Stoffproben, symbolisieren Branchenfokus Textil und Bekleidung; Quelle: istockphoto.com/Danish Khan

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Branchenskizze

Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie besteht vorwiegend aus kleineren und mittel-ständisch geprägten Unternehmen, darunter eine große Zahl von Familienunternehmen, mit insgesamt ca. 135.000 Beschäftigten. Sie umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen Produkten, welche unter folgenden Gruppen zusammengefasst werden können:

  • Bekleidung und Mode
  • Heimtextilien
  • Technische Textilien

Der stärkste Wachstumstreiber der letzten Jahre ist der Bereich der technischen Textilien, welche Anwendung in einer Vielzahl von Sparten finden. So zum Beispiel im textilen Leichtbau (Dämmung, Dachkonstruktionen, Brückenbau), im Gesundheitsbereich (Wundverbände, persönliche Schutzausrüstung) oder auch im Automobilsektor (Airbags, Schutzmantel für den Motor in Elektrofahrzeugen). Die Marktführerschaft im Bereich technischer Textilien verdankt die deutsche Industrie auch dem hohen Grad an textiler Forschung an einer Vielzahl von deutschen Instituten. So gibt es viele Hidden Champions unter den mittelständischen Textilunternehmen, die mit hochinnovativen Spezialprodukten führend auf den weltweiten Märkten sind. Die Potenziale der Industrie sind noch nicht ausgeschöpft und Kooperationen mit Forschungsinstituten, beispielsweise auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, erscheinen vielversprechend.

Rund ein Drittel ihrer Umsätze erwirtschaftet die Branche im Bereich Mode und Bekleidung. Die textile Produktions- und Lieferkette ist dabei global verzweigt und äußerst vielschichtig. So durchläuft zum Beispiel ein einfaches Herrenoberhemd, einschließlich der Logistik, rund 140 Produktions- und Lieferstufen, an denen unterschiedliche Unternehmen aus verschiedenen Ländern weltweit beteiligt sind.

BMWi

Abbildung: Wertschöpfungskette Bekleidung


Die hohe Exportquote von mehr als 40 Prozent spiegelt die Wertschätzung deutscher Textil- und Bekleidungsprodukte auf den internationalen Märkten wider und unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind mit Abstand die wichtigsten Handelspartner für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Etwa 75 Prozent ihres gesamten Exportwertes geht in diese Staaten. Es folgen die übrigen europäischen Länder sowie Asien. Bei den Importen hingegen hat Asien mit mehr als 50 Prozent den größten Anteil, gefolgt von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie den übrigen europäischen Ländern. Außer den Mitgliedstaaten der EU zählen im Einzelnen China, die Türkei sowie Bangladesch zu den wichtigsten Lieferländern für den deutsche Textil- und Bekleidungsmarkt.

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland damit beim Export von Textilien gemessen am Wert Platz 3 nach China und Indien. Beim Import von Textilien nimmt Deutschland die vierte Stelle hinter den USA, Vietnam und China ein.

Branchenkonjunktur

Die Textil- und Bekleidungsindustrie wurde durch die Schließungen des stationären Einzelhandels, anderer pandemiebedingter Einschränkungen und den damit z. T. einhergehenden Veränderungen des Konsumverhaltens der Verbraucher schwer von der Corona-Krise getroffen. Insbesondere im Bereich Mode und Textilien gingen Umsatz und Beschäftigung im Jahr 2020 zurück. Auch Importe und Exporte waren durch die teilweisen Einschränkungen der internationalen Lieferketten betroffen.
Die Unternehmen konnten den Umsatzverlusten teilweise, mit z. T. erheblichem Kapitaleinsatz, durch einen kurzfristigen Ausbau des Online-Vertriebs entgegenwirken. Der stationäre Einzelhandel bleibt aber weiterhin der wichtigste Absatzkanal.

Um die zum Teil schwerwiegenden Folgen der Corona-Pandemie für die Unternehmen abzufedern, hat die Bundesregierung zahlreiche Unterstützungsmechanismen geschaffen und ist auch beständig dabei, diese zu verbessern und auszubauen. So stehen zur kurzfristigen Liquiditätssicherung vor allem das KfW-Sonderprogramm, der KfW-Schnellkredit sowie die Bürgschaftsprogramme zur Verfügung. Zur Deckung ihrer Fixkosten können die Unternehmen Überbrückungshilfe beantragen. Das BMWK hat sich insbesondere für die Möglichkeit eingesetzt, Sonderabschreibungen für Saisonware geltend zu machen. Insbesondere auch die Mode- und Bekleidungsindustrie, mit ihren wechselnden Kollektionen, profitierte von der Erweiterung der Sonderabschreibungsmöglichkeiten auf Hersteller und Großhändler.

Ein sich veränderndes Konsumverhalten, steigende Anforderungen an Produkte und Lieferketten, Marktverschiebungen zugunsten des Onlinehandels, steigende Produktionskosten sowie die Anforderungen durch den European Green Deal sind weitere Herausforderungen für die mittelständischen Unternehmen. Bei der Begegnung dieser Herausforderungen werden durch die Industrie insbesondere nachhaltige Produktion und Konsum im Sinne einer Kreislaufwirtschaft und die Digitalisierung als zentral angesehen.

Eckdaten der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie

Tabelle Textil Bild vergrößern

© Statistisches Bundesamt

Das BMWK als Ansprechpartner...

  • setzt sich für wettbewerbsfähige und stabile Rahmenbedingungen für die Textil- und Bekleidungsindustrie ein. Nach diesem Selbstverständnis ist es primäre Aufgabe, innerhalb der Bundesregierung dafür zu sorgen, dass auf allen Ebenen – national, europäisch, international – eine Rahmengesetzgebung erfolgt, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nachhaltig stärkt. Wichtigste Randbedingung ist dabei, dass wir im Vergleich mit anderen Industrieländern dieser Welt soweit wie möglich gleiche Wettbewerbsbedingungen (level-playing-field) herstellen, die eine nachhaltige wettbewerbsfähige produzierende Industrie ermöglichen.
  • betreut in diesem Zusammenhang nationale und europäische Gesetzesvorhaben mit dem Ziel, wirtschaftsverträgliche und unbürokratische Lösungen zu finden und Innovationen zu fördern. So begleitet das BMWK zum Beispiel die Erarbeitung der EU Strategie für nachhaltige Textilien.
  • arbeitet mit an der Fortentwicklung internationaler Vereinbarungen zum Handel und zur Herstellung von Textilien und Bekleidung sowie deren Umsetzung in europäisches Recht, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
  • begleitet die Entscheidung über handelspolitische Maßnahmen mit dem Ziel, wettbewerbswidriges Verhalten zu unterbinden und damit auch langfristig einen ausgewogenen Branchenmix innerhalb Europas zu erhalten. Im Bereich der Marktüberwachung und Textilkennzeichnung tauscht sich das BMWK regelmäßig und aktiv mit den Bundesländern und den zuständigen Stellen auf EU-Ebene aus.
  • begleitet die Entwicklung der Textil- und Bekleidungsindustrie und gibt, wo nötig entsprechende Unterstützung, z.B. bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht.
  • unterstützt insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bei der Erschließung neuer Märkte über das Markterschließungsprogramm der GTAI
  • begleitet aktuelle Prozesse der Industrie durch einen regelmäßig stattfindenden gemeinsamen Branchendialog der Konsumgüterindustrie
  • arbeitet in der Europäischen Union in den Arbeitsgruppen für Textilien und Bekleidung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie und zur Sicherung von Beschäftigung mit.