Resilienz und Wachstum stärken

Die Krise überwinden und die Chancen von Digitalisierung und Klimaschutz nutzen

Abstrakte Darstellung eines Potraits

Prof. Dr. Veronika Grimm: Veronika Grimm ist seit April 2020 Mitglied des Sachverständigenrates. Sie ist Professorin für Volkswirtschaftslehre und Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

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Nach dem starken Wirtschaftseinbruch im Frühjahr und einer sehr kräftigen Erholung über den Sommer erwartet der Sachverständigenrat für 2020 einen Einbruch der Wirtschaft um 5,1 %. Durch das sehr starke dritte Quartal wird der Einbruch nicht so kräftig ausfallen, wie es zunächst von vielen erwartet worden war. Mit den aktuellen Beschränkungen kommt die Erholung allerdings zunächst zu einem Stillstand und dürfte erst wieder Fahrt aufnehmen, wenn die zweite Infektionswelle abgeklungen ist. Das Vorkrisenniveau wird vor 2022 wohl nicht erreicht.

In den kommenden Monaten gilt es, die pandemiebedingte Rezession zu überwinden und gleichzeitig langfristige Herausforderungen in den Blick zu nehmen. Schon vor der Corona-Krise befand sich Deutschland mitten in einem Strukturwandel. Verhaltensanpassungen und veränderte Rahmenbedingungen aufgrund der Pandemie werden zusätzlich zu diesem beitragen und ihn womöglich beschleunigen. Aus dem Strukturwandel entstehen auch Chancen, die wir nutzen sollten, um Resilienz und Wachstum der Volkswirtschaft zu stärken.

Die Dynamik und die Akzeptanz, die sich mit der vielfältigen Nutzung digitaler Technologien während der Pandemie entfaltet hat, sollte nun in die Zukunft getragen werden. Handlungsbedarf gibt es reichlich, bei der digitalen Infrastruktur, der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, der Gesundheitssysteme und des Bildungswesens.

Der ambitionierte Klimaschutz ist ebenfalls Herausforderung und Chance zugleich. Entlang komplexer Wertschöpfungsketten im Bereich der Sektorkopplung – entweder über die direkte Elektrifizierung oder über Wasserstoff und darauf aufbauende Energieträger – entstehen vielfältige industriepolitische Chancen. Um in großem Umfang private Investitionen zu mobilisieren, gilt es, die CO2-Bepreisung zu stärken und konsequent direkte und indirekte Subventionen für fossile Energieträger abzubauen sowie Forschung und den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben.