Ablauf

Am 23.02.2021 fand im Anschluss an den runden Tisch Innenstädte der erste von mehreren themenspezifischen Workshops des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zur Erarbeitung neuer Wege zur Belebung der Innenstädte statt. Nach der Begrüßung durch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wurden Best-Practice-Beispiele aus 4 Städten präsentiert: Mönchengladbach, Bremen, Berlin und Nantes.

Anschließend stellte Boris Hedde vom Institut für Handelsforschung Köln die Ergebnisse einer Befragung von Innenstadt-Besuchern vor, die zeigt, dass mittlerweile überwiegend nur ältere Menschen in die Stadt gehen und dass der Grund in erster Linie das Verbringen der Freizeit ist und erst danach Einkaufen und Gastronomie. Die Studie „VITALE INNENSTÄDTE 2020“ ergab, dass dem Erlebniswert zwar große Bedeutung für die Qualität des Innenstadtbesuchs zugemessen wird, viele Menschen aber eher unzufrieden mit dem Angebot in diesem Bereich sind. Städte müssten mehr auf die Wünsche der Besucher eingehen. Dabei ist Mehrwert darüber zu erreichen, dass Einzelhandel und Erlebnis im Sinne der lokalen Gesamtattraktivität Hand in Hand gehen.

In zwei Arbeitsgruppen wurden dann kreative Ansätze zu Belebung von leeren City-Immobilien erarbeitet, die auch ein Augenmerk auf die Bedürfnisse junger Menschen legten (Kultur, Sport, einfallsreiche Kinderbetreuung etc.). Während sich eine Gruppe der Teilnehmer mit nachhaltigen Lösungen außerhalb der bisherigen Handelsformate beschäftigte, die Frequenz und Aufenthaltsdauer boosten können, lag der Schwerpunkt der zweiten Gruppe auf der Wiederbelebung von Großflächen-Immobilien.

Ergebnisse der Diskussion

Von den vielen neuen Ideen, die in Modellprojekten erprobt werden können, seien hier nur einige genannt:

Die Nutzungen durch Kunst, Handwerk und Verkauf/Handel sind stärker als Einheit zu betrachten. Ein modernes Kaufhaus sollte mehr ein „Bürgerhaus 2.0“ sein mit mixed use-Ansatz. Das bedeutet, dass z.B. Handel, Verwaltung, Gastronomie, Kinderbetreuung, soziales Engagement und Sport unter ein Dach oder in ein Stadtteil-Zentrum gebracht werden. Kunst und Kultur können zudem eine wichtige Rolle als Zwischennutzung spielen (z.B. Konzerte in ungenutzten Geschäftsräumen oder Kunstausstellungen in Schaufenstern). So können Immobilien und Ortskerne attraktiv bleiben, bis eine längerfristige Nutzung gefunden wird.
Verzahnung von städtischen Funktionen (Wohnen, Arbeiten, Ausbildung, Kultur, Freizeit und Einkaufen) unter Berücksichtigung von Megatrends wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Demografie, Healthcare etc. sind generell das Ziel - bei gleichzeitigem Aufbau neuer Mehrwerte für die jeweils lokalen BesucherInnen.

Insbesondere bei der Nutzung von Großflächen wie Kaufhäusern ist ein ganzheitliches Management notwendig, das auch die umliegenden Stadtlagen einbezieht. Eine stärker diversifizierte Nutzung durch Handel, Gewerbe, Kultur und Logistik (hier auch mit neuen Mobilitätskonzepten) sowie eine stärkere Ausrichtung auf junge Familien (z.B. Spieleparcours - Kinder sollen eine Stadt „erspielen“ können) wird als zentral für die Zukunft dieser Immobilien angesehen. Außerdem wurde auch eine Mehrfachnutzung von Immobilien angeregt, um die Innenstadt möglichst 24 Stunden lebendig zu halten.
Diese Anforderungen gelten auch für Shoppingcenter. Um hier Pilotprojekte durchzuführen, wurde vorgeschlagen, neben den Stadtlaboren auch „Centerlabore“ zu schaffen, durch die Experimente in Shoppingmalls durchgeführt werden. Spontan haben sich auch die anwesenden VertreterInnen aus Immobilienwirtschaft, Citymanagement und Logistik bereit erklärt, sich an dem neuen Centerlabor zu beteiligen.