Artikel - Digitalisierung

Ein Blick in die Zukunft

Einleitung

Das BMWK hat einen zweijährigen Vorausschauprozess gestartet, mit dem langfristige Auswirkungen neuer Technologien frühzeitig erkannt werden sollen.

Farbige Darstellung eines Bauteils in einem Laptop

© Getty Images/TEK IMAGE/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Die Digitalisierung bringt einen fundamentalen Wandel für die deutsche Wirtschaft mit sich. Automatisierung, Sharing Economy oder digitale Plattformen sind nur einige Bereiche, die bereits heute für Unternehmen und Kunden gleichermaßen neue Möglichkeiten eröffnen. Viele Anwendungsmöglichkeiten von neuen Technologien sind derzeit jedoch noch kaum absehbar, beispielsweise von Künstlicher Intelligenz, Industrie 4.0, 3D-Druck oder Blockchain. Um langfristige Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft frühzeitig zu erkennen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen zweijährigen Strategischen Vorausschauprozess angestoßen.

Digitalisierung als Herausforderung für Wirtschaft und Politik

Die Digitalisierung ist im Alltag der meisten Bürgerinnen und Bürger präsent, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Der digitale Wandel wird Wirtschaft und Gesellschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten maßgeblich prägen.

Eine Vielzahl neuer Technologien und Geschäftsmodelle werden mit einem immer schnelleren Tempo entwickelt. Künstliche Intelligenz, Blockchain oder große digitale Plattformen wie Google bestimmen die öffentliche Diskussion. Dabei werden zum einen ungeahnte Chancen für langfristigen wirtschaftlichen Fortschritt und Wohlstand gesehen. Zum anderen werden grundlegende Strukturveränderungen für Wertschöpfungsketten, Arbeitsprozesse und Unternehmensstrukturen erwartet.

Daten werden als das neue Öl angesehen, Algorithmen analysieren menschliches Verhalten, um individuelle Produkte und Dienstleistungen anzubieten, autonome Systeme kommen in immer mehr Bereichen zum Einsatz. Diese Veränderungen stellen auch die Wirtschaftspolitik vor neue Herausforderungen.

Leitfragen an die Auswirkungen des digitalen Wandels

  • Wie verändert sich die Definition eines Unternehmens, eines Produzenten, eines Konsumenten und welche Implikationen kann dies mit sich bringen?
  • Was bedeutet dies für Produktionsprozesse, Unternehmenslandschaft, den Strukturwandel allgemein und bestimmte Branchen im Speziellen?
  • Welche Implikationen können sich aus unterschiedlichen Eigentumsrechten an Daten, Algorithmen, digitalen Plattformen ergeben?

Ein effektiver Ordnungsrahmen für die digitalisierte Wirtschaft muss einerseits auf schubartige Veränderungen flexibel reagieren können. Gleichzeitig bedarf es aber auch einer strategischen Weitsicht für technologische Entwicklungen, um langfristige wirtschaftliche Auswirkungen erkennen und gestalten zu können. Der angestoßene Prozess der "Strategischen Vorausschau zu wirtschaftlichen Perspektiven der Digitalisierung" soll hierzu einen Beitrag leisten.

Computerchip zum Thema Digitalisierung

© Raimundas/stock.adobe.com

Digitalisierung Den digitalen Wandel gestalten

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Foresight-Prozess des BMWK: Ein Blick in die Zukunft

Strategische Vorausschau

Die Digitalisierung ist kein linearer Prozess, dessen Trend ohne Weiteres fortgeschrieben werden kann. Vielmehr sind Dynamik, Richtung und Wechselwirkung einzelner Technologien schubartig und disruptiv, sodass mittel- bis langfristige Prognosen nur schwer zu erstellen sind. Gleichzeitig besteht ein hohes wirtschaftspolitisches Interesse, frühzeitig Vorstellungen über mögliche Entwicklungen in der Digitalisierung zu entwickeln und damit verbundene Herausforderungen zu erkennen. Dafür bieten sich Methoden der Zukunftsforschung an, insbesondere das Instrument der "Strategischen Vorausschau".

