Wachstumskurve mit Kugelschreiber symbolisiert die wirtschaftliche Lage.

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  • Die jüngsten Stimmungs- und Konjunkturindikatoren haben sich abgeschwächt. Die nach wie vor schwache Auslandsnachfrage in der Industrie kann durch die noch verhaltene binnenwirtschaftliche Belebung nur zum Teil kompensiert werden. Temporär positive Effekte dürften in den konsumnahen Wirtschaftsbereichen kurzfristig von der Fußball-EM ausgehen, bevor im weiteren Jahresverlauf steigende Realeinkommen, eine robuste Beschäftigungsentwicklung und zunehmende Impulse von der Außenwirtschaft zu einer breiteren wirtschaftlichen Belebung führen.
  • Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ging im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,5 % gegenüber dem Vormonat zurück. Sowohl die Bauproduktion als auch die Industrieproduktion wurden um 3,3 % bzw. 2,9 % zurückgefahren. In den besonders energieintensiven Industriezweigen konnte die Herstellung mit +0,2 % leicht zulegen. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich ergab sich in der Industrie ein leichtes Plus von +0,4 %, getragen von den Bereichen der Konsumgüter (+1,3 %) und der Vorleistungsgüter (+0,9 %). Die Nachfrageschwäche bei den Investitionsgütern führt dort zu einem Rückgang um 0,3 %.
  • Der Einzelhandel tendierte im April etwas schwächer (Mai-Zahlen liegen noch nicht vor). Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) sind ggü. dem Vormonat geringfügig um 0,2 % gesunken. Gegenüber April 2023 meldete der Einzelhandel ein leichtes reales Umsatzplus von 0,3 %. Die Aufhellung der Frühindikatoren hat zuletzt einen leichten Dämpfer erfahren, der positive Trend der vergangenen Monate deutet jedoch auf eine Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte hin.
  • Die Inflationsrate ist im Juni leicht auf +2,2 % gefallen. Im Mai war sie vor allem aufgrund eines Basiseffekts aus der Einführung des 49-Euro-Tickets im Mai 2023 mit +2,4 % leicht angestiegen. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) verringerte sich im Juni geringfügig auf +2,9 %. Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,1 %. Die Energiepreise waren im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat mit 2,1 % wieder stärker rückläufig als im Mai. Im weiteren Jahresverlauf dürften die inflationsdämpfenden Faktoren die Oberhand behalten.
  • Die Arbeitsmarktzahlen senden angesichts der schwachen Konjunkturdynamik auch im Juni gemischte Signale aus: Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm saisonbereinigt um 19.000 Personen zu, die Unterbeschäftigung stieg um 16.000 Personen. Gleichzeitig haben die Erwerbstätigkeit im Mai mit +20.000 Personen sowie die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im April mit +44.000 ggü. den Vormonaten zuletzt saisonbereinigt erneut zugenommen. Frühindikatoren deuten darauf hin, dass sich die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt weiterhin verhalten fortsetzen dürfte.
  • Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen lag im April nach endgültigen Ergebnissen um 5,8 % höher als im März. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Anstieg 33,5 %. Der IWH-Insolvenztrend weist im Juni 2024 mit 1.169 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften den zuvor prognostizierten zweiten Rückgang in Folge aus. Im gesamten 1. Halbjahr 2024 beträgt der Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum laut IWH-Zahlen 35,1 %.

WIRTSCHAFTLICHE ERHOLUNG VERZÖGERT SICH WEITER

Die konjunkturelle Erholung dürfte sich weiter verzögern. Die jüngste Eintrübung der Stimmungsindikatoren und die erneuten Rückgänge bei Auftragseingängen und Produktion zeigen eine anhaltende Schwäche in der stark exportorientierten deutschen Industrie, auch wenn die jüngsten Zahlen infolge von Brückentagen im Mai etwas nach unten verzerrt sein können.

Nachdem der außergewöhnlich hohe Auftragsbestand in der Industrie infolge der Corona-Krise und der damit zusammenhängenden Materialengpässe seit längerer Zeit für eine Stabilisierung der Produktion gesorgt hatten, scheint dieser Puffer nunmehr zunehmend abgebaut zu sein. Gleichzeitig erweisen sich die weiterhin rückläufigen Auftragseingänge, insbesondere aus dem Ausland, zunehmend als Bremse für eine nachhaltige Erholung der Industriekonjunktur. Allerdings dürfte die Aufhellung der außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, trotz anhaltender handels- und geopolitischer Unsicherheiten, im weiteren Jahresverlauf zu einer Trendwende in der Industrieproduktion führen.

