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Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Mai 20231
Einleitung
IN KÜRZE
Die konjunkturelle Grunddynamik hat sich zuletzt spürbar abgeschwächt: Wichtige Indikatoren weisen am aktuellen Rand deutliche Rückgänge auf, die nur zum Teil eine Gegenbewegung zu den zuvor deutlichen Anstiegen darstellen dürften.
Die Industrieproduktion hat sich nach einer spürbaren Erholung zu Jahresbeginn im März deutlich abgeschwächt. Im aussagekräftigeren Quartalsvergleich ist allerdings noch ein Anstieg um 1,8 % zu verzeichnen und bei den Auftragseingängen eine Seitwärtsbewegung. Gleichzeitig hellte sich die Stimmung in den Unternehmen zum sechsten Mal in Folge auf.
Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) verringerten sich im März infolge der Kaufkraftverluste erneut. Die Stimmung unter den Verbrauchern dürfte ihre Erholung in den kommenden Monaten jedoch fortsetzen, auch wenn die nach wie vor hohe Inflationsrate belastet.
Die Inflationsrate ging im April auf +7,2 % zurück. Maßgeblich für den leichten Rückgang (März: +7,4 %) war ein nachlassender Preisdruck bei Nahrungsmitteln, die im Vorjahrsvergleich allerdings immer noch eine hohe Dynamik aufweisen.
Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt bleibt vorerst verhalten. Die registrierte Arbeitslosigkeit stieg im April saisonbereinigt etwas an, allerdings spielen hier auch die Osterferien eine Rolle. Die Arbeitsnachfrage kühlte ausweislich der IAB-Stellenerhebung im ersten Quartal etwas ab, liegt aber immer noch auf hohem Niveau. Die Erwerbstätigkeit legte im ersten Quartal kräftig zu.
Im Januar und Februar 2023 lag die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen rund 20 % über den jeweiligen Monatswerten des Vorjahres. Aktuelle Frühindikatoren deuten auf eine ähnliche Dynamik in den nächsten Monaten hin, eine weitere Verschärfung des Insolvenzgeschehens ist derzeit jedoch nicht in Sicht.
Die derzeit zu beobachtenden hohen Schwankungen und Revisionsanfälligkeit sowie die zum Teil widersprüchlichen Signale der Indikatoren sind an konjunkturellen Wendepunkten nicht ungewöhnlich. Stimmungsindikatoren deuten nach dem schwachen Winterhalbjahr aber eine wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf an.
SCHWACHER AUSKLANG ZUM WINTERHALBJAHR
Die Konjunktur hat zum Ende des Winterhalbjahrs 2022/23 einen spürbaren Dämpfer hinnehmen müssen. „Harte“ Indikatoren wie Auftragseingänge und Industrieproduktion, die sich zu Jahresbeginn deutlich erholt hatten, wiesen im März kräftige Rückgänge auf. Gerade auch in gesamtwirtschaftlich wichtigen Bereichen wie dem Maschinenbau, der Kfz-Produktion oder den energieintensiven Wirtschaftszweigen kam es zu spürbaren Rückgängen bei der Produktion. Auch die Bauindustrie, die sich zu Jahresbeginn zum Teil auch infolge von günstigen Witterungsbedingungen spürbar belebt hatte, wies am aktuellen Rand eine deutliche Abschwächung auf.
Die schwache Entwicklung der Einzelhandelsumsätze, die in preisbereinigter Rechnung zuletzt auch im März spürbar rückläufig waren, zeigen die noch durch Kaufkraftverluste gedämpfte Entwicklung des privaten Konsums an.
Auch die Impulse seitens der Außenwirtschaft ließen im März spürbar nach: Es kam zu einem deutlichen Rückgang der Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen.
