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Artikel - Wirtschaftliche Entwicklung

Wirtschaftliche Entwicklung und Konjunktur

Einleitung

Durch die Corona-Pandemie sind die Weltwirtschaft und mit ihr die deutsche Volkswirtschaft in eine Rezession geraten. Die Interimsprojektion 2020, die Anfang September durch das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlicht wurde, zeigt jedoch: Die Rezession ist nicht so stark ausgefallen wie befürchtet und der Aufschwung geht schneller als erwartet. Die Talsohle liegt bereits hinter Deutschland.

Die Bundesregierung prognostiziert unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie dreimal im Jahr die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Als Teil des Jahreswirtschaftsberichts veröffentlicht die Bundesregierung im Januar die Jahresprojektion. Die Frühjahrs- und Herbstprojektionen bilden die Grundlage für die Schätzungen des Steueraufkommens im Arbeitskreis "Steuerschätzungen". Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen orientieren sich bei der Aufstellung ihrer Haushalte an den projizierten gesamtwirtschaftlichen Eckwerten. Auch die Meldungen an die Europäische Union im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspaktes werden auf Grundlage der Projektionen erstellt.

Mit der Interimsprojektion 2020 gibt es eine Projektion außerhalb der Reihe. Sie dient als Grundlage für die nächste Steuerschätzung im September, damit der Haushalt 2021 auf solide Beine gestellt werden kann.

Die Bundesregierung projiziert die Wirtschaftsentwicklung in der kurzen und mittleren Frist sowie das Produktionspotenzial. Diese Schätzungen sind Grundlage für die Berechnung der Obergrenze der jährlichen Nettokreditaufnahme nach der Schuldenregel gemäß den Artikeln 109 und 115 des Grundgesetzes. Frühere Projektionen finden Sie im Archiv.

Eckwerte der Interimsprojektion 2020

Vewendung des Bruttoinlandsproduktes (preisbereinigt)201920202021
Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent
Bruttoinlandsprodukt [1]0,6-5,84,4
Konsumausgaben privater Haushalte [2]1,6-6,94,7
Konsumausgaben des Staates2,74,8-0,4
Bruttoanlageinvestitionen2,5-3,75,2
- darunter Ausrüstungen 0,5-16,512,0
- Bauten3,83,82,4
- Sonstige Anlagen2,7-1,73,1
Vorratsveränderung und Nettozugang an Wertsachen (Impuls)-0,70,00,0
Inlandsnachfrage1,2-3,63,6
Exporte 1,0-12,18,8
Importe2,6-8,17,5
Außenbeitrag (Impuls) [3]-0,6-2,30,9
Konsumausgaben privater Haushalte [2]1,30,51,2
Erwerbstätige (Inland)45,344,945,1
Arbeitslose (BA)2,272,692,58

[1] Im Jahr 2020 beträgt das kalenderbereinigte Wachstum - 6,1 Prozent und die Jahresverlaufsrate beträgt - 4,9 Prozent;
[2] Einschließlich der Organisationen ohne Erwerbszweck;
[3] Absolute Veränderung des Außenbeitrags in Prozent des BIP des Vorjahres (=Beitrag zur Zuwachsrate des BIP).

Kennzahlen zur Herbstprojektion der Bundesregierung

-0,2
Symbolicon für Wachstumskurve

Prozent Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
in 2024 erwartet und Anstieg von 1,1 % in 2025 und 1,6 % in 2026.

+3,2
Symbolicon für Münzen und Geldschein

Prozent Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP)
in 2024 erwartet, 3,3 % in 2025 und 3,2 % in 2026.

+2,2
Symbolicon für Geld

Prozent Inflationsrate
in 2024 erwartet, 2,0 % in 2025 und 1,9 % in 2026.

6,0
Symbolicon für Arbeiter

Prozent Arbeitslosenquote
in 2024 erwartet, 5,9 % in 2025 und 5,5 % in 2026.

Aktuelle Lage

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2020

Die konjunkturelle Erholung hat sich bis zuletzt fortgesetzt. Das intensive Pandemiegeschehen gefährdet den Aufholprozess der deutschen Wirtschaft. Die erneute drastische Reduzierung der sozialen Kontakte belastet im November die Konjunktur. Der Erholungsprozess dürfte sich aber fortsetzen, soweit die Eindämmung der Infektion erneut gelingt. Die Industrieproduktion hat ihren Aufholprozess im September fortgesetzt. Einen hohen Anteil daran trägt die deutliche Erholung im gewichtigen Bereich Kfz und Kfz-Teile. Die Auftragseingänge und das Geschäftsklima sprechen für eine Beibehaltung des Aufwärtstrends. Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz zeigen nach der kräftigen Erholung im Mai eine Seitwärtsbewegung deutlich über dem Niveau vor der Krise. Die Zahl der monatlichen Pkw-Neuzulassungen privater Halter liegt nach wie vor über der Marke von 100.000 und damit ebenfalls über Vorkrisenniveau. Auf den Arbeitsmarkt zeigten sich vor dem neuen Teil-Lockdown leichte Verbesserungen. Im Oktober nahm die Arbeitslosigkeit erneut ab und auch die Kurzarbeit ging weiter zurück. Die Erwerbstätigkeit stieg im September erneut.