Auch mit Blick auf die Entwicklung des privaten Verbrauchs haben sich die jüngsten Stimmungsindikatoren, wie der GfK-Konsumklimaindex und das HDE-Konsumbarometer, zuletzt etwas eingetrübt und damit den vorherigen Aufwärtstrend abgeschwächt. Dennoch sollte sich die binnenwirtschaftliche Nachfrage angesichts der insgesamt robusten Beschäftigungsentwicklung, moderater Verbraucherpreissteigerungen und steigender Realeinkommen zunehmend beleben. Nicht zuletzt ist infolge der Fußball-EM ein kleiner, positiver Impuls im zweiten Quartal 2024 zu erwarten, von dem vor allem die konsumnahen Wirtschaftsbereiche wie Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe profitieren dürften.

Mit der jüngsten Einigung auf einen Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025, den Finanzplan bis 2028 und der Vorlage einer umfassenden Wachstumsinitiative, die durch stärkere Arbeitsanreize, Investitionsförderung und steuerliche Entlastungen Wachstumsimpulse geben soll, hat die Bundesregierung die Grundlage für eine verlässliche, investitions- und wachstumsorientierte Finanz- und Wirtschaftspolitik gelegt. Dies dürfte das Vertrauen in den Unternehmen wie auch der Verbraucherinnen und Verbraucher stärken und die Perspektiven für eine wirtschaftliche Belebung in der zweiten Jahreshälfte verbessern.

WELTWIRTSCHAFT WEITER AUF ERHOLUNGSKURS

Die globale Industriekonjunktur kommt erst allmählich wieder in Gang. Im April ist die weltweite Industrieproduktion saisonbereinigt um 0,4 % ggü. dem Vormonat gestiegen, damit lag sie im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 2,2 % im Plus. Frühindikatoren deuten auf eine weitere verhaltene Expansion der globalen Industrieproduktion hin: Der Stimmungsindikator von S&P Global ist im Juni um 0,8 Punkte auf 52,9 Punkte gefallen, nachdem er im Mai um 0,4 Punkte gestiegen war. Er liegt aber weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der jüngste Rückgang geht maßgeblich auf den Dienstleistungsbereich zurück (von 54,0 auf 53,1 Punkte), während die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe nahezu unverändert blieb (von 51,0 auf 50,9 Punkte). Für den Euroraum zeichnen aktuelle Stimmungsindikatoren zuletzt ein gemischtes Bild: Während es laut Umfragen unter Investoren weiter in kleinen Schritten bergauf gehen dürfte, blieben Einkaufsmanagerindizes im Juni – vor allem dank einer robusten Entwicklung im Dienstleistungsbereich – zwar noch leicht über der Wachstumsschwelle; sie signalisieren aber zum Ende des zweiten Quartals wieder eine schwächere Dynamik als zuvor. Insgesamt dürften die gesunkenen Energiepreise sowie die begonnenen Zinssenkungen aber die Erholung der Industriekonjunktur, besonders in den europäischen Ländern, im weiteren Verlauf stützen.

Auch der Welthandel scheint sich – unter Schwankungen – weiter zu stabilisieren. Im April nahm er saisonbereinigt um 1,5 % ggü. dem Vormonat zu, nachdem er zuvor um 1,1 % gefallen war. Damit übertraf er im April sein Vorjahresniveau um 1,8 %. Für das zweite Quartal zeichnet sich eine weitere Belebung des weltweiten Warenhandels ab: Der RWI/ISL- Containerumschlag-Index ist im Mai saisonbereinigt von 129,1 auf 129,9 Punkte gestiegen. Während der Containerumschlag in den chinesischen Häfen zwar gesunken ist, kam es beim Nordrange Index für europäische Häfen nach einem Rücksetzer im Vormonat wieder zu einem deutlichen Zuwachs. Mit der erwarteten Erholung in wichtigen Abnehmerländern und dem Anziehen des Welthandels, v.a. mit Industrieerzeugnissen, dürfte sich das deutsche Auslandsgeschäft in der zweiten Jahreshälfte weiter erholen.