Der zuletzt bei vielen Konjunkturindikatoren zu beobachtende uneinheitliche Verlauf mit starken Schwankungen und hoher Revisionsanfälligkeit ist an konjunkturellen Wendepunkten nicht ungewöhnlich; dies erschwert allerdings die Interpretation der wirtschaftlichen Lage. Die Entwicklung der Stimmungsindikatoren wie dem ifo Geschäftsklimaindex, dem GfK Konsumklima oder auch dem HBOC Einkaufsmanagerindex deuten nach dem schwachen Winterhalbjahr nach wie vor auf eine wirtschaftliche Belebung im weiteren Jahresverlauf hin.
WELTWIRTSCHAFTLICHES UMFELD NOCH GEDÄMPFT
Während die weltweite Industrieproduktion im Berichtsmonat Februar im Vergleich zum Vormonat erneut zulegte (+1,2 %), entwickelte sich der Welthandel schwach (-0,9 %). Die Containerumschläge in europäischen Häfen (Nordrange-Index) setzten im März ihren Abwärtstrend fort. Dagegen nahm die Aktivität in den chinesischen
Häfen deutlich zu. Insgesamt entwickelt sich der Welthandel weiterhin schwach.
Die Auftragseingänge aus dem Ausland brachen im Vormonatsvergleich nach dem deutlichen Plus im Februar (+4,3 %) im März mit einem Minus von 13,3 % kräftig ein. Sowohl die Bestellungen aus dem Euroraum (-10,8 %) als auch aus dem Nicht-Euroraum (-14,8 %) gingen deutlich zurück. Allerdings schwanken die Auftragseingänge von Monat zu Monat stark; im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich lagen sie mit -0,3 % nur leicht im Minus.
Insgesamt wird die wirtschaftliche Aktivität wichtiger Handelspartner Deutschlands – z. B. dem Euroraum und den USA – in diesem Jahr wohl nur verhalten gegenüber 2022 zulegen. Stärkere Impulse für die Weltwirtschaft und den deutschen Außenhandel dürften dagegen von den Schwellenländern und insbesondere von China ausgehen.
RÜCKSETZER BEI DEN AUS- UND EINFUHREN
Nach der kräftigen Entwicklung im Februar ist der Wert der Aus- und Einfuhren im Berichtsmonat März deutlich gefallen. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen gingen gegenüber dem Vormonat nominal um 4,8 % zurück, die Importe sogar um 5,3 %. Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich lagen die nominalen Aus- und Einfuhren aber mit +1,3 % bzw. +1,2 % weiter im Plus. Die schwache Entwicklung des Außenhandels im März war durch deutlich geringere Warenausfuhren in wichtige Absatzmärkte, vor allem in die USA und nach China, gegenüber dem Vormonat geprägt.
Die Außenhandelspreise für Waren waren dabei wie in den vorangegangenen Berichtsmonaten weiter rückläufig. Die Exportpreise gaben im März leicht um -0,3 % gegenüber dem Vormonat nach, während die Importpreise mit -1,3 % noch deutlicher zurückgingen. In realer Rechnung dürfte der Rückgang der Aus- und Einfuhren im Berichtsmonat März daher etwas geringer ausfallen als in nominaler Rechnung. Mit dem erneut stärkeren Rückgang der Einfuhrpreise im Vergleich zu den Ausfuhrpreisen setzte sich die Verbesserung der Terms of Trade auch im März weiter fort (+1,1 %).
Der monatliche Handelsbilanzüberschuss stieg im März saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat leicht auf 13,2 Mrd. Euro an. Im Durchschnitt des ersten Quartals 2023 lag er bei 13,6 Mrd. Euro und war damit fast doppelt so hoch wie im Jahresdurchschnitt 2022. Im Zuge der Corona-Pandemie und gestörter Lieferketten war der Handelsbilanzüberschuss gesunken, danach wirkten sich vor allem Preissteigerungen bei Energie aus.
