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Bundesminister Peter Altmaier stellt die aktuelle Frühjahrsprojektion der Bundesregierung vor. Für 2021 und 2022 werden 3,5 % und 3,6 % Wachstum erwartet
Weite Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland sind nach wie vor von den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung betroffen. Neben den Auswirkungen auf das alltägliche Leben bringen diese auch erhebliche Effekte für die Wirtschaft mit sich. Vor allem stark auf soziale Kontakte angewiesene Bereiche wie etwa das Gastgewerbe oder Kunst & Unterhaltung sind in ihrer wirtschaftlichen Aktivität seit November letzten Jahres eingeschränkt, der stationäre Einzelhandel seit Mitte Dezember. Nach anhaltend hohen Infektionszahlen mussten die Maßnahmen zuletzt durch die Bundesnotbremse noch verschärft werden.
Entsprechend diesen Beschränkungen und bisher verfügbaren Indikatoren dürfte der Einstieg in das neue Jahr grundsätzlich gedämpft verlaufen sein. Gleichzeitig zeigt sich die seit letztem Herbst bestehende robuste Grunddynamik in der Industriekonjunktur bislang weitgehend unbeeindruckt und manifestiert sich unter anderem in einer soliden Entwicklung des Außenhandels.
Schrittweise Lockerungen werden Konsumnachfrage stimulieren.
Durch diese Zweiteilung der deutschen Konjunktur übernimmt die Industrie im ersten Halbjahr noch eine stützende Funktion, während mit der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung schrittweise Lockerungen der bislang eingeschränkten Bereiche möglich werden sollten. Zur Jahresmitte dürften daher ein deutlicher Anstieg der Konsumausgaben und merkliche Impulse aus der Binnenwirtschaft zu erwarten sein.
Im Ergebnis rechnet die Bundesregierung im laufenden Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,5 %. Für das Jahr 2022 geht die Bundesregierung von einer weiteren Erholung der Wirtschaftsleistung um 3,6 % aus. Im Verlauf erreicht die deutsche Volkswirtschaft bereits in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres wieder ihr Vorkrisenniveau des vierten Quartals 2019, befindet sich aber noch in einer deutlichen Unterauslastung.
In Kürze
3,5% Wirtschaftswachstum erwartet die Bundesregierung in ihrer Projektion für 2021.
Im Inland wirkten sich im ersten Quartal vor allem die eingeschränkten Konsummöglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger in Folge der anhaltenden Beschränkungsmaßnahmen negativ aus. Durch diese sind insbesondere konsumnahe Dienstleistungsunternehmen betroffen. Die Bundesregierung rechnet damit, dass eine Erholung der Binnenkonjunktur, getragen vom privaten Konsum und gestärkt durch die staatlichen Konsumausgaben, noch im zweiten Quartal wieder einsetzt. Gleichzeitig wird die Industrie in den nächsten Monaten solide expandieren. Darauf deuten sowohl die Auftragslage als auch Stimmungsindikatoren hin. Da aber auch im zweiten Quartal noch Einschränkungen fortbestehen, dürfte sich die Erholung am stärksten im dritten Quartal zeigen. In der Folge rechnet die Bundesregierung – nach dem Erreichen des Vorkrisenniveaus in der zweiten Jahreshälfte 2021 – mit einer Normalisierung der Wachstumsraten und der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die erwartete erneut starke Wachstumsrate von 3,6 % im Jahr 2022 ist auch darauf zurückzuführen, dass die kräftige Erholung im zweiten Halbjahr des Jahres 2021 stattfindet, wodurch sich ein statistischer Überhang ergibt, der die Ausgangslage für das Jahr 2022 deutlich verbessert.
Annahmen der Frühjahrsprojektion 2021
In der vorliegenden Projektion werden die aktuell gültigen Eindämmungsmaßnahmen berücksichtigt. Es wird davon ausgegangen, dass es infolge der fortschreitenden Impfkampagne zu schrittweisen Lockerungen kommt. Die Projektion macht keine expliziten Annahmen zum Fortgang der Impfkampagne, geht allerdings davon aus, dass bis zum Ende des Sommers allen Impfwilligen ein Impfangebot gemacht werden kann.
