Abstrakte Darstellung eines Potraits

Prof. Dr. Lisandra Flach: Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft und Professorin der Ludwig-Maximilians-Universität München

© BITTESCHÖN.tv

Wie gravierend sind die ökonomischen Schäden des Brexit für die EU und das Vereinigte Königreich?

Die langwierigen Verhandlungen haben bereits großen Schaden angerichtet. Zunächst einmal leiden die Briten besonders stark, denn die britische Wirtschaft ist stärker von Gütern aus der EU abhängig als andersherum. Aber auch für die EU und Deutschland sind die Folgen gravierend; allerdings haben Unternehmen im Handel mit dem Vereinigten Königreich den Brexit größtenteils antizipiert.

Wie sehen Sie die Zukunft der Handelsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland?

Der Handel zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich geht tendenziell seit dem Brexit-Referendum zurück. Dennoch ist die Wirtschaftsbeziehung zwischen beiden Ländern sehr eng und das wird auch so bleiben. Für die EU beendet der Brexit eine über 50 Jahre lange Periode der Vertiefung politischer Integration. Der Austritt kann auch zu neuen Machtver­hältnissen innerhalb der EU führen. Jedenfalls werden wir die Folgen lange spüren.

Zeigt der Brexit neben Corona, dass es richtig wäre, Teile der Produktion nach Deutschland zurückzuholen, um internationale Abhängigkeiten zu verringern?

Das halte ich nicht für eine geeignete Lösung, um Handelsbeziehungen zu entspannen. Eine Rückverlagerung der Produktion würde zu Kostensteigerungen und Einkommensverlusten führen. Sie würde uns nicht gegen Schocks wappnen – unter Umständen wären wir sogar anfälliger dafür. Dies wäre das Gegenteil von dem, was wir brauchen: Wir sollten Risiken möglichst breit streuen, indem wir die Lieferketten diversifizieren.