Fliesenleger bei der Arbeit; Quelle: iStock.com/RomoloTavani

© iStock.com/RomoloTavani

Branchenskizze

Die deutsche Feinkeramische Industrie ist einem starken Anpassungsdruck ausgesetzt. Bereits seit Jahrzehnten ist die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten stetig rückläufig. Die Anzahl der Betriebe verringerte sich von 421 zum Jahresende 1970 auf 150 zum Jahresende 2013. Im gleichen Zeitraum wurde die Beschäftigung von 93.375 auf 26.327 Personen abgebaut. Dabei spielten Änderungen der Nachfragestruktur und Wettbewerbsfähigkeit der Feinkeramischen Industrie eine große Rolle. Durch die Öffnung der europäischen Märkte für die feinkeramischen Produkte aus China haben sich die Wettbewerbsbedingungen nochmals erheblich verschärft. Die feinkeramische Produktion ist lohn- und energieintensiv. In Deutschland fallen die Lohn- und Lohnnebenkosten und die hohen Energiekosten zunehmend ins Gewicht.

Die Produktionsverlagerung ins Ausland hat bei der überwiegend mittelständisch strukturierten Feinkeramischen Industrie bisher keine größere Bedeutung gehabt. Die notwendige Mischkalkulation wird durch erhebliche Zukäufe von feinkeramischen Erzeugnissen ausländischer Fertigung erreicht. Durch Produktinnovationen und Modernisierung der Produktionsprozesse versucht die Branche auf die geänderte Wettbewerbssituation zu reagieren. Der Umsatz der Feinkeramischen Industrie betrug im Jahr 2013 4,1 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil von etwa 0,3 % am Umsatz des Verarbeitenden Gewerbes.

Aufgrund der bisher geringen Automatisierung der Fertigung war die Kostenstruktur vor allem durch hohe Arbeitskosten geprägt, auf die nahezu die Hälfte der Gesamtkosten entfielen (Durchschnitt im Verarbeitenden Gewerbe = 1/4). Hinzu kommen die Energiekosten. Die Branche ist sehr energieintensiv. Die hohen Energiekosten in Deutschland sind ein deutlicher Wettbewerbsnachteil für die hiesige Industrie.

Die Branche ist regional stark konzentriert. Über die Hälfte der Beschäftigten und der bedeutenden Unternehmen haben ihren Sitz in Bayern (Oberfranken/Oberpfalz).

Die Feinkeramische Industrie setzt sich aus folgenden Einzelsparten zusammen:

  • Geschirr und Ziergegenstände
  • Sanitärkeramik
  • elektrische Isolatoren
  • chemisch-technische Keramik
  • Tröge, Wannen und Krüge
  • keramische Werkstoffe (Steine, Platten, Fliesen, Zemente, Rohre etc.)
  • Fliesen

Der feinkeramische Markt in Deutschland ist gekennzeichnet durch hohe Export- und Importanteile. Im Jahr 2013 betrug der Wert der Einfuhren ca. 2,3 Mrd. Euro und der Wert der Ausfuhren etwa 3,0 Mrd. Euro. Die Produktion erreichte ein Volumen in Höhe von etwa 3,4 Mrd. Euro.

Im ersten Quartal 2014 waren die größten Abnehmerländer für feinkeramische Erzeugnisse:

Warenausfuhr feinkeramischer Erzeugnisse nach Bestimmungsländern

BestimmungslandWarenWert in Mio. Euro
Österreichinsgesamt104,4
darunter die größten Positionen:
keramische Werkstoffe (Steine, Platten, Fliesen, Zemente, Rohre etc.)29,2
Geschirr und Ziergegenstände26,6
Vereinigtes Königreichinsgesamt98,6
darunter die größten Positionen:
chemisch-technische Keramik48
keramische Werkstoffe (Steine, Platten, Fliesen, Zemente, Rohre etc.)21,5
Schweizinsgesamt95,1
darunter die größten Positionen:
Fliesen23,2
Sanitärkeramik22,3
Vereinigte Staateninsgesamt91,6
darunter die größten Positionen:
chemisch-technische Keramik38,4
keramische Werkstoffe (Steine, Platten, Fliesen, Zemente, Rohre etc.)21,3
Frankreichinsgesamt90,3
darunter die größten Positionen:
keramische Werkstoffe (Steine, Platten, Fliesen, Zemente, Rohre etc.)23,5
Fliesen17,4

