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Foresight-Prozess des BMWK: Ein Blick in die Zukunft
Strategische Vorausschau
Die Digitalisierung ist kein linearer Prozess, dessen Trend ohne Weiteres fortgeschrieben werden kann. Vielmehr sind Dynamik, Richtung und Wechselwirkung einzelner Technologien schubartig und disruptiv, sodass mittel- bis langfristige Prognosen nur schwer zu erstellen sind. Gleichzeitig besteht ein hohes wirtschaftspolitisches Interesse, frühzeitig Vorstellungen über mögliche Entwicklungen in der Digitalisierung zu entwickeln und damit verbundene Herausforderungen zu erkennen. Dafür bieten sich Methoden der Zukunftsforschung an, insbesondere das Instrument der "Strategischen Vorausschau".
Die "Strategische Vorausschau" - oder „Strategic Foresight“ - ist ein Feld der Zukunftsforschung, das sich mit zukünftigen gesellschaftlichen, politischen oder technologischen Entwicklungen beschäftigt. Dabei werden regelmäßig auch Entwicklungen betrachtet, die noch in der Anfangsphase stecken und zunächst möglicherweise nur durch Expertinnen und Experten wahrgenommen werden.
Ziel des Prozesses ist nicht, ein bestimmtes Ergebnis unter Angabe einer Wahrscheinlichkeit vorherzusagen. Vielmehr sollen mehrere „Zukünfte“ beleuchtet werden. Dabei können auch Szenarien betrachtet werden, die zunächst unwahrscheinlich erscheinen, aber dennoch unter gewissen Entwicklungspfaden vorstellbar sind. Der Prozess dient somit als Instrument für die strategische Planung, um auch auf unwahrscheinliche, aber mögliche Entwicklungen vorbereitet zu sein.
Der Prozess des BMWK
Ziel des Vorausschauprozesses des BMWK ist es, nicht eine einzelne, sondern mehrere mögliche Entwicklungen für die Zukunft der digitalisierten deutschen Wirtschaft in verschiedenen Facetten über einen Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren zu betrachten. Dabei werden verschiedene Szenarien mit Blick auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen der deutschen Wirtschaftsstruktur qualitativ analysiert und wirtschaftspolitische Implikationen abgeleitet.
Den Ausgangspunkt bilden dabei Entwicklungen in ausgewählten Schlüsseltechnologien. Diese umfassen Digitale Plattformen, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, Autonome Systeme, Blockchain, Big Data, Quantenrechner und Industrie 4.0.
Die meisten dieser Technologien sind zwar vielen bereits heute geläufig, ihr Anwendungspotential und Zusammenspiel dürften aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft oder auch eindeutig absehbar sein. Interdisziplinäres Expertenwissen ist notwendig, um dieses angemessen und in Gänze zu beurteilen.
Im Mittelpunkt der zu entwickelnden Zukunftsszenarien stehen Interaktionen und Implikationen dieser Schlüsseltechnologien mit wirtschaftlichen Bereichen und der sozialen Marktwirtschaft. In solchen Szenarien können folgende Fragestellungen untersucht werden: Veränderungen von Produktionsprozessen, Eigentumsrechte an Daten, haftungsrechtliche Aspekte autonomer Systeme oder wettbewerbsrechtliche Fragen digitaler Plattformen und ihre möglichen Folgen für Wachstums-, Produktivitäts- und Einkommensentwicklung, die Unternehmenslandschaft sowie den Strukturwandel.
Im letzten Schritt werden auf dieser Basis Herausforderungen für die soziale Marktwirtschaft identifiziert und Handlungsoptionen abgeleitet. Diese wiederum dienen als Input zur Gestaltung eines Ordnungsrahmens für die digitalisierte Wirtschaft.
Am 18. Juni 2021 wurden die Ergebnisse des Prozesses in einer virtuellen Abschlussveranstaltung unter dem Titel „Soziale Marktwirtschaft in der digitalen Zukunft - Foresight-Konferenz des BMWi“ der Öffentlichkeit vorgestellt und mit namhaften Expertinnen und Experten diskutiert. Dabei waren u.a. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (Eröffnung), Prof. Dr. Justus Haucap (Direktor des Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE)), Christian Lipicki (Leiter des Grundsatzreferates für Digitalpolitik im BMWi), Christine Mohn (Trendanalystin bei DB Systel GmbH), Dr. Holger Niermann (Referatsleiter "Wirtschaftspolitische Grundsatzfragen, Wirtschaftsentwicklung, Sonderaufgaben", Bundeskanzleramt), Nadine Schön (MdB, Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung), Dr. Philipp Steinberg (Abteilungsleiter „Wirtschaftspolitik“, BMWi).