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Die deutsche Volkswirtschaft durchlebte im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie eine schwere Rezession, vergleichbar mit der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Im Jahr 2020 ist das Brutto-inlandsprodukt um 5,0 % gesunken.[1]
Die Industrieproduktion hat ihren Aufholprozess im September fortgesetzt. Einen großen Anteil daran trägt die deutliche Erholung im gewichtigen Bereich Kfz und Kfz-Teile. Die Auftragseingänge und das Geschäftsklima sprechen für eine Beibehaltung des Aufwärtstrends.
Aufgrund des Teil-Lockdowns im November und der anschließenden Verschärfung und Verlängerung dürfte die Wirtschaftsleistung nach einer kräftigen Erholung im dritten Quartal 2020 von 8,5 % im Schlussquartal lediglich stagnieren.
Trotz Teil-Lockdowns hat die Industrieproduktion im November weiter zugenommen, ebenso die Auftragseingänge des Verarbeitenden Gewerbes. Dies deutet darauf hin, dass die Industrie – anders als im Frühjahr – von den Maßnahmen bisher weniger stark betroffen ist.
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind im November weiter gestiegen, die Entwicklung im Einzelnen verlief allerdings recht unterschiedlich. Während die Umsätze im Internet- und Versandhandel deutlich zunahmen, litt der stationäre Handel unter den Maßnahmen der Pandemiebekämpfung. Die Frühindikatoren haben sich im Dezember eingetrübt, obwohl die Verschärfung des Lockdowns noch nicht maßgeblich mit eingeflossen ist. Die Zahl der monatlichen Pkw-Neuzulassungen privater Halter erreichte im Dezember saisonbereinigt die Marke von über 135.000 und lag damit spürbar über ihren durchschnittlichen Monatswerten der Jahre 2018 und 2019.
Der Arbeitsmarkt entwickelte sich trotz Teil-Lockdowns stabil. Die Erwerbstätigkeit ging im November nur leicht zurück und die Arbeitslosigkeit sank im Dezember um saisonale Effekte bereinigt erneut merklich. Die Anzeigen für Kurzarbeit im Dezember und November deuten indes auf einen Anstieg der Menschen in Kurzarbeit hin.
Pandemiebedingt ist das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 insgesamt um 5,0 % zurückgegangen, nachdem es zehn Jahre lang Jahr für Jahr zunahm. Letztlich fällt das Minus aber deutlich niedriger aus, als es im Verlauf des letzten Jahres von vielen Experten erwartet worden war. Dies ist neben der Resilienz der deutschen Wirtschaft auch auf die sehr umfangreichen Maßnahmenpakete der Bundesregierung zurückzuführen. Nach dem historischen Einbruch im zweiten Quartal von 9,8 % war mit der schrittweisen Rücknahme der Einschränkungen ein bemerkenswerter Aufholprozess zu beobachten. Im dritten Quartal konnte die deutsche Wirtschaft ein Plus von 8,5 % verbuchen und damit wieder rund 96 % ihres Niveaus vom Schlussquartal 2019 vor Ausbruch der Pandemie erreichen. Obwohl die Erholung allmählich an Fahrt verlor, waren auch noch im November überwiegend Steigerungen der Wirtschaftsleistung zu beobachten. Aufgrund des erneuten Lockdowns dürfte es im vierten Quartal zu einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts gekommen sein.
Am aktuellen Rand zeigt der konjunkturelle Verlauf ein zweigeteiltes Bild: Einerseits ist der Dienstleistungssektor von den Einschränkungen der sozialen Kontakte wieder stärker betroffen, während andererseits sich die Industrie weiter robust entwickelt. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe und die Industrieproduktion haben im November trotz Teil-Lockdowns weiter zugenommen. Auch der Warenhandel konnte erneut zulegen. Im Dezember verbesserten sich die Geschäfts- und Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe, obwohl zum Zeitpunkt der Umfragen der noch ungeklärte Brexit für Unsicherheit gesorgt haben dürfte. Auch der Arbeitsmarkt erweist sich bislang als recht widerstandsfähig. In den letzten Monaten hat die Beschäftigung tendenziell zugenommen, während die Arbeitslosigkeit weiter zurückging. Die Kurzarbeit dürfte aber zuletzt wieder verstärkt in Anspruch genommen worden sein.
