Abstrakte Darstellung eines Potraits

Prof. Holger Görg: Ph.D. Direktor des Kiel Centre for Globalization am Institut für Weltwirtschaft in Kiel

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Läutet Corona das Ende der globalen Lieferketten ein?

Ich denke nicht. Corona hat gezeigt, dass selbst bei einer globalen Pandemie nicht alle Länder zur gleichen Zeit gleich stark betroffen sind. Zuerst wurde China getroffen und es kam zu einem Ausfall der Wirtschaft dort – und dadurch auch zu einem Ausfall der Lieferungen an andere Teile der globalen Lieferkette. Die chinesische Wirtschaft hatte sich aber schon weitgehend erholt, als Lockdowns in anderen Ländern und Erdteilen eingeführt wurden. Lieferungen aus China waren also schon wieder möglich, Ausfälle gab es in anderen Ländern.

Aber ist nicht gerade problematisch, dass immer ein anderer Teil der Kette ausfallen kann?

Die Erfahrungen des letzten Jahres machen deutlich, dass eine Konzentration auf einige wenige Zulieferländer problematisch ist – ob diese nun geographisch nahe oder weit weg gelegen sind, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Im März z. B. standen Zuliefererunternehmen in Deutschland still, während in China schon wieder produziert wurde. Daher erscheint es eher sinnvoll, bei Zulieferern eine geografische Diversifikation anzustreben, um Lieferengpässe oder gar -ausfälle zu umgehen.

Welche Rolle sollte die Wirtschaftspolitik spielen?

Die Entscheidungen über die Ausgestaltung der Lieferkette werden von jedem Unternehmen selbst getroffen unter Berücksichtigung der Kosten und Risiken. Hier sollte die Politik nicht eingreifen. Ein anderes Thema ist die Frage der „Nachhaltigkeit“ der Lieferketten (Sozial- und Umweltstandards). Hier kann und sollte nachgebessert werden, auch mithilfe der Politik.