Größtes Lieferland für feinkeramische Erzeugnisse war mit großem Abstand Italien: Der Wert der eingeführten feinkeramischen Erzeugnisse betrug 202,8 Mio. Euro und umfasste wertmäßig ca. 17,5 % des gesamten Importvolumens.

Innerhalb der EU war, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, Deutschland der größte Hersteller, gemessen am Produktionswert war es Italien.

Konjunkturelle Entwicklung der deutschen Feinkeramischen Industrie

Die Feinkeramische Industrie verzeichnete im ersten Halbjahr 2014 einen uneinheitlichen Verlauf. Im Einzelnen war folgende Entwicklung gegenüber dem Vorjahr eingetreten: Der Umsatz erhöhte sich um 2,4 % auf 2,1 Mrd. Euro. Die Produktion von feinkeramischen Erzeugnissen und Fliesen konnte einen Anstieg in Höhe von 2,5 % auf 1,8 Mrd. Euro verzeichnen. Innerhalb eines Jahres hatte sich die Zahl der Beschäftigten um 3,2 % auf 25.901 und die Anzahl der Betriebe um 3,9 % auf 146 verringert.

m Außenhandel mit Feinkeramik hatte der Export im ersten Halbjahr 2014 mit 1,6 Mrd. Euro einen Anstieg in Höhe von 3,1 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu vermelden. Der Import erhöhte sich um 4,6 % auf 1,2 Mrd. Euro. Durch den überproportionalen Anstieg der Einfuhren nahm der Ausfuhrüberschuss um 1,3 % auf 397,6 Mill. Euro ab.

Perspektiven der deutschen Feinkeramischen Industrie

Die Entwicklung der Konsumausgaben und damit auch die Nachfrage für Erzeugnisse der Feinkeramischen Industrie hängt im Wesentlichen von der Entwicklung des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte ab, das im Jahr 2013 mit 2,1 % auf 1.715,22 Mrd. Euro gewachsen ist. Die privaten Konsumausgaben haben sich um 2,3 % auf 1.525,27 Mrd. Euro erhöht. Infolge der Staatsschulden- und Bankenkrise sowie anhaltend hoher Energie- und Rohstoffpreise ist es Mitte 2012 zu einem Einbruch der weltwirtschaftlichen Entwicklung gekommen. Durch eine expansive Geldpolitik konnte 2013 eine Stabilisierung der Weltkonjunktur erzielt werden. Im Jahr 2014 wird sich nach Einschätzung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) die konjunkturelle Lage in Deutschland weiter verbessern. Wachstumsimpulse werden vor allem von der Binnennachfrage erwartet. Der Außenhandel dürfte durch steigende Importe und wachsende Exporte in den Euro-Raum beeinflusst werden. Der Beschäftigungsstand wird weiterhin hoch sein. Im kommenden Jahr rechnet der SVR mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 1,6 %.

Im September 2014 tendiert der ifo-Geschäftsklimaindex für Keramik nach oben. Die befragten Unternehmen beurteilen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Entwicklung ihrer Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate günstiger als im Vormonat.

Das BMWi als Ansprechpartner...

  • für allgemeine Fragen der Wettbewerbsfähigkeit der Feinkeramischen Industrie (Rahmenbedingungen wie Steuer-, Lohnnebenkosten-, Währungs-, Energiefragen) sowie spezifische Standortfaktoren (FuE, Innovation, Aus- und Weiterbildung, Umweltpolitik, Handelspolitik, Exportfragen u.a.).