Zukunftsszenarien entwerfen Bild vergrößern

Zukunftsszenarien entwerfen

© VDI Technologiezentrum; DICE Consult

Die "Strategische Vorausschau" - oder „Strategic Foresight“ - ist ein Feld der Zukunftsforschung, das sich mit zukünftigen gesellschaftlichen, politischen oder technologischen Entwicklungen beschäftigt. Dabei werden regelmäßig auch Entwicklungen betrachtet, die noch in der Anfangsphase stecken und zunächst möglicherweise nur durch Expertinnen und Experten wahrgenommen werden.

Ziel des Prozesses ist nicht, ein bestimmtes Ergebnis unter Angabe einer Wahrscheinlichkeit vorherzusagen. Vielmehr sollen mehrere „Zukünfte“ beleuchtet werden. Dabei können auch Szenarien betrachtet werden, die zunächst unwahrscheinlich erscheinen, aber dennoch unter gewissen Entwicklungspfaden vorstellbar sind. Der Prozess dient somit als Instrument für die strategische Planung, um auch auf unwahrscheinliche, aber mögliche Entwicklungen vorbereitet zu sein.

Der Prozess des BMWK

Ziel des Vorausschauprozesses des BMWK ist es, nicht eine einzelne, sondern mehrere mögliche Entwicklungen für die Zukunft der digitalisierten deutschen Wirtschaft in verschiedenen Facetten über einen Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren zu betrachten. Dabei werden verschiedene Szenarien mit Blick auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen der deutschen Wirtschaftsstruktur qualitativ analysiert und wirtschaftspolitische Implikationen abgeleitet.

Den Ausgangspunkt bilden dabei Entwicklungen in ausgewählten Schlüsseltechnologien. Diese umfassen Digitale Plattformen, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, Autonome Systeme, Blockchain, Big Data, Quantenrechner und Industrie 4.0.

Die meisten dieser Technologien sind zwar vielen bereits heute geläufig, ihr Anwendungspotential und Zusammenspiel dürften aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft oder auch eindeutig absehbar sein. Interdisziplinäres Expertenwissen ist notwendig, um dieses angemessen und in Gänze zu beurteilen.

Im Mittelpunkt der zu entwickelnden Zukunftsszenarien stehen Interaktionen und Implikationen dieser Schlüsseltechnologien mit wirtschaftlichen Bereichen und der sozialen Marktwirtschaft. In solchen Szenarien können folgende Fragestellungen untersucht werden: Veränderungen von Produktionsprozessen, Eigentumsrechte an Daten, haftungsrechtliche Aspekte autonomer Systeme oder wettbewerbsrechtliche Fragen digitaler Plattformen und ihre möglichen Folgen für Wachstums-, Produktivitäts- und Einkommensentwicklung, die Unternehmenslandschaft sowie den Strukturwandel.

Im letzten Schritt werden auf dieser Basis Herausforderungen für die soziale Marktwirtschaft identifiziert und Handlungsoptionen abgeleitet. Diese wiederum dienen als Input zur Gestaltung eines Ordnungsrahmens für die digitalisierte Wirtschaft.

Am 18. Juni 2021 wurden die Ergebnisse des Prozesses in einer virtuellen Abschlussveranstaltung unter dem Titel „Soziale Marktwirtschaft in der digitalen Zukunft - Foresight-Konferenz des BMWi“ der Öffentlichkeit vorgestellt und mit namhaften Expertinnen und Experten diskutiert. Dabei waren u.a. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (Eröffnung), Prof. Dr. Justus Haucap (Direktor des Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE)), Christian Lipicki (Leiter des Grundsatzreferates für Digitalpolitik im BMWi), Christine Mohn (Trendanalystin bei DB Systel GmbH), Dr. Holger Niermann (Referatsleiter "Wirtschaftspolitische Grundsatzfragen, Wirtschaftsentwicklung, Sonderaufgaben", Bundeskanzleramt), Nadine Schön (MdB, Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung), Dr. Philipp Steinberg (Abteilungsleiter „Wirtschaftspolitik“, BMWi).

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