AUSSENHANDEL ERHÄLT DÄMPFER

Der Außenhandel konnte seinen Aufwärtstrend zuletzt nicht fortsetzen. Im Mai haben sich die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt mit -2,0 % spürbar verringert. Maßgeblich war der Warenhandel mit Ländern außerhalb der EU, der im Vormonatsvergleich um 4,9 % zurückging; der Handel mit Ländern der EU verringerte sich um 2,5 %. Die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen nahmen um 5,5 % ggü. April 2024 noch deutlicher ab, vor allem im Zuge der um 8,9 % deutlich gesunkenen Lieferungen aus der EU; die Importe aus Nicht-EU-Ländern lagen um 4,0 % niedriger. Damit erhielt die seit Jahreswende zu beobachtende Erholung des Außenhandels einen Dämpfer, sowohl bei den Ausfuhren als auch bei den Einfuhren. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lagen die Ex- und Importe aber mit 2,2 % bzw. 3,5 % weiter im Plus. Der monatliche Handelsbilanzüberschuss lag angesichts der stärkeren Abnahme der Importe im Vergleich zu den Exporten mit 21,2 Mrd. Euro höher als im Vormonat.

Die Einfuhrpreise haben sich im Mai saisonbereinigt geringfügig um 0,1 % ggü. dem Vormonat erhöht, die Ausfuhrpreise mit +0,2 % nur etwas mehr. Damit blieben die Terms of Trade im Vormonatsvergleich mit +0,1 % nahezu unverändert. In realer Betrachtung dürften die Rückgänge also bei den Aus- und Einfuhren nur leicht höher ausgefallen sein.

Frühindikatoren geben gemischte Signale hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Auslandsgeschäfts. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben sich im Mai ggü. dem Vormonat saisonbereinigt um 2,8 % deutlich verringert, nachdem sie bereits im April um 1,0 % zurückgegangen waren. Besonders aus dem Nicht-Euroraum gingen mit -4,6 % weniger Bestellungen ein. Die ifo Exporterwartungen sind im Juni auf -1,0 Punkte gefallen. Im Mai hatten sie erstmals seit April 2023 wieder im positiven Bereich gelegen. Der Indikator lässt gegenwärtig keine klare Richtung erkennen. Wichtige Exportbranchen wie Automobilsektor, Maschinenbau, Chemische Industrie und Elektrische Ausrüstungen gehen von einem in etwa konstanten Auslandsgeschäft aus.

Die Erholung des deutschen Außenhandels scheint sich damit zu verzögern. Die jüngsten Außenhandelsdaten haben enttäuscht und die Frühindikatoren fallen überwiegend zurückhaltend aus. Vor diesem Hintergrund und angesichts weiter bestehender geo- und handelspolitischer Risiken dürfte sich das deutsche Auslandsgeschäfts zunächst noch recht verhalten entwickeln.

ABBAU DER AUFTRAGSBESTÄNDE UND NACHFRAGESCHWÄCHE DÄMPFEN PRODUKTION

Auch bei der Produktion im Produzierenden Gewerbe kam es zuletzt zu einem Rücksetzer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging sie im Mai preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,5 % gegenüber dem Vormonat zurück. Im April hatte der Ausstoß in etwa stagniert. Zuletzt wurde nicht nur die Ausbringung im Bausektor um 3,3 % zurückgefahren. Auch die Industrieproduktion wurde um 2,9 % gedrosselt. Demgegenüber konnte die Energieproduktion mit einem Plus von 2,6 % erneut gesteigert werden.

Die Produktionsschwäche im Mai war in einer Reihe von Wirtschaftszweigen festzustellen: Die größten Rückgänge verbuchten die Bereiche elektrische Ausrüstungen (-7,2 %), Maschinenbau (-5,9 %), pharmazeutische Erzeugnisse (-5,4 %) und Kfz/Kfz-Teile (-5,2 %). Hersteller von Getränken (+3,2 %), chemischen Erzeugnissen (+2,4 %) sowie Nahrungs- und Futtermitteln (+1,4 %) konnten ihren Output hingegen erhöhen. Auch in den besonders energieintensiven Industriezweigen konnte die Herstellung um 0,2 % erneut leicht zulegen.

Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich ergab sich in der Industrie ein leichtes Plus von 0,4 %, getragen von den Bereichen der Konsumgüter (+1,3 %) und der Vorleistungsgüter (+0,9 %). Die Nachfrageschwäche bei den Investitionsgütern führt dort zu einem Rückgang um 0,3 %. Im Baugewerbe war infolge der zuvor kräftigen Ausweitung im Dreimonatsvergleich mit +0,1 % eine Stagnation zu verzeichnen.

