IN KÜRZE

Der Nowcast für die saison- und kalenderbereinigte Veränderungsrate des preisbereinigten BIP beträgt sowohl für das zweite als auch für das dritte Quartal 2024 -0,3 % (Stand 9. Juli).1

Das Modell des Nowcast schätzt für das zweite und dritte Quartal 2024 aktuell einen preis-, saison- und kalenderbereinigten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorquartal um jeweils 0,3 %. Der Nowcast liefert eine täglich aktualisierte, rein technische, zeitreihenanalytische Prognose der Wirtschaftsleistung unabhängig von der Einschätzung der Bundesregierung und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Erste Ergebnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Quartal 2024 werden vom Statistischen Bundesamt am 30. Juli 2024 veröffentlicht („Schnellmeldung“).

Die Abbildung veranschaulicht die Entwicklung des Nowcast im Zeitverlauf. Der Schätzwert für das 2. Quartal schwankte seit erstmaliger Berechnung Anfang Januar bis Mitte März zunächst zwischen +0,2 % und +0,3 %. Auftrieb ergab sich durch Meldungen zu gestiegenen Kfz-Neuzulassungen für Januar in Deutschland, zum Arbeitsmarkt in Frankreich und zu Industrieumsätzen in Italien. Dämpfer kamen aber von Berichten einer verhaltenen Industriekonjunktur, widergespiegelt durch Umsätze und Auftragseingänge in der deutschen Industrie. Zudem war im Frühjahr auch ein Auf und Ab bei den Stimmungsindikatoren von Unternehmen und Verbrauchern zu beobachten, etwa von Einkaufsmanagerindizes (PMIs), der ZEW Konjunkturerwartungen oder des ifo Geschäftsklimas. Bis Ende März überwogen aber die positiven Signale – auch zu Produktionsausweitungen der deutschen Industrie – sodass der Nowcast auf +0,5 % anstieg.

Mitte April führten enttäuschende US-amerikanische Arbeitsmarktzahlen für den Berichtsmonat April zunächst zu einer Absenkung des Nowcasts auf +0,3 %. Anschließend kletterte der Schätzer durch zuversichtliche ZEW Konjunkturerwartungen und den aufwärtsgerichteten PMI für Dienstleistungen in Deutschland für den Berichtsmonat April auf seinen Höchststand von +0,7 %. Von hier aus folgte der Nowcast aber einem Negativtrend bis zu seinem derzeitigen Stand von -0,3 %. Verantwortlich dafür waren ein abgekühltes Geschäftsklima, abwärtsgerichtete PMIs und enttäuschende Meldungen zum deutschen Außenhandel sowie zu Auftragseingängen und Produktion in der deutschen Industrie.

Der Nowcast für das dritte Quartal 2024 liegt aktuell bei -0,3 %. Der Schätzwert bewegte sich nach der ersten Berechnung Anfang April von seinem Startpunkt +0,3 % seitwärts. Dabei gleichen sich negative Zahlen für den PMI für Dienstleistungen in Deutschland und positive Meldungen zum Geschäftsklima im Eurogebiet wie auch zum deutschen BIP im ersten Quartal aus. Bis Ende Mai erreichte der Nowcast durch verbesserte ZEW Konjunkturerwartungen und einem Anstieg des PMI im deutschen Verarbeitenden Gewerbe einen Wert von +0,5 %. Mitte Juni brach der Nowcast allerdings ein auf -0, 3 %, hauptsächlich aufgrund des verhaltenen Verlaufs am US-amerikanischen Arbeitsmarkt, eingetrübte ZEW Konjunkturerwartungen und revidierte Zahlen beim PMI im Verarbeitenden Gewerbe für Deutschland und den Euroraum.

DAS MODELL

Das Modell zur Prognose des deutschen Bruttoinlandsprodukts wird von Now-Casting Economics Ltd. betrieben. Der hier veröffentlichte Nowcast ist eine rein technische, modellbasierte Prognose. Die Schätzungen sind mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, die mit Modellprognosen immer einhergeht. Es handelt sich bei dem Nowcast weder um die Prognose des BMWK noch um die offizielle Projektion der Bundesregierung.

Grafik Entwicklung des BIP Nowcast für das 2. und 3. Quartal 2024 Bild vergrößern


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1 Für nähere Erläuterungen zur Methode, den verwendeten Daten und der Interpretation des Modells siehe Senftleben und Strohsal (2019): „Nowcasting: Ein Echtzeit-Indikator für die Konjunkturanalyse“, Schlaglichter der Wirtschaftspolitik, Juli 2019, Seite 12-15, und Andreini, Hasenzagl, Reichlin, Senftleben und Strohsal (2020) „Nowcasting German GDP“, CEPR DP14323.