Regionenzuschnitt
in Sachsen:
Görlitz, Bautzen
Beispielregion -
in Sachsen:
Görlitz, Bautzen
Die Oberlausitz umfasst den sächsischen Teil der Lausitz mit den Landkreisen Görlitz und Bautzen. Diese Region ist unter anderem auf den Maschinenbau spezialisiert. Sie zeichnet sich außerdem durch große landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Flächen und somit durch ein hohes Rohstoffpotential für die industrielle Bioökonomie aus. Zudem kann bereits auf etablierte Innovationsstrukturen wie z. B. das Naturfasernetzwerk LaNDER3 der Hochschule Zittau/Görlitz zur Herstellung von Hightech-Verbundstoffen sowie auf große Industriestandorte, wie Schwarzheide, zurückgegriffen werden. Insgesamt sind in der Region mehr als 40 Unternehmen aus dem Bereich der industriellen Bioökonomie ansässig.
Im Vergleich zur gesamten Lausitz ist zu erkennen, wie sich die Unternehmenslandschaft, speziell in der sächsischen Oberlausitz zwischen Dresden, Bautzen, Görlitz und Zittau, verdichtet ausgebildet hat. Aufgrund dessen spielt die Oberlausitzer Industriestruktur mit ihrer Heterogenität eine entscheidende Rolle bei der wirtschaftlichen Neuausrichtung der sächsischen Lausitz und steht sinnbildlich für den Erhalt des Charakters der Region.
Die Oberlausitzer Akteure sind insbesondere im Energie- Maschinenbausektor durch vielfältige Projektaktivitäten z. B. mit der Hochschule Zittau/Görlitz, ansässigen regionalen Fraunhofer Instituten und weiteren sächsischen Forschungseinrichtungen etabliert. Mit dem Kohleausstieg bilden sich derzeit neue Initiativen und Netzwerke im Bereich der Bioökonomie. Besonders die Transformation des kleinteiligen und hochflexiblen Sondermaschinebaus in der Oberlausitz kann nun neue Wertschöpfungsketten nutzen, die sich insbesondere im Bereich der Grünen Technologien etablieren.
Faserpflanzen wie Hanf und insbesondere Flachs wurden traditionell in der Oberlausitz angebaut. Im Rahmen des durch den Kohleausstieg bedingten regionalen Strukturwandels, können diese Rohstoffquellen erneut erschlossen werden. Doch insbesondere die Substitution fossilbasierter Grundstoffe durch Faserpflanzen birgt große Herausforderungen: zum einen die Flächenkonkurrenz zu Nahrungs- und Energiepflanzen, zum anderen die Herausforderung der großtechnischen Ernte- und Verarbeitung und nicht zuletzt der zusätzliche Einsatz von synthetischen Düngemitteln. Daher konzentrieren sich derzeit Akteure der Oberlausitz auch auf Reststoffe, wie SpreuStroh die bei der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse abfallen.
Regionale Wertschöpfungsketten erfordern regionale Rohstoffe. Hier ist die Reststoffthematik besonders vielversprechend. Quellen solcher Reststoffe sind insbesondere die Holz- und Agrarwirtschaft, aber auch kommunale biogene Abfälle wie Grünschnitt und Laub stehen derzeit im Mittelpunkt der Untersuchung. Vorteilhaft ist, dass nach der energetischen Verwertung, z. B. in Biogasanlagen, hochwertige Faserpflanzen zurückbleiben, die in diversen Produkten stofflich verwertet werden können.
In der vom Strukturwandel betroffenen Lausitz haben sich im Umkreis der Hochschule Zittau/ Görlitz (HSZG) und aktiver regionaler KMUs diverse Initiativen rund um relevante Zukunftsthemen formiert: Die Technologie-Partnerschaft LaNDER3 ist ein vom BMBF- gefördertes Bündnis zwischen HSZG, Fraunhofer IWU Zittau sowie über 25 regionalen Unternehmen. Es erforscht und entwickelt seit 2017 neuartige Naturfaserverbundwerkstoffe im Rahmen der Bioökonomie (lander.hszg.de).
