Sprungmarken-Navigation

Artikel - Rohstoffe und Ressourcen

Rohstoffe – unverzichtbar für den Zukunftsstandort Deutschland

Einleitung

Täglich benutzen wir Produkte, die aus primär gewonnenen oder recycelten Rohstoffen bestehen. Rohstoffe sind damit eine unverzichtbare Grundlage für unseren Alltag und bilden zugleich auch die Basis unserer industriellen Wertschöpfung. Eine verantwortungsvolle Rohstoffpolitik stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland.

Deutschland ist als einer der führenden Technologiestandorte und als Exportnation auf eine sichere Rohstoffversorgung angewiesen. Damit geht auch die Verantwortung einher, sich für eine nachhaltige und sozial verträgliche Gewinnung sowie schonende Nutzung von Rohstoffen einzusetzen.

Die Rohstoffstrategie der Bundesregierung

Im Januar 2020 hat das Bundeskabinett die Rohstoffstrategie der Bundesregierung beschlossen. Ziel der Rohstoffstrategie ist es, den rohstoffwirtschaftlichen Kompass in Anbetracht neuer Herausforderungen zu überprüfen und Unternehmen bei einer sicheren und nachhaltigen Rohstoffversorgung zu unterstützen. Damit trägt die Rohstoffpolitik, als Teil der Industriepolitik, zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie bei. Mehr zum Thema

Heimische Rohstoffe - unverzichtbar für Deutschland

Deutschland verfügt nach wie vor über große Rohstoffvorkommen, die aus geologischen Gründen standortgebunden und nicht gleichmäßig über das Land verteilt sind.

Deutschland gewinnt seine Baurohstoffe (vor allem Sand und Kies, gebrochene Natursteine, Kalk- und Mergelsteine) sowie verschiedene Industrieminerale (insbesondere Steinsalz, Kalisalze, Quarzsand/-kies und Flussspat) aus heimischen Lagerstätten. Auch im Weltmaßstab ist Deutschland weiterhin ein wichtiges Bergbauland. Im Jahr 2019 war das Land bei Braunkohle der weltweit zweitgrößte, bei Rohkaolin der drittgrößte, bei Steinsalz (inklusive Siedesalz und Sole) der viertgrößte und bei Kalisalz der fünftgrößte Produzent. Mit der Verabschiedung des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes am 8. August 2020 wurde der schrittweise Ausstieg Deutschlands aus der Braunkohleverstromung bis 2038 beschlossen.

Kohleverstromungsbeendigungsgesetz

Bei zahlreichen Rohstoffen, vor allem Energierohstoffen, Metallen und zahlreichen Industriemineralen ist Deutschland aber stark von Importen abhängig. Im Jahre 1992 wurde das letzte deutsche Metallerzbergwerk geschlossen. Seither müssen alle benötigten Metalle entweder importiert oder aus Schrotten zurückgewonnen werden.

Rund 80 Prozent der in Deutschland anfallenden Abfälle und Schrotte werden heute recycelt oder in anderer Form stofflich oder thermisch verwertet. Selbst geringe Mengen von wertvollen Metallen in Schlämmen und Schrotten werden zurückgewonnen. Diese aus Recycling gewonnenen Sekundärrohstoffe tragen zur heimischen Rohstoffversorgung bei und verringern die Importabhängigkeit.

Dennoch wird ihr Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Hier können neue innovative Technologien und Verfahren die Rohstoffeffizienz erhöhen und damit auch die heimischen Lagerstätten schonen. Mehr erfahren

Rohstoffe für Zukunftstechnologien

Keine Zukunftstechnologie ohne mineralische Rohstoffe

Mit dem technologischen Wandel ändert sich auch der Ressourcenbedarf und damit die Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen: Wo Elektromobilität, Leichtbau oder Erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, wächst der Bedarf an Basis- und sogenannten Hochtechnologiemetallen.

Aus geologischer Sicht sind genügend mineralische Rohstoffe vorhanden. Da Technologieentwicklungen und die damit verbundenen spezifischen Rohstoffbedarfe meist nicht vorhersehbar sind, können sie dennoch zu Preisspitzen sowie Lieferengpässen bei der Rohstoffversorgung führen. Außerdem wird der Zugang zu den Metallrohstoffen auf den globalen Rohstoffmärkten tendenziell schwieriger. So gehen immer größere Anteile des Rohstoffangebots bei vielen Rohstoffen auf immer weniger Unternehmen und Länder zurück. Das führt zu einer wachsenden Marktkonzentration.

Rohstoffbedarf für die Elektromobilität

Um einen PKW herzustellen, braucht man zahlreiche mineralische Rohstoffe beziehungsweise deren Raffinadeprodukte. Dazu zählen unter anderem Stahl, Zink und Aluminium für die Karosserie sowie Quarz für die Scheiben. Teile der benötigten mineralischen Rohstoffe stammen aus heimischen Lagerstätten und aus dem Recycling; zahlreiche Metallrohstoffe muss die Automobilindustrie allerdings importieren. Im Zuge des Wandels hin zur Elektromobilität werden in modernen Elektrofahrzeugen meist Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Für die Batterien werden vor allem Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan und Grafit benötigt, für die Elektromotoren und Generatoren unter anderem die Seltenen Erden Neodym und Dysprosium. Mit der steigenden Elektrifizierung der Fahrzeuge steigt zudem auch der Bedarf an Kupfer.