Der Abwärtstrend bei den Neuaufträgen setzt sich im Mai fort. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind gegenüber dem Vormonat preis-, kalender- und saisonbereinigt um 1,6 % zurückgegangen. Im April waren sie laut revidierten Angaben um 0,6 % gefallen. Für den erneuten Rückgang war ein merklicher Orderrückgang aus dem Ausland um -2,8 %, v.a. bei den Ländern außerhalb des Euroraums (-4,6 %) verantwortlich. Die Nachfrage aus dem Inland expandierte dagegen mit +0,5 % leicht. Anders als im Vormonat gingen im Mai überdurchschnittlich viele Großaufträge ein. Die um Großaufträge bereinigten Auftragseingänge lagen mit 2,2 % ggü. dem Vormonat im Minus. Im Dreimonatsvergleich bleiben die Auftragseingänge mit -6,2 % deutlich abwärtsgerichtet, sowohl aus dem Inland (-6,4 %) als auch aus dem Ausland (-6,1 %).

In den einzelnen Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes fiel die Entwicklung unterschiedlich aus: Während weniger Bestellungen in den gewichtigen Branchen Maschinenbau (-1,9 %), Kfz/Kfz-Teile (-2,9 %), bei den Herstellern pharmazeutischen Erzeugnisse (-2,4 %) sowie im sonst. Fahrzeugbau (-19,2 %) eingingen, nahmen sie in den Bereichen Daten-, elektrische und optische Geräte (+11,2 %), Metallerzeugung und -bearbeitung (+3,8 %) sowie Chemie (+1,7 %) spürbar zu.

Zusammen mit der jüngsten Eintrübung der Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe deuten die anhaltenden Rückgänge bei den Auftragseingängen zunächst noch auf eine eher verhaltene Industriekonjunktur in den kommenden Monaten hin. Erst im Zuge der weiteren Erholung des Welthandels und der allmählichen Belebung der Nachfrage nach Industrieerzeugnissen dürften sich Auftragseingänge und Produktion stabilisieren.

AUFWÄRTSTREND BEI VERBRAUCHERSTIMMUNG UNTERBROCHEN

Umsatzzahlen des Einzelhandels für den Berichtsmonat Mai veröffentlicht das Statistische Bundesamt voraussichtlich erst Ende Juli. Im April sind die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) ggü. dem Vormonat geringfügig um 0,2 % gesunken. Gegenüber April 2023 meldete der Einzelhandel ein leichtes reales Umsatzplus von 0,3 %. Der Handel mit Lebensmitteln weist mit -3,1 % im Vormonats- wie auch mit -0,8 % im Vorjahresvergleich rückläufige Umsätze auf. Der Umsatz im Internet- und Versandhandel erhöhte sich im April um 3,6 % gegenüber dem Vormonat bzw. 0,6 % gegenüber dem Vorjahr. Umsatzsteigerungen sind im Vormonatsvergleich zudem beim Handel mit IKT- und Datenverarbeitungsgeräten festzustellen. Neuzulassungen von Pkw insgesamt sind im Juni um 9,8 % gestiegen, im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen sie um 6,1 % höher. Im aussagekräftigeren Zwei-Monatsvergleich nahmen die Zulassungen gegenüber dem Vormonat um 4,5 % zu. Bei den PKW-Neuzulassungen durch Privatpersonen ergab sich im Juni im Vormonatsvergleich eine Zunahme um 10,0 %. In der Zwei-Monats-Betrachtung ist – nach hohen Schwankungen in den Vormonaten – ein Plus von 6,1 % zu konstatieren. Pkw-Neuzulassungen von Unternehmen und Selbstständigen nahmen im Mai um 9,6 % zu.

Bei der Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland, gemessen am GfK-Konsumklimaindex und dem HDE-Konsumbarometer, deutet sich zuletzt ein Dämpfer an: Das HDE-Konsumbarometer fiel im Juli – nach fünf Anstiegen in Folge – leicht um 1,1 Punkte. Auch der Aufwärtstrend beim Konsumklima ist laut GfK im Juni sowie Juli (Prognose) vorerst gestoppt, wobei sich sowohl Einkommenserwartungen als auch Anschaffungs- sowie Sparneigung negativ auswirkten. Insgesamt ist die Erholung der Verbraucherstimmung in Deutschland aktuell vorerst zum Stillstand gekommen. Im Zuge steigender Löhne, zunehmender Erwerbstätigkeit und rückläufiger Inflationsraten dürfte sich der private Konsum in der zweiten Jahreshälfte jedoch spürbar beleben.

INFLATIONSRATE ZULETZT WIEDER GEFALLEN

Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) ist im Juni wieder leicht gesunken. Sie lag mit +2,2 % wieder auf ihrem Wert von März und April, nachdem sie im Mai mit +2,4 % infolge eines Basiseffekts aus der Einführung des 49-Euro-Ticket im Mai 2023 angestiegen. Die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) verringerte sich im Juni geringfügig auf 2,9 %, nachdem sie im Mai +3,0 % betragen hatte.

Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,1 %; im Mai hatten sie um +0,6 % zugelegt. Die Energiepreise waren im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat mit -2,1 % wieder stärker rückläufig als im Mai, als sie sich um 1,1 % verringert hatten. Im Bereich der Dienstleistungen lag der Preisauftrieb unverändert bei +3,9 % und damit weiterhin überdurchschnittlich.

Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen sind im Vorjahresvergleich weiterhin Preisrückgänge zu beobachten. Die Erzeugerpreise gingen im Mai um 2,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Im April hatte die Rate bei -3,3 % gelegen. Ausschlaggebend waren nach wie vor die Preisrückgänge bei Energie. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Erzeugerpreise im Mai unverändert. Die Einfuhrpreise lagen im Mai um 0,4 % unter dem Vorjahresmonat und haben sich damit gegenüber dem Vormonat nicht verändert. Die Verkaufspreise im Großhandel sind im Mai im Vorjahresvergleich um 0,7 % gefallen. Gegenüber dem Vormonat stiegen sie geringfügig um 0,1 %.

An den Spotmärkten erhöhten sich zuletzt die Preise für Erdgas wieder. Aktuell liegt der TTF Base Load mit knapp 31 /MWh etwa 16 % über dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber dem Vormonat sanken sie um rd. 10 %. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass sich die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen um 30 /MWh bewegen werden. Alles in allem dürfte die Inflationsentwicklung im weiteren Jahresverlauf vor dem Hintergrund der Preisrückgänge auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen, moderater Energiebörsenpreise, der Wirkung der geldpolitischen Straffungen der EZB, angemessener Tarifabschlüsse sowie einer Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen tendenziell weiter nachlassen.

ARBEITSMARKT WEITER VON SCHWACHER KONJUNKTURDYNAMIK GEPRÄGT

Die Arbeitsmarktzahlen senden weiterhin gemischte Signale aus: Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm saisonbereinigt um 19.000 Personen zu, die Unterbeschäftigung stieg um 16.000 Personen. Gleichzeitig haben die Erwerbstätigkeit im Mai um 20.000 Personen sowie die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im April um +44.000 ggü. den Vormonaten zuletzt saisonbereinigt erneut zugenommen. Die konjunkturelle Kurzarbeit ist im April auf 242 Tausend Personen gestiegen, die Anzeigen von Kurzarbeit bei der BA sind im Juni gegenüber dem Vormonat in etwa unverändert geblieben.

Aktuelle Frühindikatoren sprechen für eine Fortsetzung des bisherigen Trends: Die Zahl der bei der BA gemeldeten Stellen ist weiter rückläufig und die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat laut ifo Beschäftigungsbarometer im Juni wieder leicht abgenommen. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer gibt im Juni einen neutralen Arbeitsmarktausblick, wobei die Beschäftigungskomponente sich leicht positiv und die Arbeitslosigkeitskomponente leicht negativ entwickelt. Die erwartete gesamtwirtschaftliche Erholung dürfte sich am Arbeitsmarkt erst verzögert niederschlagen.

ANSTIEG DER UNTERNEHMENSINSOLVENZEN PAUSIERT LAUT FRÜHINDIKATOREN

Im April stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach endgültigen Ergebnissen um 5,8 % gegenüber März. Im Vergleich zum Vorjahresmonat April 2023 betrug der Anstieg 33,5 %. Mit 1.906 Fällen wurde der höchste Wert seit März 2017 (1.933) verzeichnet. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 lagen die Unternehmensinsolvenzen insgesamt 28,3 % höher als im Vorjahreszeitraum sowie 4,1 % über dem Mittelwert des Vergleichszeitraums 2016 bis 2019. Als Ursachen für das weiterhin dynamische Insolvenzgeschehen werden eine Reihe von Entwicklungen gesehen, darunter die immer noch verhaltene Konjunkturentwicklung sowie Nachholeffekte aus der Zeit der durch Sonderregelungen geprägten Vorjahre mit historisch niedrigen Insolvenzzahlen.

Der IWH-Insolvenztrend weist im Juni 2024 mit 1.169 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften den zuvor prognostizierten zweiten Rückgang in Folge aus. Die Zahl sank gegenüber dem Vormonat Mai um 8,0 % (Mai: -7,0 %). Bezogen auf das erste Halbjahr 2024 beträgt der Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum 35,1 %. Im Juli erwartet das IWH wieder einen leichten Anstieg der Insolvenzzahlen. Für die weiteren Monate, so das IWH weiter, sei noch kein stabiler Trend erkennbar.

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1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 12. Juli 2024 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.