Erschwerte Prognosen

Corona-Pandemie vergrößert Unwägbarkeiten der Konjunktur

Abstrakte Darstellung eines Potraits

Dr. Christhart Bork: Referatsleiter „Wachstum, Demografie, Statistik“

© BITTESCHÖN.tv

Zukünftige Entwicklungen vorherzusagen ist ein Geschäft, das von Natur aus fehlerbehaftet ist. Nicht umsonst spricht man in dieser Branche eher davon, Prognosefehler zu minimieren statt sie vollständig zu vermeiden. Prognosefehler treten immer wieder auf, weil durch die Vielfalt an möglichen Entwicklungen stets nicht vorhersehbare Ergebnisse eintreten können. Gleichwohl ist die Bedeutung verlässlicher und möglichst präziser Prognosen sehr hoch einzuschätzen. Die Projektionen der Bundesregierung zur wirtschaftlichen Entwicklung etwa folgen einem gesetzlichen Auftrag. Sie dienen als Grundlage für die Steuerschätzungen und die finanzielle Entwicklung in den Sozialversicherungen. Damit haben sie auch eine hohe Relevanz für die Aufstellung des Bundeshaushalts und der Haushalte von Ländern und Kommunen.

In besonders turbulenten Zeiten wie diesen wird das ohnehin schwierige Prognosegeschäft zusätzlich erschwert. Das führt zu einem breiten Versagen vieler rein quantitativer Schätzmodelle, die sich meist auf mittel- bis langfristige Verlaufsmuster aus der Vergangenheit stützen und so starke kurzfristige Ausschläge, wie wir sie während der Pandemie beobachtet haben, nicht vorhersagen können. Im Prognosereferat des BMWi fahren wir daher seit langer Zeit einen zweigleisigen Ansatz, bei dem quantitative und datengetriebene Analyse durch qualitative Experteneinschätzungen ergänzt werden. Hierbei sind wir ausschließlich dem Streben nach einer möglichst präzisen Prognose verpflichtet. Wirtschaftspolitische Botschaften etwa über Wachstumsprognosen, die möglicherweise Krisen verharmlosen oder überspitzen würden, liefen unserem eigenen Interesse entgegen. Solche zusätzlichen politischen Elemente würden zu fehlerhaften Projektionen beitragen, die Steuerschätzungen und Haushaltsaufstellungen verzerren und Wirtschaft und Verwaltung dadurch unnötige
Kosten aufbürden.