orderten vor allem im Ausland viele Industriekunden vermehrt Chemieprodukte, um Materialengpässen vorzubeugen und Lagerbestände auszuweiten. Diese zusätzliche Nachfrage konnte aber nur zum Teil bedient werden. Diese Situation der Materialknappheiten und hoher Energiepreise einerseits und einer weiterhin guten Nachfrage vor allem aus dem Ausland andererseits setzte sich in den letzten Monaten des Jahres 2021 fort.
Produktion 20212
Die Produktion der Chemischen Industrie - ohne Pharma - gegenüber dem Vorjahr wuchs um insgesamt 4,5 Prozent.
Produktionsentwicklung der Sparten 2021 im Vergleich zu 2020
Polymere: Die Produktion stieg dynamisch und konnte nach dem starken Einbruch des Vorjahres einen Zuwachs in Höhe von 15 Prozent verzeichnen. Die Unternehmen profitierten von einer starken Nachfrage nach Kunststoffen im In- und Ausland.
Petrochemie: Die Produktion legte um 3 Prozent zu.
Spezialchemie: Die Hersteller konnte ihre Produktion dank der guten Industriekonjunktur um 3 Prozent ausweiten.
Anorganische Grundstoffe: Das Produktionsniveau stagnierte. Hohe Energiepreise zwangen die Unternehmen, die Produktion von Ammoniak zu drosseln. Ammoniak ist eine zentrale Grundchemikalie der Branche. Sie wird zum Beispiel zur Herstellung von Dünge- und Lösemitteln sowie medizinischen Produkten verwendet.
Konsumchemie: Die Sparte musste einen leichten Produktionsrückgang von 1,5 Prozent hinnehmen. Im Hygienebereich liefen Sondereffekte aus, und der Kosmetikbereich litt weiterhin unter den Kontaktbeschränkungen.
Pharmazeutischer Produkte: Die Menge stieg dank der Impfstoffe um 5,5 Prozent.
Erzeugerpreise 2021
Die Preise für chemische und pharmazeutische Erzeugnisse waren 8,5 Prozent höher als im Vorjahr.
Umsatz 2021
Der Gesamtumsatz der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie lag 2021 mit 220 Mrd. Euro um 15,5 Prozent über dem des Vorjahres. Der Inlandsumsatz wuchs um 16 Prozent und der Umsatz auf den Auslandsmärkten um 15,5 Prozent.
Beschäftigung 2021
Ca. 2100 Unternehmen gehören in Deutschland zur chemisch-pharmazeutischen Industrie. Davon sind mehr als 90 Prozent kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten. Aktuell arbeiten in beiden Branchen rund 466.500 Beschäftigte.
Prognose für das Gesamtjahr 20223
Für 2022 wird mit einem Produktionsplus von 2,0 Prozent gerechnet. Da auch die Preise voraussichtlich um 3,0 Prozent steigen werden, wird der Branchenumsatz voraussichtlich um 5,0 Prozent zulegen.
Probleme bereitet der Branche auch der rasante Preisanstieg bei Gas und Strom in den letzten Monaten: Auf eine Umfrage des VCI bei seinen Mitgliedsunternehmen meldeten 61 Prozent der Unternehmen, dass die Energiepreise ihre Betriebsabläufe derzeit erheblich behindern würden. Die Unternehmen versuchten zwar die steigenden Kosten zeitnah an die Kunden weiterzugeben. Allerdings sähen sich 16 Prozent dazu nicht in der Lage. 67 Prozent gaben an, die Kosten zumindest teilweise weiterreichen zu können. Nach Einschätzung des VCI dürfte die Lage noch eine Weile kritisch bleiben. Die Mehrheit der VCI-Unternehmen glaube nicht an eine signifikante Entspannung bei den Energiekosten in 2022.
Dabei ist Erdgas für die chemische Industrie mit über 120 Terawattstunden im Jahr nicht nur der wichtigste Energieträger, sondern auch essenzieller Rohstoff: Knapp ein Drittel des Erdgases, das sie im Jahr verbraucht, geht als Rohstoff in die Produktionsanlagen. Das entspricht rund 3,2 Millionen Tonnen oder 16 Prozent aller Rohstoffe, die die Branche für die organische Produktion einsetzt. Für das Erreichen der Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts will die Branche Kohlenstoff im Kreis führen. Chemisches Recycling von Plastikabfällen ist dafür neben der direkten Nutzung von CO2 aus der Luft ein wichtiger Bestandteil der Strategie.
Eckdaten „Chemie- und Pharmaindustrie“ 2021 (Stand:16.12.2021)
2019
2020
2021
Beschäftigte (in Tausend)
darunter
Pharmazeutische Industrie
463,9
120,0
464,4
115,5
466,5
116,0
Unternehmen
darunter
Pharmazeutische Industrie
2134
345
-
-
Gesamtumsatz (in Mrd. Euro)
darunter
Pharmazeutische Industrie
198,3
50,8
190,6
47,2
220
52
Produktion (gegenüber dem Vorjahr in %)
- 2,3
- 0,8
+ 4,5
Exporte (in Mrd. Euro)
darunter
Pharmazeutische Industrie
202,0
83,3
200,8
88,8
-
Importe (in Mrd. Euro)
darunter
Pharmazeutische Industrie
145,6
58,9
145,1
64,6
-
FuE- Aufwendungen (in Milliarden Euro)
darunter
Chemische Industrie
Pharmazeutische Industrie
Was macht das BMWK für die Chemie- und Pharmaindustrie?
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ...
setzt sich für wettbewerbsfähige und stabile Rahmenbedingungen für die Chemie- und Pharmaindustrie ein. Nach diesem Selbstverständnis ist es primäre Aufgabe, innerhalb der Bundesregierung dafür zu sorgen, dass auf allen Ebenen – national, europäisch, international – eine Rahmengesetzgebung erfolgt, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nachhaltig stärkt. Wichtigste Randbedingung ist dabei, dass wir im Vergleich mit anderen Industrieländern dieser Welt soweit wie möglich gleiche Wettbewerbsbedingungen (level-playing-field) herstellen, die eine nachhaltige wettbewerbsfähige produzierende Industrie ermöglichen.
betreut in diesem Zusammenhang insbesondere nationale und europäische Gesetzesvorhaben zu Chemikaliensicherheit, Bioziden, Kosmetika, Pflanzenschutz-, Dünge- und Arzneimitteln mit dem Ziel, wirtschaftsverträgliche und unbürokratische Lösungen zu finden und Innovationen zu fördern,
arbeitet mit an der Fortentwicklung internationaler Vereinbarungen zum Handel und zur Herstellung und Verwendung von Chemikalien sowie deren Umsetzung in europäisches Recht, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden,
begleitet die Entscheidung über handelspolitische Maßnahmen mit dem Ziel, wettbewerbswidriges Verhalten zu unterbinden und damit auch langfristig einen ausgewogenen Branchenmix innerhalb Europas zu erhalten.
Informationen zu aktuellen Themen
Branchendialog mit der Chemischen Industrie (Gemeinsame Vereinbarung)
Als Ergebnis des Spitzengespräches im Rahmen der BMWi-Branchendialoge haben der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, der Verband der Chemischen Industrie (VCI), der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in einer gemeinsamen Vereinbarung (PDF: 4 MB) die prioritären Handlungsfelder und Maßnahmen identifiziert, die die Zukunftsperspektiven für die Chemieindustrie und den Standort Deutschland verbessern sollen. Es wurde ein Arbeitsprozess zur Umsetzung der gemeinsamen Vereinbarung etabliert, um die erreichten Fortschritte in Monitoringberichten festzuhalten und zeitnah Handlungsnotwendigkeiten zu erkennen. Die Monitoringberichte werden regelmäßig in Spitzengesprächen der Dialogpartner verabschiedet.
Handlungspakt Chemie- und Pharmastandort Deutschland
Der Zukunftsdialog Chemie und Pharma wurde am 11. November 2020 zwischen BM und den Spitzen der chemisch-pharmazeutischen Industrie, dem Verband der chemischen Industrie (VCI), des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC) und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) als zeitlich begrenztes Dialogformat gestartet. Ziel war die Erarbeitung notwendiger Rahmenbedingungen zur Gewährleistung einer erfolgreichen Transformation der chemisch-pharmazeutischen Industrie hin zu einer langfristig starken, leistungs- und international wettbewerbsfähigen klimaneutralen Produktion am Standort DEU (Weichenstellung auf dem Weg hin zu einer Clean Economy). Der Handlungspakt beinhaltet Maßnahmenvorschläge für die Handlungsfelder Standort-, Klima-, Chemikalien- und Pharmapolitik. Er wurde am 6. Juli 2021 als gemeinsames Papier der Dialogpartner veröffentlicht und ist eng verflochten mit den Zielen der „Industriestrategie 2030“, des Klimaschutzplanes 2050, des Klimaschutzprogrammes 2030 sowie des „European Green Deal“. Die Handlungsempfehlungen des Handlungspaktes werden auch in der neuen Legislaturperiode weiterverfolgt und als ein wesentlicher Baustein für die zukünftige Ausrichtung der Industriepolitik genutzt werden.
Beraterkreis REACH/CLP
Auf Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums wurde auf europäischer Ebene eine eigene Gruppe bei der Kommission angesiedelt (EPG-REACH/CLP), die gleichberechtigt zu anderen beratenden Körperschaften aus dem Umweltbereich die Kommission und die ECHA berät. Das Mandat für diese Gruppe lief Ende 2020 formal aus, die Kommission bereitet derzeit ein neues Mandat vor.
Im Fachreferat ist der "Beraterkreis REACH/CLP" angesiedelt, der regelmäßig insbesondere die der chemischen Industrie nachgeschalteten industriellen Anwender mit allen aktuellen Informationen aus den relevanten EU-Gremien versorgt und bespricht, so dass die Meinung der Industrie in diese Gremien zurückgetragen wird.