In Übereinstimmung mit Prognosen internationaler Organisationen wird für die Weltwirtschaft eine kräftige Erholung in Höhe von 5,7 % in diesem Jahr und 4,6 % im kommenden Jahr erwartet.
Für die Entwicklung des Ölpreises wird eine technische Annahme auf Basis von Terminnotierungen zum Zeitpunkt des Projektionsabschlusses getroffen. Demnach ist für das aktuelle Jahr von einem durchschnittlichen Rohölpreis für ein Fass der Sorte Brent von 61,3 US-Dollar auszugehen, im kommenden Jahr dürfte der Preis leicht auf 58,1 US-Dollar sinken.
Bei der Projektion wurden alle bereits beschlossenen wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen berücksichtigt. Dazu gehören auch die Ausgaben und Mindereinnahmen im Rahmen des Konjunktur- und Zukunftspakets.
Eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Erholung spielen weiterhin auch die umfangreichen wirtschaftspolitischen Stützungsmaßnahmen. So umfasst das von der Koalition beschlossene Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket ein Gesamtvolumen von rund 140 Mrd. Euro. Der Bundeshaushalt 2021 sieht davon ca. 35 Mrd. Euro zur Umsetzung des Konjunktur- und Krisenbewältigungsprogramms vor. Zusätzlich sind im Jahr 2021 weitere 65 Mrd. Euro für die Unternehmenshilfen (insb. Überbrückungshilfen III) eingeplant. Diese wurden deutlich erweitert und um einen Eigenkapitalzuschuss sowie die „Neustarthilfe“ für Soloselbständige ergänzt. Neben dem Konjunkturpaket wurden außerdem die Härtefallhilfen geschaffen für Fälle, in denen der bisherige Schutzschirm nicht greift. Kurzfristig entlastet das Paket Unternehmen und unterstützt diese gezielt mit Liquidität. Gezielte finanzielle Anreize stimulieren private Konsumausgaben und Investitionen. Ein weiterer Bestandteil ist die Förderung von wichtigen Zukunftsbereichen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Wasserstofftechnologien sowie die Transformation des Energie- und Mobilitätssektors. Dies sichert mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit und begünstigt die Rückkehr auf einen nachhaltigen Wachstumspfad.
Aufschwung der Weltwirtschaft
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hatten die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession gestürzt. Sowohl die globale Industrieproduktion als auch der Welthandel erlebten einen beispiellosen Einbruch. Es folgte eine beeindruckende Erholung, die am aktuellen Rand vor allem von einer starken wirtschaftlichen Dynamik Asiens sowie kräftigen Impulsen aus den Vereinigten Staaten geprägt wird. Im asiatischen Wirtschaftsraum gehen wesentliche Impulse von der chinesischen Volkswirtschaft aus, die die Pandemie in großen Teilen bereits im vergangenen Jahr hinter sich gebracht hat und sogar ein positives Wirtschaftswachstum verzeichnete. Insbesondere die weltweit erhöhte Nachfrage nach Computern und anderen Geräten zur Ausstattung der Homeoffices sorgten für einen zusätzlichen Anstoß der chinesischen Industrieproduktion. Im laufenden Jahr sollten durch die wieder eingesetzte Grunddynamik der chinesischen Wirtschaft auch die peripheren Staaten von positiven wirtschaftlichen Entwicklungen profitieren. Derweil wurden die Prognosen für das amerikanische Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr zuletzt deutlich nach oben korrigiert, was zum einen auf eine erfolgreiche und sehr schnell verlaufende Impfkampagne zurückzuführen ist, die bereits eine schrittweise Öffnung kontaktintensiver Dienstleistungsbereiche ermöglicht hat. Zum anderen wird die wirtschaftliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten durch ein massives Konjunkturprogramm unterstützt, was zusätzliche Impulse liefern dürfte.
Kurz erklärt
Starke Wachstumsimpulse aus China und den Vereinigten Staaten.
Um 5,7 % dürfte die Weltwirtschaft im Jahr 2021 wachsen.
