<illustration von ALEXANDER MARKUS
ALEXANDER MARKUS
Vorstandsvorsitzender der AHK Ukraine

Die Rahmenbedingungen für Unternehmen haben sich in der Ukraine seit dem 24. Februar 2022 radikal geändert: Mitarbeitende melden sich freiwillig zum Kriegsdienst, in den Familien gibt es zivile Kriegsopfer, viele verlieren ihr Hab und Gut und flüchten in den Westen. Die Nachfrage nach bestimmten Produkten verschwindet über Nacht, Lieferketten brechen ab, Lagerhäuser werden von russischen Bomben oder Raketen in Schutt und Asche gelegt, obwohl die Waren dort keinerlei militärische Bedeutung haben.

Gleichzeitig ist die Motivation der ukrainischen Mitarbeitenden bewundernswert. Trotz der schlimmen Situation arbeiten viele unglaublich konstruktiv zusammen und wollen in diesen schwierigen Zeiten ihren Anteil beitragen.

Die Neuorganisation der Arbeitsprozesse während der Corona-Pandemie hat vielen Teams in der Ukraine gezeigt, dass ein Unternehmen auch dann sehr produktiv arbeiten kann, wenn die Belegschaft an den unterschiedlichsten Orten verstreut ist und sich nur in virtuellen Räumen treffen kann. Das gilt insbesondere für den Dienstleistungsbereich.

Doch auch produzierende Unternehmen suchen und finden Lösungen, was nicht immer einen Umzug an einen anderen Standort zur Folge haben muss. Dabei ist die Hilfsbereitschaft der Unternehmen untereinander beeindruckend. Im Westen der Ukraine finden nicht nur Millionen Binnenflüchtlinge Unterschlupf, auch Unternehmen aus vom Krieg betroffenen Landesteilen ziehen mit Anlagen und Maschinen an neue Standorte zu befreundeten Unternehmen.

So eigenartig es klingen mag: In vielen Teilen der Ukraine arbeiten die Unternehmen weiter, solange es die Sicherheits- und Versorgungslage irgendwie zulässt.