Bruttoinlandsprodukt
Weltwirtschaftliche Entwicklung im Zeichen der Pandemie
Die Weltkonjunktur erholt sich nach wie vor, aber die Stimmungsindikatoren deuten auf eine Abschwächung des Aufholprozesses hin. Die globale Industrieproduktion wurde im Oktober um 0,7 % ausgeweitet und damit den sechsten Monat in Folge. Sie hat wieder über 99 % ihres Vorjahresniveaus erreicht. Auch der Welthandel näherte sich mit einem weiteren Zuwachs im Oktober um ebenfalls 0,7 % seinem Vorjahresniveau an (nahezu 99 %). Die Stimmungsindikatoren sprechen allerdings derzeit für eine Verlangsamung des weltwirtschaftlichen Aufholprozesses. So ging der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex von J. P. Morgan/IHS Markit im Dezember erneut zurück, notierte aber mit 52,7 Punkten weiterhin oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Teilindex für die Industrie zeichnet dabei ein deutlich positiveres Bild als derjenige für die Dienstleistungen. Der Pandemieverlauf und die in vielen Ländern verhängten Lockdown-Maßnahmen, die primär Dienstleistungsbranchen betreffen, dürften hierbei eine Rolle gespielt haben.
Einkaufsmanagerindex Welt J.P. Morgan / IHS Markit
Weitere Erholung des Aussenhandels
Die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen regenerierten sich auch im November, das Tempo hat sogar wieder zugenommen. Im November erhöhte sich ihr Wert saisonbereinigt und nominal gegenüber dem Vormonat um 1,9 % und damit zum siebten Mal in Folge. Im Zweimonatsvergleich Oktober/November gegenüber August/September ergab sich ein Anstieg um 2,9 %. Die Waren- und Dienstleistungseinfuhren nahmen im November gegenüber dem Vormonat spürbar um 2,4 % zu. Im Zweimonatsvergleich kam es zu einem Zuwachs um 1,3 %.
Warenhandel
Das erstarkte Pandemiegeschehen und die Lockdown-Maßnahmen wichtiger Handelspartner spiegeln sich nur bedingt in den nationalen Frühindikatoren zur Außenwirtschaft wider. Die ifo Exporterwartungen des Verarbeitenden Gewerbes für die kommenden drei Monate, die sich im November spürbar verschlechtert hatten, drehten im Dezember per Saldo wieder ins Positive. Die Auftragseingänge aus dem Ausland setzten im November (+2,9 %) ihren im Mai begonnenen Aufwärtstrend weiter fort. Die Aussichten für den deutschen Außenhandel werden durch die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung gedämpft. Es bleibt aber abzuwarten, inwieweit sich die vorrangig die Dienstleistungen betreffenden Maßnahmen im weiteren Verlauf auch auf die Industrie auswirken werden.
Aussenhandel
Industrie vom neuen Lockdown bislang weniger betroffen
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe nahm im November erneut etwas zu. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vormonat um 0,9 %. Für den Oktober wurde das Plus leicht auf 3,4 % aufwärtsrevidiert. Im November konnten sowohl die Industrie als auch das Baugewerbe ihre Erzeugung ausweiten (+1,2 % bzw. +1,4 %), während das Energiegewerbe angesichts des Teil-Lockdowns einen spürbaren Rückgang von 3,9 % verzeichnete. Innerhalb der Industrie kamen die stärksten Wachstumsbeiträge vom Kfz-Bereich, den EDV- und optischen Geräten sowie dem Maschinenbau, die Produktionszuwächse um 2,2 %, 6,7 % bzw. 1,8 % verbuchten. Im Zweimonatsvergleich Oktober/November gegenüber August/September ergab sich ein Anstieg der Produktion im Produzierenden Gewerbe um 5,0 %. In der Industrie und im Baugewerbe kam es zu einem Plus von 5,4 % bzw. 3,4 % und im Energiebereich von 4,3 %.
Produktion im produzierenden Gewerbe nach Wirtschaftszweigen
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe setzten im November ihre kontinuierliche Erholung seit Mai 2020 fort und nahmen noch einmal um 2,3 % zu. Im Zweimonatsvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,9 %. Die Ordereingänge aus dem Euroraum erhöhten sich nur leicht um 0,3 %, während aus dem Inland und aus dem Nicht-Euroraum 5,2 % bzw. 7,5 % mehr Bestellungen eingingen. Insgesamt überschritten die Auftragseingänge zuletzt im November ihr Niveau vom vierten Quartal 2019 vor der Pandemie um nahezu 6,5 %. Das Produzierende Gewerbe arbeitet sich weiter aus der Krise. In der Industrie lag die Produktion zuletzt bei über 97 % ihres Niveaus im vierten Quartal 2019. Angesichts des Pandemiegeschehens und des verschärft fortgesetzten Lockdowns bleibt der Ausblick für die Industriekonjunktur zwar verhalten, aber die Auftragslage ist positiv zu bewerten. Die Entwicklung in der Industrie deutet darauf hin, dass diese diesmal von den Maßnahmen anders als im Frühjahr letzten Jahres weniger stark betroffen ist.