Im Ergebnis gehen wir 2021 in Anlehnung an die Prognosen internationaler Organisationen von einem Anstieg der Weltwirtschaftsleistung in Höhe von 5,7 % aus. Nächstes Jahr dürfte es noch zu einem Wachstum von 4,6 % kommen. Parallel zur Entwicklung der globalen Wirtschaftsleistung kommt es auch zu einer deutlichen Erholung des Welthandels, der im vergangenen Corona-Jahr um 12,7 % zurückgegangen ist. Für das laufende Jahr erwartet die Bundesregierung einen Anstieg des Welthandelsvolumen um 10,1 %. Dementsprechend kommt es auch zu einem deutlichen Wachstum der deutschen Exporte, die um 9,2 % steigen. Durch die im ersten Halbjahr noch bestehenden Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen und ihrer Effekte auf die deutsche Binnennachfrage dürfte es mit Blick auf die Importentwicklung zu einer verzögert einsetzenden Erholung kommen. Die Bundesregierung erwartet im Jahresdurchschnitt 2021 eine Zunahme der Einfuhren um 7,8 %. Dies führt im laufenden Jahr zu einem deutlich positiven Außenbeitrag (+1,1 Prozentpunkte). Gemeinsam mit den Primär- und Sekundäreinkommen ergibt sich im Saldo ein leicht höherer Leistungsbilanzüberschuss. Er steigt auf 7,1 % des Bruttoinlandsprodukts. Im Jahr 2020 lag er noch bei 7,0 %. Im nächsten Jahr dürfte er allerdings durch die weiterlaufende Erholung der Importe leicht auf 6,8 % sinken.
In Kürze
Für die deutschen Exporte wird 2021 ein Anstieg um 9,2 % erwartet.
Deutliche Erholung der Investitionen
Ausrüstungsinvestitionen sind in Deutschland eng mit der Entwicklung des Außenhandels und der globalen Industriekonjunktur verknüpft. Ein Großteil der Investitionen wird hierbei von der exportorientierten Industrie getätigt.
In Folge der Pandemie-bedingten Rezession des Verarbeitenden Gewerbes und der generell gestiegenen Unsicherheit gingen die Investitionen in Ausrüstungen im Jahr 2020 markant zurück. Im Zuge der allmählichen Erholung des Welthandels kam es aber zu einer deutlichen Erholung. Auf Grund der gut laufenden Industrie und anziehender Exporte sowie der Perspektive auf eine breite Verfügbarkeit von Impfstoffen hellt sich das Investitionsklima auf. Für dieses Jahr erwartet die Bundesregierung einen deutlichen Zuwachs der Ausrüstungsinvestitionen um 7,5 %.
Durch die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen und die ungebrochen hohe Nachfrage nach Wohnraum dürften auch die Bauinvestitionen weiter expandieren, auch da die staatlichen Ausgaben in diesem Bereich deutlich zulegen dürften. Allerdings erfuhr die Bauwirtschaft durch schlechte Witterung und Vorzieheffekte durch die Umsatzsteuersatzsenkungen ein ausgesprochen schlechtes erstes Quartal, was die jahresdurchschnittliche Veränderungsrate dämpft. Im laufenden Jahr rechnet die Bundesregierung daher mit einem Zuwachs der realen Bauinvestitionen um 1,4 % und im kommenden Jahr mit einem kräftigeren Plus von 2,8 %.
Im Ergebnis legen die Bruttoanlageinvestitionen in diesem Jahr um 3,5 % zu und werden im nächsten Jahr nochmals um 3,6 % ausgeweitet. Die Investitionsquote – also die nominalen Bruttoanlageinvestitionen in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt – wird im Prognosezeitraum bis 2022 auf 22,3 % steigen. Im Jahr 2016 lag sie noch bei 20,3 %.
Durch die Corona-Krise zeigten sich auch am Arbeitsmarkt deutliche Auswirkungen, die Entwicklung verlief allerdings angesichts des gravierenden Einbruchs der Wirtschaftsleistung sehr robust. Dies liegt auch am Instrument der Kurzarbeit, die bereits im letzten Jahr stabilisierend auf Einkommen und Beschäftigung wirkte und die auch seit der zweiten Welle der Pandemie wieder vermehrt in Anspruch genommen wird.
In den ersten Monaten des Jahres kam es trotz der anhaltenden Beschränkungen zu einer Frühjahrsbelebung, die sich im Zuge der erwarteten Lockerungen verstärken dürfte. Die Frühindikatoren entwickelten sich am aktuellen Rand spürbar positiv und deuten auf zunehmende Beschäftigungsaufnahmen hin. Die Kurzarbeit dürfte in den nächsten Monaten deutlich zurückgehen.