Der prognostizierte Markthochlauf der Elektromobilität wird sich auch erheblich auf die Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen auswirken. Keiner der für die Batterien benötigten Rohstoffe ist aus geologischer Sicht knapp. Ob es für den prognostizierten schnellen Anstieg der Nachfrage ausreichend Rohstoffe gibt, hängt aber vor allem davon ab, ob die Rohstoffindustrie fähig und bereit ist, auf diese Entwicklung zu reagieren. Gerade ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage kann zu kurzfristigen Preis- und Lieferrisiken führen, die allerdings mittel- bis langfristig wieder durch ein erhöhtes Rohstoffangebot ausgeglichen werden.

Rohstoffbedarf für den Leichtbau

Insbesondere in der Luft- und Raumfahrt, im Automobil- und Maschinenbau, im Bauwesen aber auch in der Medizintechnik werden Leichtbaulösungen entwickelt und eingesetzt. Für den Leichtbau sind mineralische Rohstoffe wie Aluminium, Magnesium und Titan von großer Bedeutung. Kommen sie beispielsweise im Automobilbau zum Einsatz, verringert sich das Fahrzeuggewicht und dadurch die Emissionen im laufenden Betrieb. Auch im Bereich Elektromobilität können Leichtbaukonzepte das höhere Gewicht der Traktionsbatterie kompensieren und damit die Reichweite der Fahrzeuge erhöhen.

Rohstoffbedarf für die Energiewende

Im Zuge der Energiewende wird die deutsche Energieversorgung grundlegend verändert. Die dafür entwickelten Technologien haben einen völlig neuen Bedarf an mineralischen Rohstoffen.

So werden zum Beispiel Spezialmetalle wie Silizium, Kadmium, Tellur, Indium, Gallium und Selen in Photovoltaikanlagen eingesetzt. Für die großen wartungsarmen Windkraftanlagen im Offshore-Bereich werden die Seltenen Erden Neodym, Praseodym und Dysprosium als Bestandteile der Permanentmagneten in den Generatoren gebraucht. Auch die Basismetalle Aluminium, Kupfer und Zink sowie Stahl kommen beim Bau von Windkraftanlagen zum Einsatz.

Neben importierten Metallen werden auch heimische Rohstoffe in modernen Windkraftanlagen verbaut. Für die Fundamente werden vor allem Karbonatgesteine sowie Sand und Kies für die Herstellung von Beton verwendet. Heimischer Quarzsand sowie Kaolin und Karbonatgesteine werden zur Herstellung von Glasfasern für die Rotorblätter benötigt.

Rohstofftransparenz

Rohstofftransparenz und Sorgfaltspflichten in der Lieferkette fördern

Die Bundesregierung setzt sich für einen verantwortungsvollen Bezug von Rohstoffen und für die Sicherung von Transparenz in der Rohstofflieferkette ein. Sie erwartet, dass die Unternehmen auch beim Bezug von Rohstoffen ihren Sorgfaltspflichten nachkommen. Diese Erwartung wird in der Rohstoffstrategie der Bundesregierung nochmals hervorgehoben.

Besondere Sorgfalt bei Konfliktmineralen

Darüber hinaus hat sich die Bundesregierung engagiert und konstruktiv an der Erarbeitung der EU-Verordnung (2017/821) zu sogenannten Konfliktmineralen beteiligt. Die Verordnung soll dazu beizutragen, dass Erlöse aus dem Verkauf von Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold nicht in die Finanzierung von bewaffneten Konflikten fließen. Bei der Einfuhr aus Konflikt- und Hochrisikogebieten in die Europäische Union (EU) müssen Unternehmen deshalb seit dem 1. Januar 2021 umfassende Sorgfaltspflichten einhalten.

Die EU-Verordnung basiert auf dem OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten (PDF, 2 MB) Adressat der Sorgfaltspflichten sind sämtliche Unternehmen, die in die Rohstoffgewinnung in solchen Gebieten involviert sind. Spezielle Ergänzungen für Zinn, Tantal, Wolfram und Gold geben Unternehmen detaillierte Empfehlungen, die auf deren jeweilige Position in der Lieferkette zugeschnitten sind.

