In Kürze

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm im dritten Quartal um 1,7 % zu.

Die Bruttowertschöpfung in der Industrie war aufgrund anhaltender Knappheiten bei Vorleistungsgütern erneut rückläufig (-2,0 %).

Der Dienstleistungssektor legte infolge der Lockerungen um 3,6 % zu und glich die Schwäche der Industrie aus.

Insbesondere der private Konsum erwies sich im Sommer als triebfeder des Aufschwungs. Die Einschätzung in der Herbstprojektion der Bundesregierung (+2,6 % Wachstum in 2021) bleibt weiterhin realistisch.

Das Statistische Bundesamt hat am 25. November 2021 detaillierte Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2021 veröffentlicht. Demnach nahm das preis-, kalender- und saisonbereinigte BIP mit einer Veränderungsrate von 1,7 % gegenüber dem Vorquartal zu. Während das BIP im ersten Quartal aufgrund der andauernden Kontaktbeschränkungen noch um 1,9 % sank, kam es bereits im zweiten Quartal wieder zu einer wirtschaftlichen Erholung (+2,0 %). Diese setzte sich nun im dritten Quartal fort. Im Sommer expandierten insbesondere der private Konsum und die Wertschöpfung in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen, während die Industrie durch Lieferengpässe gebremst wurde. Mit der aktuellen Veröffentlichung wurde das zweite Quartal um ein Zehntel aufwärtsrevidiert. Dadurch verringerte sich die Veränderungsrate des BIP-Wachstums im dritten Quartal aus der Schnellmeldung des Statistischen Bundesamts vom 29. Oktober 2021 rechnerisch um ein Zehntel.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist die Einschätzung der Bundesregierung für das laufende Jahr 2021 im Rahmen der Herbstprojektion vom 27. Oktober von 2,6 % weiterhin realistisch. Darin wurde von einer etwas stärkeren Erholung im dritten Quartal ausgegangen. Im vierten Quartal wurde im Rahmen der Herbstprojektion vor allem aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe nur von einem geringfügigen Wachstum ausgegangen. Die wirtschaftliche Aktivität in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen dürfte angesichts des Infektionsgeschehens schwächer ausfallen. Das Wachstum in der Industrie wird von anhaltenden Lieferproblemen geprägt. Der Großteil der Erholung verschiebt sich wie auch in der Herbstprojektion erwartet ins Jahr 2022.

Dienstleistungsbereiche im Plus, Industrie leidet unter Engpässen bei Vorleistungsgütern

Insgesamt ist die Bruttowertschöpfung im dritten Quartal 2021 gegenüber dem zweiten Quartal um 1,9 % gestiegen. Wie schon im zweiten Quartal entwickelte sich die deutsche Wirtschaft von Juli bis September zweigeteilt. Während die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe (-2,2 %) und im Baugewerbe (-1,2 %) aufgrund der anhaltenden weltweiten Knappheit an Vorleistungsgütern zurückging, kam es in den meisten Dienstleistungsbereichen zu einer teils kräftigen Erholung, die die Industrieschwäche aufwiegen konnte. Die Auftragslage in der Industrie war im dritten Vierteljahr auf einem hohen Niveau, was für eine solide Nachfrage spricht. Die Unternehmen konnten angesichts der fehlenden Vorprodukte die Bestellungen aber unzureichend abarbeiten. Insbesondere Halbleiter, die in der Autoindustrie benötigt werden, waren knapp. Hinzu kamen Engpässe bei Rohstoffen.

Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland
Saison- und kalenderbereinigte Entwicklung 1
3. Q. 204. Q. 201. Q. 212. Q. 213. Q. 21
Veränderung gg. Vorquartal in % (VERLAUF)
Bruttoinlandsprodukt (REAL)9,00,7-1,92,01,7
Verwendung des BIP Preisbereinigt (REAL), Kettenindizes (2015=100)
Private Konsumausgaben 2
Konsumausgaben des Staates
- Bruttoanlageinvestitionen
- Ausrüstungen
- Bauten
Sonstige Anlagen
Vorratsveränderung 3 4
11,5
1,5
4,6
16,7
-0,9
2,8
-1,8
-2,7
0,8
2,4
1,9
2,9
1,7
0,5
-5,3
-1,0
-0,6
-0,3
0,1
-2,7
2,1
3,8
4,6
1,2
0,4
1,8
1,0
-0,5
6,2
-2,2
-2,2
-3,7
-2,3
0,9
-0,1
Inländische Verwendung
Exporte
Importe
Außenbeitrag 4
5,6
17,5
9,3
3,6
-0,3
4,6
2,7
1,0
-1,0
1,3
4,1
-0,9
2,8
0,6
2,2
-0,6
2,0
-1,0
-0,6
9,3
Preisentwicklung (2015 = 100)
Private Konsumausgaben 2
Bruttoinlandsprodukt
-1,3
-0,9
0,6
0,4
2,2
1,6
0,3
-0,2
0,7
2,5
Veränderung gg. Vorquartal
Erwerbstätige (INLAND) in Tsd. -6741-3793169
1 Kalender- und Saisonbereinigung des Statistischen Bundesamtes, Stand: 25. November 2021;
2 Einschließlich Private Organisationen ohne Erwerbszweck;
3 Einschließlich Nettozugang an Wertsachen;
4 Absolute Veränderung der Vorräte und des Außenbeitrags in Prozent des BIP des Vorjahres (= Beitrag zur Zuwachsrate des BIP).
Quellen: Statistische Bundesamt (StBA), Bundesbank (BBk)