Allgemeine Lage: wirtschaftliche Erholung gefährdet

Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich aus der Krise. Im dritten Quartal erhöhte sie ihre Wirtschaftsleistung um 8,2 % und damit auf nahezu 96 Prozent des Vorkrisenniveaus aus dem letzten Quartal 2019.[1] Vor allem die privaten Konsumausgaben, die Investitionen in Ausrüstungen und der Außenhandel lieferten starke Impulse. Der Aufholprozess hat sich bis zuletzt im Oktober fortgesetzt, angesichts des nationalen und globalen Pandemiegeschehens aber ab August verlangsamt. Die sich ab Spätsommer wieder stark ausbreitende Infektion machte für November zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung der sozialen Kontakte erforderlich. Die Konjunktur erfährt im November trotz der abgewogenen Maßnahmen durch die Einschränkungen vor allem der Konsummöglichkeiten einen Dämpfer. Solange die zusätzlichen Maßnahmen begrenzt bleiben können, spricht aber wenig dafür, dass der Aufholprozess im vierten Quartal insgesamt abbricht. Die Konjunkturindikatoren in Gänze haben sich jedenfalls, wenn auch mit einzelnen Abstrichen, bis zuletzt weiter aufgehellt.

Lesen Sie hier mehr zur wirtschaftlichen Lage im November.

Aktuelle Pressemitteilungen

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Schlaglichter der Wirtschaftspolitik

Aktuelle Themen und Analysen

Der monatliche Bericht "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" informiert über die aktuellen Themen der deutschen Wirtschaftspolitik. Mit Analysen und Grafiken bietet er einen kompakten Überblick über die gesamtwirtschaftliche Situation.

Liebe Leserin, lieber Leser,

am 09. Oktober 2024 hat die Bundesregierung ihre Herbstprojektion vorgelegt, die davon ausgeht, dass sich die Wachstumsdynamik im Jahr 2025 wieder verstärkt: Während die Bundesregierung für das laufende Jahr noch mit einem Rückgang des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 0,2 % rechnet, dürfte das Wachstum im kommenden Jahr mit 1,1 % im Plus liegen und sich im Jahr 2026 auf 1,6 % beschleunigen.

Es sind dabei vor allem strukturelle Faktoren wie die demografische Entwicklung und Fachkräfteengpässe, die zu nachlassender Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit führen. Daneben belasten geoökonomische Risiken und auch konjunkturelle Einflüsse unsere Wirtschaft – darunter eine aktuell schwache Binnen- und Auslandsnachfrage sowie die Konsequenzen einer restriktiven Geldpolitik und fiskalischer Konsolidierungsmaßnahmen. Die rückläufige Inflation, steigende Realeinkommen und niedrigere Zinsen dürften aber ab dem kommenden Jahr zu einer Belebung der Wachstumsdynamik beitragen. Die Inflationsrate wird nach derzeitiger Schätzung von 2,2 % im laufenden Jahr auf 2,0 % im Jahr 2025 und 1,9 % im Jahr 2026 weiter sinken. Der private Konsum und die Auslandsnachfrage werden voraussichtlich 2025 wieder anziehen. Die zu erwartende konjunkturelle Erholung wird von den Maßnahmen aus der Wachstumsinitiative zusätzlich abgestützt und flankiert. Mit der Initiative adressiert die Bundesregierung systematisch strukturelle Probleme wie den Mangel an Arbeits- und Fachkräften. Außerdem schafft sie wachstums- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für Unternehmen. Die Ergebnisse der Herbstprojektion können Sie in einem ausführlichen Artikel in dieser Ausgabe nachlesen.

Mit dem Gesetz und der Verordnung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung erleichtert die Bundesregierung Einwanderung aus Drittstaaten. Hier setzt auch der Initiativkreis „Arbeiten und Ausbildung in Deutschland“ des BMWK an: Er gibt wichtige Impulse für eine praxistaugliche Einwanderung und erfolgreiche Integration von Auszubildenden, Arbeits- und Fachkräften. Mehr dazu in dieser Ausgabe.
Im Rahmen des neuen Kita-Qualitätsgesetzes unterstützt der Bund die Länder mit insgesamt vier Milliarden Euro in den kommenden beiden Jahren, um die Betreuungsinfrastruktur zu verbessern. Qualitativ hochwertige, flächendeckende Kinderbetreuungsangebote sind wichtig für die Erwerbsbeteiligung von Müttern, die Bildungserfolge von Kindern – und damit im Ergebnis auch das Wirtschaftswachstum! Wir berichten zur aktuellen Entwicklung der Betreuungsquote, zu den Auswirkungen auf die Erwerbsbeteiligung von Eltern und Chancengerechtigkeit sowie dazu, in welchen Bereichen weiterer Verbesserungsbedarf besteht.

Raum für den Austausch über eine große Bandbreite an Themen der Regionalentwicklung und -politik bot die 2. Jahrestagung „Regionale Transformation Gestalten“ des BMWK. Sie fand am 17. September mit knapp 600 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Verbänden, Gewerkschaften und Wissenschaft in Essen statt. Die Veranstaltung, zu der wir in dieser Ausgabe berichten, stand im Zeichen zahlreicher Reformen und Weiterentwicklungen der regionalen Wirtschafts- und Strukturpolitik des BMWK in der laufenden Legislaturperiode.

Ein weiterer Artikel befasst sich mit der EU-Erweiterungspolitik. Sie ist wieder eine europäische Priorität geworden – und das ist gut so: Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig ein starkes, geeintes Europa für Frieden, Stabilität, Sicherheit und Wohlstand ist.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

BM Habeck

Weiterführende Informationen

Graph zum Thema Wirtschaftliche Entwicklung; Quelle: istockphoto.com/jxfzsy

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