Industrie
Zunehmende Umsätze im Einzelhandel
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz haben sich nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes im letzten Jahr um ca. 4 % erhöht. Im Einzelnen verlief die Entwicklung dabei aber recht unterschiedlich. Im November nahmen die Umsätze um 1,1 % gegenüber dem Vormonat zu, nach einem Plus von 2,8 % im Oktober. Ursächlich für die positive Entwicklung war eine kräftige Zunahme der Umsätze im Internet- und Versandhandel, während der stationäre Handel insbesondere mit Bekleidung unter den Maßnahmen der Pandemiebekämpfung litt. Der Handel einschließlich Kfz nahm im Oktober um 1,1 % zu, nach einem Minus von 0,3 % im September. Sein Niveau vom vierten Quartal 2019 vor der Corona-Pandemie übertraf er spürbar um über 6 %. Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter stiegen im Dezember um 14,5 % (November: +14,0 %). Die Zahl der Neuzulassungen durch private Halter lag zuletzt saisonbereinigt bei über 135.000 Pkw pro Monat und damit merklich über den durchschnittlichen Monatswerten in den Jahren 2018 und 2019. Hier dürften Vorzieheffekte infolge des niedrigeren Umsatzsteuersatzes eine Rolle gespielt haben.
Einzelhandelsumsatz ohne Handel mit Kfz
Die ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel trübten sich im Dezember ein. Beim GfK Konsumklima wurde für Januar eine weitere leichte Verschlechterung erwartet. In die beiden Frühindikatoren sind das aktuelle Infektionsgeschehen sowie die Fortsetzung und Verschärfung des neuen harten Lockdowns noch nicht mit eingeflossen.
Die Verbraucherpreise sind im Dezember saisonbedingt zur Weihnachtszeit gegenüber dem Vormonat um 0,5 % wieder gestiegen, nachdem sie im November um 0,8 % sanken. Die Inflationsrate, die Preisniveau-Entwicklung gegenüber dem Vorjahr, lag im Dezember erneut bei -0,3 %, was nicht zuletzt auf die Senkung der Umsatzsteuersätze zu Mitte des vergangenen Jahres zurückzuführen ist. Eine so niedrige Inflationsrate war davor zuletzt im Januar 2015 gemeldet worden. Dabei sanken die Preise für Energieprodukte und Waren um 6,0 % bzw. 1,8 %, während sie für Dienstleistungen um 1,1 % zunahmen. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) ging im Dezember um 0,2 Prozentpunkte auf +0,3 % zurück. Im Jahresdurchschnitt 2020 lag die Inflationsrate bei 0,5 %. Eine niedrigere Inflationsrate hatte es zuletzt zur globalen Finanzkrise im Jahr 2009 gegeben. Während sich Energie und Waren um 4,8 % bzw. 0,4 % verbilligten, war bei Dienstleistungen eine Verteuerung um 1,3 % zu verzeichnen.
Verbraucherpreisindex
Arbeitsmarkt trotz Teil-Lockdowns robust – aber Kurzarbeit dürfte wieder vermehrt in Anspruch genommen werden
Bis zuletzt entwickelte sich der Arbeitsmarkt stabil. Die Beschäftigung zeigt seit dem Sommer einen leichten Aufwärtstrend und die Arbeitslosigkeit sowie Unterbeschäftigung verringerten sich bei abflachender Kurzarbeit. Nach dem Teil-Lockdown zeichnet sich aber bei der Kurzarbeit ein erneuter Anstieg ab. Im November nahm die saisonbereinigte Erwerbstätigkeit leicht um 3.000 Personen
ab, nachdem sie in den vier Monaten zuvor in Folge zugenommen hatte. Die Nachfrage nach Arbeitskräften blieb zurückhaltend. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im Oktober saisonbereinigt deutlich um 59.000 Personen an. Die Kurzarbeit wurde im Oktober von 2,0 Mio. Beschäftigten in Anspruch genommen (September: 2,3 Mio. Personen). Allerdings deuten die Anzeigen für Kurzarbeit im November und Dezember (628.000 bzw. 666.000 Personen) auf eine Zunahme zum Jahresende hin. Die registrierte Arbeitslosigkeit sank im Dezember saisonbereinigt merklich um 37.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen erhöhte sich die Arbeitslosigkeit leicht auf 2,71 Mio. Personen. Der Vorjahresabstand hat sich seit dem Sommer um fast 160.000 auf +480.000 Personen verringert. Die umfragebasierten Frühindikatoren von IAB und ifo entwickelten sich im Dezember uneinheitlich.
ifo Beschäftigungsbarometer und Erwerbstätige (Inland)
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung (in 1000)
Arbeitsmarkt
[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 15. Januar 2021 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie kalender- und saisonbereinigter Daten.