Die deutsche Stahlindustrie hat als Grundstoffindustrie eine besondere Bedeutung für die industriellen Wertschöpfungsketten in Deutschland. Sie erwirtschaftet einen Umsatz von rund 55,2 Milliarden Euro (2022) und beschäftigt rund 90.000 Menschen (2022). Die gesamte Rohstahlproduktion lag 2022 bei 36,8 Millionen Tonnen. Rund 23,1 Millionen Tonnen an sog. Steel Mill Products (Walzstahl- und Schmiedeerzeugnisse in Form von stahlhaltigen Gütern wie z.B. Autos) wurden 2022 exportiert, 22,6 Millionen Tonnen importiert. Zu den größten Stahlproduzenten in Deutschland zählen die thyssenkrupp Steel Europe AG mit einer Produktion von rund 11 Millionen Tonnen, die ArcelorMittal Germany Holding GmbH mit rund 7 Millionen Tonnen und die Salzgitter AG mit rund 6,75 Millionen Tonnen Rohstahl (jeweils 2021, neuere Zahlen liegen bislang nicht vor). In Deutschland ist Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von rund 38 Prozent das Bundesland mit der größten Stahlerzeugung [1].

Deutschland war 2022 der siebent größte Rohstahlhersteller weltweit hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea sowie der größte Stahlproduzent der EU-27 vor Italien, Frankreich und Spanien. China ist mit einem Anteil von rund 54 Prozent an der globalen Produktion mit Abstand weltgrößter Produzent [2].

Etwa zwei Drittel des Stahls werden in Deutschland in integrierten Hüttenwerken (überwiegender Einsatz von Eisenerz; so genannte Hochofenroute) erschmolzen. Das verbleibende Drittel wird über die Elektrostahlroute (Einsatz von Stahlschrott) erzeugt. Den Werkstoff Stahl zeichnet aus, dass er nahezu vollständig recycelbar ist. Damit können natürliche Ressourcen in erheblichem Umfang eingespart werden.

Die Innovationen der Stahlbranche tragen aufgrund der engen Verflechtung mit anderen Industriebranchen zu den Erfolgen etwa der Automobilindustrie oder des Maschinenbaus bei. Zugleich werden eine Vielzahl umweltrelevanter Produkte aus innovativen Stählen hergestellt, beispielsweise Windkraftanlagen, hocheffiziente Turbinen zur Energieerzeugung oder leichtere Automobilkarosserien.

Insgesamt zeichnet sich der Weltstahlmarkt durch eine ausgeprägte internationale Wettbewerbsintensität aus, die sich teilweise negativ auf die erzielbaren Preise auswirkt. Insbesondere die chinesische Stahlproduktion und chinesische Stahlexporte haben den Weltstahlmarkt in den vergangenen Jahren erheblich beeinträchtigt. Die in China erkennbaren Sättigungstendenzen und daraus resultierende nachlassende Dynamik der Stahlnachfrage im Inland bleiben ohne ausreichende Anpassung der Kapazitäten.

In Folge agiert die deutsche Stahlindustrie weiterhin in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld.

2020 hat die Bundesregierung mit dem Handlungskonzept Stahl ein politisches Gesamtkonzept für eine langfristig starke, international wettbewerbsfähige und klimaneutrale Stahlindustrie am Standort Deutschland vorgelegt.

Internationaler Wettbewerb

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt die Forderung, weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, um bestehende Marktungleichgewichte abzubauen. Maßgeblich sind in diesem Kontext insbesondere Maßnahmen auf Ebene der Europäischen Union und im G20-Kontext.

Für die Stahlindustrie von großer Bedeutung sind die handelspolitischen Schutzinstrumente, wie Antidumping- oder Antisubventions- sowie Schutzmaßnahmen. Hiernach kann die Europäische Kommission entsprechende Ausgleichszölle verhängen, sofern die EU-Wirtschaft durch unfaire Handelspraktiken bzw. einen plötzlichen und außergewöhnlichen Importanstieg geschädigt wird oder eine Schädigung droht.

Die Voraussetzungen richten sich nach den jeweiligen europäischen Grundverordnungen auf Basis des WTO-Rechts.

Der weitaus größte Teil der deutschen Exporte, rund 80%, verbleibt innerhalb der Europäischen Union. Nur ca. 20% der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen in Drittländer. Unter den Drittländern sind die USA ein wichtiger Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie.

Multilateraler Prozess zum Abbau von Überkapazitäten im Stahlsektor

Seit Dezember 2016 und der Gründung des „Global Forum on Steel Excess Capacity“ wird multilateral nach einer Lösung zu Stahlüberkapazitäten gesucht. Die beteiligten G20- und OECD-Staaten suchen Wege zum Abbau von Subventionen und Beihilfen, die für die Entstehung von Überkapazitäten verantwortlich sind. Ziel ist eine Reduzierung bestehender Produktionskapazitäten weltweit.

Branchenkonjunktur

 201620172018201920202021
2022
Produktion (Mio. t) Rohstahl [2]42,143,342,439,635,740,236,8
Umsatz (Mrd. Euro) [2]35,142,144,139,132,141,455,2
Anzahl Betriebe [3]175170168165160154Es liegen noch keine Angaben vor
Anzahl Beschäftigte [2]96.95795.77296.46497.40094.03189.00090.000
Import von Stahlerzeugnissen [3] (Mio. t)26,828,528,024,420,424,822,6
Export von Stahlerzeugnissen [3] (Mio. t)25,627,326,424,82224,623,1

[1]Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW, 2023
[2] Statista;
[3] Statistisches Bundesamt, ausgewertet von Wirtschaftsvereinigung Stahl
[4] Statistisches Bundesamt: Wirtschaftszweigklassifikation WZ08-241 und WZ08-242