In Kürze
Die Bundesregierung rechnet für dieses Jahr mit einem leichten Beschäftigungsrückgang.
Insgesamt rechnet die Bundesregierung im laufenden Jahr mit einem leichten Rückgang der Erwerbstätigkeit um 60 Tausend Personen. Dabei dürfte es deutliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbereichen und den Beschäftigungsformen geben. Die Zahl der Arbeitnehmer steigt an, wobei es insbesondere zu Zuwächsen bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung kommen dürfte. Die Zahl der Selbständigen und der geringfügig Beschäftigten dürfte hingegen insbesondere dieses Jahr noch zurückgehen. Hier setzen sich langfristige Trends fort, die von der Corona-Krise noch verstärkt werden. Die Arbeitslosigkeit dürfte im laufenden Jahr um 80 Tausend Personen zurückgehen.
Eine wichtige Rolle für den widerstandsfähigen Arbeitsmarkt spielen die umfassenden staatlichen Stützungsmaßnahmen wie die Soforthilfen und Überbrückungshilfen sowie die Kurzarbeit, die viele Entlassungen verhindern konnte. Die Zahlen der Kurzarbeit waren im Frühjahr 2020 in noch nie dagewesenem Ausmaß angestiegen. Auch während der zweiten Welle der Pandemie stieg ihre Zahl wieder an. Die sehr hohen Zahlen des Vorjahres dürften allerdings nicht wieder erreicht werden. Die Bundesregierung rechnet mit einem Höchststand von rund 3 Millionen Kurzarbeitenden und 1,7 Millionen Kurzarbeitenden im Jahresdurchschnitt. Die starke Inanspruchnahme der Kurzarbeit lag auch an der Knappheit an Arbeitskräften. Arbeitgeber versuchten schon aus diesem Grund, Beschäftigte zu halten. Durch den Rückgang der Kurzarbeit in diesem Jahr wird sich auch die Arbeitszeit und damit das Arbeitsvolumen normalisieren.
Im Jahr 2022 dürfte die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen (-200 Tausend) und auch die Erwerbstätigkeit wieder zunehmen (+290 Tausend).
Höhere Inflationsrate durch Rohstoffpreise und Sondereffekte
Zu Beginn des Jahres haben die Verbraucherpreise merklich angezogen. Grund für die Erhöhung ist zunächst die Rücknahme der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze. Darüber hinaus traten Maßnahmen des Klimapakets in Kraft (darunter die CO2-Bepreisung für Transport und Gebäudeheizung sowie die Anhebung Kfz-Steuer), die durch die Senkung der EEG-Umlage nur zum Teil kompensiert werden. Des Weiteren normalisierten sich die Rohstoffpreise, die im letzten Jahr die Inflation erheblich dämpften.
Ab dem zweiten Halbjahr 2021 wird sich ein weiterer Nebeneffekt der temporären Senkung der Umsatzsteuersätze von Juli bis Dezember 2020 zeigen. Durch die Messung der Inflation als prozentuale Preisniveausteigerung im aktuellen Monat gegenüber dem Vorjahresmonat hängt die aktuelle Preissteigerungsrate auch vom Preisniveau des Vorjahres ab und es ergibt sich ein statistischer „Basiseffekt“: Ist das Preisniveau im Vorjahresmonat deutlich gesunken, schlägt sich dies in höheren Teuerungsraten im laufenden Jahr nieder. Am Jahresende verpufft dieser Effekt. Die Bundesregierung trägt in ihrer Projektion dieser Entwicklung Rechnung und erwartet für das laufende Jahr eine Inflationsrate von 2,3 % und für das nächste Jahr eine Rate von 1,4 %.
Die Kerninflation, also die Entwicklung der Verbraucherpreise unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Lebensmittelpreise, liegt in den Jahren 2021 und 2022 bei 1,7 % bzw. 1,4 %.
Löhne und verfügbare Einkommen in der Krise stabil
Im vergangenen Jahr gingen die Löhne trotz der pandemiebedingten Rezession kaum zurück. Zunächst haben die umfangreichen staatlichen Maßnahmen sowie die Kurzarbeit zu einer Stützung von Einkommen und Beschäftigung beigetragen. Ein weiterer Grund waren bereits in den Vorjahren vereinbarte Tariflohnsteigerungen, die im Jahr 2020 zum Tragen kamen. Darüber hinaus führte der Rückgang der geringfügig entlohnten Beschäftigung für sich genommen zu einem positiven Effekt auf die Durchschnittslöhne.
