IN KÜRZE

Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des BIP beträgt -1,1 % für das dritte Quartal 2023 bzw. +0,1 % für das vierte Quartal (Stand 11. September).1

Das Prognosemodell des Nowcast schätzt für das drit­te Quartal 2023 aktuell einen saison­ und kalender­ bereinigten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gegen­ über dem Vorquartal um 1,1 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihenanalytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Einschätzung der Bundesregierung und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung im dritten Quartal 2023 werden vom Statistischen Bundesamt am 31. Oktober 2023 veröffentlicht („Schnellmeldung“).

Die Abbildung veranschaulicht die Entwicklung des Now­cast seit April 2023: Der Schätzwert für das dritte Quartal 2023 belief sich bei erstmaliger Berechnung Anfang April 2023 auf +0,4 % und bewegte sich anschließend seitwärts. Bis Anfang Juli kam es zu einem Rückgang auf -1,0 %. Wesentlich dazu beigetragen haben die Veröffentlichungen zum schwachen BIP im 1. Quartal Ende Mai sowie die Eintrübung wichtiger Stimmungsindikatoren. Im Juli zog der Nowcast zunächst wieder an und erreichte einen Prognosewert von +0,0 %, getrieben u. a. von positiveren ZEW-Konjunkturerwartungen und neuen Daten zum Geschäftsklima in Frankreich sowie zum Verbrauchervertrauen im Euroraum. Anschließend führten verhaltene Daten zum Geschäftsklima in Deutschland und Frankreich zu einer Abwärtskorrektur des Nowcast auf -0,9 %. Positive Impulse kamen von Auftragseingängen und Umsätzen in der Industrie im Berichtsmonat Juni. Auch Daten zur Pkw-Produktion und zu den Exporten wirkten sich in den ersten Augusttagen positiv aus. Ein erneuter Dämpfer folgte, nachdem Zahlen zur Produktion im Produzierenden Gewerbe und im Bauhauptgewerbe, zum Geschäftsklima in Frankreich, sowie zu den italienischen Exporten enttäuschten. Ab Mitte August zogen die eingetrübten ZEW-Konjunkturerwartungen, der PMI für Dienstleistungen in Deutschland und im Euroraum sowie der ifo Geschäftsklimaindex den Nowcast auf -1,1 % nach unten.

Der Nowcast für das dritte Quartal ist am aktuellen Rand recht volatil und pessimistisch. In erster Linie bremsen die schwache außenwirtschaftliche Nachfrage, nach wie vor hohe Inflationsraten und die geldpolitischen Straffungen die Konjunktur. Die Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten in ihren aktuellen Herbstprognosen einen Rückgang des BIP im dritten Quartal um bis zu 0,4 %.

Der Nowcast für das vierte Quartal liegt aktuell bei +0,1 %. Der Schätzwert belief sich bei erstmaliger Berechnung Anfang Juli auf +0,3 %. Der Rückgang auf -0,1 % ergab sich u. a. durch abwärtsgerichtete Auftragseingänge in der Industrie für den Berichtsmonat Juni und enttäuschende Umfrageergebnisse (ZEW-Konjunkturerwartungen, PMI, ifo Geschäftsklima). Anfang September kamen leichte Auftriebskräfte im Zuge positiver Nachrichten zu Baubeginnen und privatem Konsum aus Frankreich, die den Nowcast wieder in den positiven Bereich brachten.

Für das vierte Quartal zeigt der Nowcast damit eine Sta­bilisierung. Im späteren Jahresverlauf lassen höhere Lohnabschlüsse, eine nachlassende Inflationsdynamik und sinkende Preise auf den Energiemärkten auf eine beginnende Erholung der Konjunktur hoffen. Auch die Quartalsprognosen der Institute liegen ab Ende des Jahres wieder mit etwa +0,2 % im positiven Bereich.

DAS MODELL

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

Entwicklunf des BIP Nowcast für das 3. und 4. Quartal 2023 in % Bild vergrößern

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1 Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020): „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.