Das Verbundvorhaben „Lausitz - Life and Technology“ eröffnet der Region Oberlausitz durch das Entwickeln, Bereitstellen und Zusammenführen technologischer und sozialer Innovationen neue Wege, um für die Menschen und Strukturen der Arbeits- und Lebenswelt bedarfsorientiert und zukunftszuversichtlich zu wandeln. Dies baut auf die vier Innovationsbereiche auf: (1.) Additive Fertigung, (2.) Vernetzte Energiespeichersysteme, (3.) Non-formale Bildung und (4.) attraktive Arbeits- und Lebenswelten (life-and-technology.eu).
Hochschule Zittau/Görlitz / LaNDER³
Prof. Dr. Jens Weber
Theodor-Körner-Allee 16
02763 Zittau
In den sogenannten Beispielregionen der industriellen Bioökonomie gibt es bereits einige Unternehmen mit Bezug zur industriellen Bioökonomie. Diese vernetzen sich und biologisieren die Industriestruktur, sodass neue industrielle Wertschöpfungsketten mit biobasierten Produkten und Verfahren entstehen.
In dieser Beispielregion sind verschiedene Industriezweige in unterschiedlicher Ausprägung vertreten. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Industriezweige, die 1) bedeutsam für die Wirtschaftsleistung und 2) bedeutsam für die industrielle Bioökonomie in dieser Beispielregion sind.
In dieser Region sind bis zu 10 Unternehmen mit Bezug zur industriellen Bioökonomie ansässig.
Die Unternehmen sind auf unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen der industriellen Bioökonomie aktiv. In der folgenden Tabelle wird dargestellt, welcher Anteil der Unternehmen dieser Region jeweils welcher Wertschöpfungsstufe angehört.
Wertschöpfungsstufe | Anteil der Unternehmen |
Rohstoffgewinnung und –aufbereitung | 20% |
Verarbeitung von Rohstoffen zu Zwischenprodukten | 20% |
Apparate- und Anlagenbau, Verfahrenstechnik (Enabler) | 20% |
Verarbeitung von Zwischenprodukten zu Endprodukten | 20% |
Unternehmen, die zwei oder mehr Wertschöpfungsstufen abbilden | 20% |
Um das Potential einer Region als Beispielregion der industriellen Bioökonomie bewerten zu können, spielt unter anderem die Verfügbarkeit von Biomasse eine große Rolle, die zum Beispiel auf der Bodenfläche in der Region erzeugt wird.
Neben der Möglichkeit, Bodenfläche als Industrie- und Gewerbefläche einzusetzen, kann sie forst- oder agrarwirtschaftlich genutzt werden. In dieser Beispielregion wird die Fläche prozentual wie folgt genutzt:
Für den Übergang von überwiegend fossilen hin zu nachhaltigen Rohstoffen in der Industrieproduktion werden biobasierte Rohstoffe benötigt. In dieser Region weisen folgende Sektoren Potential in Hinblick auf die Rohstoffbereitstellung für die industrielle Bioökonomie auf:
Sektor | Potential |
Agrarwirtschaft | +++ |
Forstwirtschaft | +++ |
Fischerei/Aquakultur | ++ |
Abfälle und sonstige Erzeugnisse aus Nahrungs- und Futtermitteln | ++ |
Geringes Potential: +
Mittleres Potential: ++
Hohes Potential: +++
Kennzeichen für die Stärke einer Region in Forschung und Entwicklung im Bereich der industriellen Bioökonomie sind Hochschulen und Forschungsinstitute. Pilot- und Demonstrationsanlagen, wie z. B. Mehrzweckanlagen, tragen außerdem dazu bei, die Verfahren der Bioökonomie zu erproben und zu skalieren.
In dieser Beispielregion sind unter anderem folgende Forschungseinrichtungen mit Bezug zur industriellen Bioökonomie vertreten.
Kooperationen bieten Akteuren aus dem Bereich der industriellen Bioökonomie die Möglichkeit, sich auszutauschen, zu vernetzen, gemeinsam Forschungs- und Entwicklungsprojekte umzusetzen sowie Synergien bei der Transformation hin zu einer biobasierten Industrie zu heben.
Unter anderem sind folgende Akteure für Austausch und Transferaktivitäten in der Region im Themengebiet der industriellen Bioökonomie zuständig:
Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH (ENO)
Nino Gehler