IN KÜRZE

DER NOWCAST FÜR DIE SAISON- UND KALENDERBEREINIGTE VERÄNDERUNGSRATE DES BIP BETRÄGT MINUS 0,5 % FÜR DAS ZWEITE QUARTAL 2022 (STAND 9. JUNI).1

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1 Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.

Derzeit prognostiziert der Nowcast für das zweite Quartal 2022 einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihenanalytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Bundesregierung und dem BMWK. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht erst Ende Juli 2022 erste amtliche Ergebnisse zur tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung des zweiten Vierteljahres 2022.

Das nebenstehende Schaubild zeichnet den Verlauf des Schätzwertes nach: Zu Jahresbeginn startete er mit einem Wert von minus 0,1 %. Bis Mitte März stieg er auf plus 0,5 %. Wesentlich dazu beigetragen haben verbesserte Stimmungsindikatoren im Januar und Februar sowie erfreuliche Arbeitsmarktdaten. Bis Ende März rutschte der Nowcast jedoch auf minus 1,4 % ab. Die deutlichsten Dämpfer kamen von Umfrageergebnissen aus Deutschland und Europa, die vor dem Hintergrund des Kriegsausbruches in der Ukraine deutlich schlechter ausfielen. In den europäischen Konjunkturdaten für die Berichtsmonate Januar und Februar schlug sich die russische Invasion noch nicht nieder. Ihre Veröffentlichung Anfang April beeinflusste den Nowcast daher positiv und sorgte für eine Aufwärtskorrektur auf minus 0,7 %. Im weiteren Verlauf des Aprils ergab sich weiterer Auftrieb durch eine erste teilweise Erholung der Stimmungsindikatoren. Dadurch erhöhte sich der Nowcast bis Ende April auf minus 0,1 %. Mit der Veröffentlichung der abwärts gerichteten Zahlen zu Produktion, Umsätzen und Auftragseingängen in der Industrie für den Berichtsmonat März erhielt das Modell erstmals „harte“ Indikatordaten, die den Kriegsausbruch enthalten. Vor allem dadurch fiel der Nowcast auf minus 0,7 %. Davon ausgehend haben positiv gestimmte Umfragedaten und das verhaltene Plus der Industrieproduktion für den Berichtsmonat April für die Anhebung auf den aktuellen Stand von minus 0,5 % gesorgt.

Aus fachlicher Sicht erscheint die von dem Modell prognostizierte Veränderungsrate des BIP im zweiten Quartal 2022 als recht plausibel. Am aktuellen Rand sind die Risiken für die deutsche Konjunktur vor dem Hintergrund hoher Energie- und Rohstoffpreise und erneut beziehungsweise weiterhin gestörter Lieferketten allerdings gestiegen. Ob die tatsächliche Entwicklung den Nowcast bestätigt, hängt allerdings stark von der weiteren Entwicklung des Krieges und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Einbußen ab.

DAS MODELL

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

Entwicklung des BIP-Nowcast für das zweite Quartal 2022 in Prozent Bild vergrößern