Im laufenden Jahr dürfte sich bei den Tarifverhandlungen eine Lohnzurückhaltung einstellen, bei der die Tarifparteien auf die schwierigere wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen Rücksicht nehmen. Die Effektivlöhne dürften in diesem Jahr dagegen parallel zur wirtschaftlichen Erholung deutlich steigen, auch auf Grund des starken Rückgangs der Kurzarbeit (Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer 2021: 3,0 %). Im nächsten Jahr werden die Bruttolöhne und -gehälter wegen der weiter zulegenden Konjunktur mit 3,1 % erneut kräftig aufholen. Die staatlichen Maßnahmen führen erneut zu einer kräftigen Ausweitung der monetären Sozialleistungen im laufenden Jahr.
Im Dienstleistungssektor bleiben die Konsummöglichkeiten der privaten Haushalte auch im ersten Halbjahr 2021 noch eingeschränkt. Angesichts der erwarteten Lockerungen und der stabilen verfügbaren Einkommen dürfte der private Konsum ab dem zweiten Halbjahr dieses Jahres wieder zunehmen. Die Frühjahrsprojektion geht dabei auch von Nachholeffekten im Bereich bislang nicht möglicher Konsumausgaben aus. Im kommenden Jahr dürfte der Private Konsum dann noch einmal deutlich expandieren, so dass sich Wachstumsraten von 0,8 % für das Jahr 2021 und 5,5 % im kommenden Jahr ergeben.
Deutsche Wirtschaft stark unterausgelastet
Die Projektion der wirtschaftlichen Entwicklung in der mittleren Frist, d. h. für die Jahre 2023 bis 2025, orientiert sich an den strukturellen Wachstumsmöglichkeiten der Volkswirtschaft. Das Produktionspotenzial beschreibt die wirtschaftliche Aktivität einer Volkswirtschaft bei Normalauslastung der Produktionsfaktoren. Es wird angenommen, dass nach einem Schock die Wirtschaft mittelfristig wieder zum Potenzialpfad zurückkehrt. Dieser ist allerdings selbst durch die Krise beeinflusst, da trotz aller Hilfsmaßnahmen auch mit strukturellen Veränderungen (z. B. Unternehmensinsolvenzen) zu rechnen ist. Das Potenzialwachstum liegt in den Jahren 2021 und 2022 bei rund 1,2 %. Zum Ende des Projektionszeitraums im Jahr 2025 sinkt die Potenzialrate auf 0,9 %. Hier macht sich der Rückgang des Arbeitskräftepotenzials aufgrund des demografischen Wandels bemerkbar. Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Jahr 2021 trotz des kräftigen Wachstums noch in einer deutlichen Unterauslastung. Dies spiegelt sich in einer negativen Produktionslücke (BIP minus Produktionspotenzial) von -2,6 % des Produktionspotenzials wider. Infolge des anhaltenden Wachstums verringert sich die Produktionslücke bereits im Jahr 2022 deutlich auf -0,2 %. Die deutsche Wirtschaft befindet sich dann im Bereich der Normalauslastung. Zum Ende des Projektionszeitraums im Jahr 2025 schließt sich die Produktionslücke annahmegemäß vollständig.
Chancen und Risiken
Die Bundesregierung stellt in ihrer Frühjahrsprojektion die aus ihrer Sicht wahrscheinlichste Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft dar. Es gibt dabei Risiken aber auch Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung.
In der vorliegenden Projektion wird nicht davon ausgegangen, dass es erforderlich sein wird, auf Grund anhaltend hoher Infektionszahlen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie noch weiter zu verlängern oder zu verschärfen. Insbesondere das Auftreten von ansteckenderen oder resistenten Virus-Mutationen stellt jedoch ein zusätzliches Risiko dar.
Chancen ergeben sich im In- und Ausland vor allem aus einer stärkeren Erholung des Außenhandels und einer noch kräftigeren Erholung der Konsumausgaben.
Kontakt
Referat: Beobachtung, Analyse und Projektion der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung schlaglichter@bmwi.bund.de