Es expandierten allen voran die zuvor von Einschränkungen betroffenen konsumnahen Dienstleistungsbereiche Sonstige Dienstleister (+13,5 %; sie umfassen unter anderem die Bereiche Unterhaltung und Erholung) sowie der zusammengefasste Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+5,3 %). Auch bei den Unternehmensdienstleistern (+3,4 %) und den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung und Gesundheit (+3,1 %) gab es signifikante Zuwächse.

Privater Konsum als Triebfeder des Aufschwungs

Im dritten Quartal 2021 wurde das Wachstum vor allem durch ein Verwendungsaggregat getragen: Der private Konsum war mit +6,2 % die Triebfeder des Aufschwungs. Nach der Lockerung der Beschränkungen wurden über den Sommer weiter kräftig Anschaffungen, Freizeitaktivitäten und Gastronomiebesuche getätigt. Der Staat hingegen reduzierte seine Konsumausgaben, ausgehend von einem hohen Niveau, deutlich um 2,2 %. Im Vorquartal hatten Ausgaben insbesondere für Impfungen und Tests zu einem Hoch geführt.

Grafik Wachstum des Bruttoinlandprodukts

Bedingt durch die Schwäche in der Industrie wurde auch deutlich weniger investiert als im Vorquartal: Die Investitionen in Ausrüstungen – dahinter verbergen sich vor allem Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – gingen um 3,7 % zurück, Bauinvestitionen schrumpften um 2,3 %. Die Investitionen sind naturgemäß stark mit der Industriekonjunktur verknüpft. In Phasen rückläufiger Produktion und hoher Unsicherheit stellen Unternehmen ihre Investitionen regelmäßig zurück. Auch der Wachstumsbeitrag des Außenhandels war erneut leicht negativ. Die Exporte (-1,0 %) verringerten sich noch etwas deutlicher als die Importe (-0,6 %).

Aufschwung am Arbeitsmarkt hält an

Im Durchschnitt waren im dritten Quartal rund 45,1 Mio. Menschen in Deutschland beschäftigt. Damit stieg die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal kräftig um 169.000 Personen. Gleichzeitig sank die Arbeitslosenquote von 5,9 % auf 5,3 %. Damit wirkte sich die gute Konjunktur in den Dienstleistungsbereichen nach den weitreichenden Öffnungen auch auf dem Arbeitsmarkt aus. Die Kurzarbeit wurde derweil zurückgefahren. Sie hatte im Februar ihr Jahreshoch erreicht, als noch knapp 3,4 Mio. Menschen das Instrument in Anspruch nahmen. Im September waren vorläufigen Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit zufolge nur noch rund 750.000 Menschen in Kurzarbeit. Allerdings hat sich der Rückgang zuletzt verlangsamt und dürfte im Herbst und Winter stagnieren. Das Arbeitsvolumen als Summe der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen, welches die Kurzarbeit berücksichtigt, stieg im dritten Quartal um 2,4 % gegenüber dem Vorquartal. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – nahm gegenüber dem Vorjahresquartal leicht zu (+0,1 %), da das BIP noch etwas stärker expandierte als die Arbeitsstunden.

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte stieg im Vergleich zum Vorquartal um 1,8 % an. Die Arbeitnehmerentgelte legten dabei um 2,8 % zu. Die monetären Sozialleistungen reduzierten sich um 2,9 % gegenüber dem Vorquartal. Hier dürfte sich vor allem der deutlich reduzierte Bezug von Kurzarbeitsgeld auswirken. Angesichts der kräftigen Ausweitung der privaten Konsumausgaben sank die saisonal bereinigte Sparquote der privaten Haushalte auf 12,2 %. In Hochzeiten der Pandemie war sie auf Rekordwerte von über 20 % geklettert, weil die Möglichkeiten zum Konsum fehlten. Der Wert im dritten Quartal lag nun nur noch leicht oberhalb vom langfristigen Durchschnitt der Sparquote (ca. 10–11 %).