Am 7. Mai 2020 ist das Gesetz zur Durchführung der EU-Konfliktminerale-Verordnung in Kraft getreten. Das Gesetz gewährleistet, dass die Verordnung in Deutschland wirksam angewendet wird. Es legt unter anderem die Aufgaben und Befugnisse der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) als national zuständiger Behörde zur Kontrolle der Einhaltung der EU-Konfliktminerale-Verordnung fest (vgl. Deutsche Kontrollstelle EU-Sorgfaltspflichten in Rohstofflieferketten, DEKSOR). So müssen die Unternehmen beispielsweise zukünftig eine Lieferkettenpolitik festlegen und Risikomanagementsysteme einführen. Des Weiteren müssen die Unternehmen jährlich öffentlich und umfassend, auch im Internet, über ihre Strategien zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten und ihre Verfahren im Hinblick auf eine verantwortungsvolle Beschaffung berichten. Über die sich bereits unmittelbar aus der EU-Konfliktminerale-Verordnung ergebenden Informations- und Offenlegungspflichten der Unternehmen hinaus, sieht das Gesetz zudem einen jährlichen Rechenschaftsbericht der BGR vor. Auf seiner Grundlage soll ein Fachgespräch zwischen der BGR, der interessierten Öffentlichkeit und den betroffenen Bundesressorts stattfinden, das für zusätzliche Transparenz sorgt und den Dialog aller beteiligter Stakeholder eröffnet.

EITI: Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft

Deutschland ist seit dem 08. Mai 2019 EITI-konformes Land der globalen „Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor" (Extractive Industries Transparency Initiative - EITI). Der internationale Vorstand der EITI hat nach einem aufwendigen Validierungsverfahren entschieden, dass Deutschland alle Anforderungen des EITI-Standards erfolgreich umgesetzt hat.

Die Bundesregierung implementiert die globale Transparenzinitiative seit Februar 2016 und legt Zahlungen der rohstoffgewinnenden Unternehmen und die entsprechenden Einnahmen des Staates offen.

Weltweit wird EITI von einer wachsenden Zahl von Regierungen sowie von zahlreichen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen getragen. Mit der Umsetzung von EITI in Deutschland setzt die Bundesregierung ein Signal, um Entwicklungs- und Schwellenländer im gemeinsamen Kampf gegen Korruption im Rohstoffsektor zu stärken. Mehr erfahren.

Nahaufnahme von Wabenstruktur aus Metall zum Thema Leichtbau

© iStock.com/marcoventuriniautieri

Leichtbau

Zum Artikel

Rechtliche Grundlagen

Rechtliche Rahmenbedingungen der Rohstoffversorgung und Modernisierung des Bundesberggesetzes

Die Rohstoffgewinnung in Deutschland wird vor allem durch das Bundesberggesetz (BBergG) geregelt. Die Federführung für das Bergrecht liegt beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Die Ausführung des BBergG übernehmen die Bergbehörden der Bundesländer. Sie sind je nach Bodenschatz für die Genehmigung und Aufsicht der bergbaulichen Tätigkeit zuständig. Das BBergG legt die wesentlichen rechtlichen Voraussetzungen für die Genehmigung bergbaulicher Betriebe fest; das betrifft vor allem die Vorsorge vor Gefahren, die Rechte Dritter und die Beteiligung der Öffentlichkeit. Besondere Bedeutung haben die Belange des Umweltschutzes und dort vor allem das Wasserrecht.

Neben dem Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten mineralischer Rohstoffe regelt das BBergG auch die Rekultivierung der ausgebeuteten Tagebaue und die Errichtung und den Betrieb von Untergrundspeichern. Auch die Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl und Erdgas in den deutschen Offshore-Gewässern unterliegt den Regeln des BBergG. Weitere für die Gewinnung heimischer Rohstoffe relevante gesetzliche Rahmenbedingungen, wie etwa zur Raumplanung, liegen in der Zuständigkeit der Länder und ihrer regionalen Behörden.

Modernisierung des Bundesberggesetzes

Der aktuelle Koalitionsvertrag gibt vor, dass das Bergrecht des Bundes modernisiert werden soll. Hinsichtlich der heimischen Rohstoffförderung heißt es im Koalitionsvertrag, dass der heimische Rohstoffabbau erleichtert und ökologisch ausgerichtet werden soll.

Das BMWK hat daher am 3. Februar 2023 die Zivilgesellschaft und Wirtschaftsverbände konsultiert, wie das Bundesberggesetz aus ihrer Sicht geändert werden sollte. Stellungnahmen konnten bis zum 6. März 2023 eingereicht werden. Die Stellungnahmen der NGOs und Verbände, aber auch von Einzelpersonen, die sich akademisch mit dem Bergrecht befassen, sind hier abrufbar.

Das BMWK hatte im Mai 2021 ein Gutachten zu Genehmigungsverfahren zum Rohstoffabbau in Deutschland vergeben. Auftragnehmer war die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY). Das Gutachten gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil untersucht es den Abbau bestimmter heimischer Rohstoffe in den letzten 20 Jahren und erstellt Prognosen für den Zeitraum der kommenden 25 Jahre. Im zweiten Teil werden Vorschläge zum Genehmigungsrecht (insb. dem Bergrecht) und zur Genehmigungspraxis von zwei Rechtsprofessoren gemacht. Dieser Teil beschäftigt sich auch mit Modernisierungsansätzen des Bundesberggesetzes.

Newsletter "Energiewende direkt"

Bergmann hält ein Stück Mineral in der Hand, symbolisiert das Thema Rohstoffe und Ressourcen

Verwandte Themen