Der Ausblick für den Außenhandel hellt sich tendenziell auf: Der Stimmungsindikator von S&P Global legte im April weiter auf 54,2 Punkte zu. Er befindet sich damit seit Februar 2023 wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Allerdings verbesserte sich die Stimmung vor allem im Dienstleistungsbereich, in der Industrie blieb sie zuletzt unverändert. Auch die ifo Exporterwartungen wiesen im April weiter nach oben. Sie lagen zuletzt bei +6,9 Saldenpunkten, dem höchsten Wert seit Februar 2022. Vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine lag der Index mit rund 15 Saldenpunkten noch deutlich höher.
Günstig für die Entwicklung des Außenhandels ist außerdem, dass sich die Materialengpässe in der Industrie in den letzten Monaten weiter entspannt haben. Im April berichteten 39,2 % der vom ifo Institut befragten Unternehmen von Engpässen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten. Im März waren es noch 41,6 %. Basierend auf Schiffsbewegungsdaten weist der Kiel-Trade-Indikator für den Berichtsmonat April auf eine Erholung des Welthandels hin. Für die (realen) Ausfuhren in Deutschland zeigt der Indikator allerdings erneut einen leichten Rückgang an.
DEUTLICHER PRODUKTIONSRÜCKGANG IM MÄRZ
Nachdem sich sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge in den beiden ersten Monaten dieses Jahres recht schwungvoll entwickelt hatten, kam es im März zu einem unerwartet deutlichen Rückgang. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im März gegenüber dem Vormonat merklich gesunken (-3,4 %). Der Ausstoß in der Industrie ging um 3,3 % zurück, im Baugewerbe kam es zu einem Minus von 4,6 %. Der Bereich Energie legte um 0,8 % zu.
In den meisten Wirtschaftszweigen der Industrie kam es zu Produktionsrückgängen: Insbesondere der gewichtige Bereich Kfz und Kfz-Teile meldete eine kräftige Abnahme (-6,5 %) und auch der ähnlich große Maschinenbau verzeichnete ein spürbares Minus (-3,4 %). Die besonders energieintensiven Wirtschaftszweige haben ebenfalls im Vormonatsvergleich ihren Ausstoß fast durchweg heruntergefahren: Herstellung chemischer Erzeugnisse -2,0 %, Papier und Pappe -3,4 %. Metallerzeugung und -bearbeitung -4,0 % sowie Glas, Glaswaren und Keramik -6,5 %. Nur der Bereich Kokerei und Mineralölverarbeitung konnte im Vergleich zum Vormonat etwas zulegen (+1,5 %).
Auch die Auftragseingänge sanken im März gegenüber dem Vormonat um 10,7 %. Damit wurde der stärkste Rückgang seit der Hochphase der Corona-Pandemie im April 2020 verzeichnet. Ohne Großaufträge ergibt sich eine Verringerung um 7,7 %. Die Auftragseingänge bewegten sich 11,0 % unterhalb des Vorjahresniveaus. Insbesondere die Nachfrage aus dem Nicht-Euroraum schwächte sich gegenüber dem Vormonat ab (-14,8 %). Auch die Aufträge aus dem Euroraum (-10,8 %) und dem Inland (-6,8 %) gaben spürbar nach.
Im ersten Quartal insgesamt ist es bei der Produktion in der Industrie gegenüber dem Vorquartal zu einem Anstieg um 1,8 % und bei den Auftragseingängen zu einer Seitwärtsbewegung gekommen (+0,1 %). Die Stimmung in den Unternehmen hat sich bis zuletzt weiter verbessert, was für eine Erholung der Industriekonjunktur im weiteren Verlauf des Jahres 2023 spricht.
PRIVATER KONSUM WEITERHIN DURCH HOHE INFLATION BELASTET
Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz verringerten sich im März gegenüber dem Vormonat um 2,2 %. Im ersten Quartal insgesamt ergab sich damit gegenüber dem Vorquartal ein Minus von 1,3 %. Im Vergleich zum März 2022 meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 8,1 %, was zu einem beträchtlichen Teil die hohen Preissteigerungen widerspiegelt. Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete im März im Vergleich zum Vormonat eine Abnahme um 1,3 % und gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,6 %. Dies ist der stärkste Umsatzrückgang im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Ursache hierfür dürfte sein, dass der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln im März mit +22,3 % erneut wesentlich höher lag als die Inflationsrate insgesamt. Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln ging im Vormonatsvergleich um 2,4 % zurück (ggü. Vorjahresmonat -1,4 %). Der Internet- und Versandhandel verbuchte im März eine Abnahme um 4,8 % (ggü. Vorjahresmonat -2,0 %).
Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter haben sich im April um 4,5 % verringert, nachdem sie bereits im März um 8,2 % gefallen waren. Hier dürfte sich die verringerte staatliche Förderung von E-Fahrzeugen bemerkbar machen.
Trotz der fast durchweg rückläufigen Umsatzdaten für den März deuten die Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbrauchern auf eine Erholung in den kommenden Monaten hin. So ist das GfK Konsumklima im April zum sechsten Mal in Folge gestiegen und für Mai wird eine erneute Verbesserung erwartet. Auch bei den ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel setzte sich im April die positive Tendenz fort. Der nachlassende Pessimismus dürfte insbesondere auf die moderateren Preise für Energie an den Märkten, aber auch auf die Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung zurückzuführen sein, die die Unsicherheit bei den privaten Verbrauchern und Verbraucherinnen begrenzt haben.
VERBRAUCHERPREISANSTIEG AM ABKLINGEN
Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg gegenüber Vorjahresmonat) belief sich im April auf 7,2 %. Maßgeblich verantwortlich für diesen erneut leichten Rückgang (März: +7,4 %; Februar: +8,7 %) war ein nachlassender Preisdruck bei Nahrungsmitteln, die mit +17,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat zwar weiterhin eine hohe, aber im Vergleich zum März (-0,8 %) rückläufige Steigerung verzeichneten. Allerdings bewegt sich die Rate für die Nahrungsmittel insgesamt weiterhin auf deutlich überdurchschnittlichem Niveau.
Die Energiepreise sind im April gegenüber dem Vorjahresmonat mit +6,8 % zwar stärker gestiegen als im Vormonat (+3,5 %), liegen aber erneut unterhalb der Veränderung der Gesamtrate. Verantwortlich dafür ist auch ein Basiseffekt: Mit Beginn des Kriegs in der Ukraine war es zu einem sprunghaften Anstieg der Energiepreise gekommen, der seit März aus dem Vorjahresvergleich herausgefallen ist. Daneben haben die Maßnahmen aus dem dritten Entlastungspaket dämpfend gewirkt. Dennoch verteuerte sich Haushaltsenergie von April 2022 auf April 2023 mit +21,1 % nach wie vor fast unverändert stark (März: +21,9 %). Dabei legten die Preise für Erdgas um 33,8 %, für Strom um 15,4 % und Fernwärme um 12,3 % zu. Flüssigbrennstoffe wurden hingegen mehr als ein Fünftel billiger (-21,8 %).
Die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) verharrte im April nach neun Anstiegen in Folge bei 5,8 %. Im Vormonatsvergleich legten die Preise ähnlich stark zu wie im März (April: +0,6 %; März: +0,7 %). Die nachlassende Dynamik könnte darauf hindeuten, dass der Höhepunkt auch bei der Kernrate allmählich erreicht ist.
Laut Gliederung nach Verwendungszwecken hat erneut der Bereich Nahrungsmittel trotz des zuletzt verringerten Preisdrucks am stärksten zum Verbraucherpreisanstieg beigetragen (+1,8 Prozentpunkte). Der Beitrag der Wohnkosten ist unverändert hoch (+1,7 Prozentpunkte, darunter +0,4 Prozentpunkte durch Strom und +0,2 Prozentpunkte durch Gas). Die Preisimpulse aus den Bereichen Freizeit, Erholung und Kultur erhöhten sich auf 0,7 Prozentpunkte. Der Beitrag des Bereichs Verkehr wurde ebenfalls wieder spürbarer (+0,4 Prozentpunkte).
Im Vormonatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im April um 0,4 % und damit nur halb so stark wie im März (+0,8 %). Hier schlagen die Preise für Nahrungsmittel durch, die erstmals seit Oktober 2021 zurückgegangen sind (-0,8 %, Gemüse: -7,5 %, Speisefette/-öle: -3,0 %; Butter: -3,6 %). Die Energiepreise erhöhten sich hingegen zum ersten Mal seit Januar wieder (+0,7 %). Ausschlaggebend war eine Teuerung bei Fernwärme (+3,3 %) und Kraftstoffen (+1,6 %). Heizöl (-3,1 %) und Erdgas (-0,3 %) waren dagegen günstiger.
Für die nächsten Monate werden weiter nachlassende, wenn auch immer noch hohe Inflationsraten erwartet. Im Rahmen ihrer Frühjahrsprojektion geht die Bundesregierung für das Gesamtjahr 2023 von einer Inflationsrate von 5,9 % und für 2024 von 2,7 % aus.
FRÜHJAHRSBELEBUNG AM ARBEITSMARKT BLEIBT VERHALTEN
Im April kam es zu einem Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit um 24.000 Personen gegenüber Vormonat in saisonbereinigter (sb) Rechnung. Ohne Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter lag der Anstieg bei 15.000 Personen. In den April-Zahlen zur Arbeitslosigkeit spiegeln sich neben der konjunkturellen Schwächephase vor allem die Osterferien wider, während der weniger Menschen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Sprach- und Integrationskursen teilnahmen. Die Erwerbstätigkeit legte im März erneut kräftig um 56.000 Personen (sb) zu. Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es im Februar ebenfalls ein deutliches Plus zum Vormonat (sb +46.000 Personen). Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit erhöhte sich im Februar nur leicht auf rund 160 Tausend Personen. Die Tendenz laut den Anzeigen ist hier aber rückläufig. Die Frühindikatoren vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie dem ifo Institut im April deuten weiterhin auf zunehmende Beschäftigung und tendenziell abnehmende Arbeitslosigkeit hin. Zwar sank die Zahl der offenen Stellen laut Stellenerhebung des IAB im ersten Quartal, die Arbeitsnachfrage liegt mit rund 1,75 Mio. offenen Stellen aber weiter auf hohem Niveau.
INSOLVENZEN MIT LEICHT STEIGENDER TENDENZ
Im Gesamtjahr 2022 gab es mit insgesamt 14.590 Unternehmensinsolvenzen einen Anstieg in der amtlichen Insolvenzstatistik um 4,3 % ggü. dem Vorjahr. Damit stiegen die Unternehmensinsolvenzen erstmals seit der Finanzkrise 2009 im Vorjahresvergleich wieder an, allerdings ausgehend von einem historisch niedrigen Niveau (2021: 13.993) seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999. Auch die Werte für den Januar und Februar 2023 lagen nach endgültigen Ergebnissen des StBA mit jeweils rund 20 % über dem Wert des Vorjahres.
Als Frühindikator gibt die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen Hinweise auf die künftige Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Diese sind nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes im April 2023 um 14,1 % gegenüber März 2023 zurückgegangen, nachdem sie im Februar und März 2023 um 10,8 % bzw. 13,2 % gegenüber dem Vormonat gestiegen waren. Das Insolvenzgeschehen nimmt seit der zweiten Jahreshälfte 2022 kontinuierlich zu, eine Verschärfung der Insolvenzlage mit einer Insolvenzwelle ist im weiteren Verlauf jedoch nicht zu erwarten. Die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die zwischenzeitlich drastisch gestiegenen Energiepreise stellen für viele Unternehmen Belastungen dar, deren Auswirkungen auf das Insolvenzgeschehen in den nächsten Monaten nur schwer abzuschätzen sind.
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1 In diesem Bericht werden Daten genutzt, die bis zum 15. Mai 2023 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preis-, kalender- und saisonbereinigter Daten.
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