IN KÜRZE

Im dritten Quartal 2024 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,1 % gewachsen.
Verantwortlich für dieses leichte Plus war ein Anstieg des privaten und staatlichen Konsums sowie einer positiven Vorratsveränderung.

Dämpfend wirkten hingegen die Entwicklung der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen sowie ein negativer Außenbeitrag.

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung nahm um 0,2 % ab. Das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe vermeldeten dabei die deutlichsten Rückgänge.

Eine spürbare konjunkturelle Belebung ist angesichts der aktuellen Indikatorenlage noch nicht erkennbar.

Das Statistische Bundesamt hat am 22. November detaillierte Ergebnisse zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2024 veröffentlicht. Demnach konnte die preis , kalender- und saisonbereinigte Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,1 % zulegen. Im zweiten Quartal hatte sie sich mit einem Minus von 0,3 % deutlich verringert. Damit revidierte das Statistische Bundesamt seine Schnellschätzung für das dritte Quartal vom 30. Oktober leicht nach unten (zuvor: +0,2 %). Demgegenüber wurde Ergebnis für das zweite Quartal abwärtskorrigiert (zuvor: -0,1 %).

Erneuter Rückgang der Wertschöpfung

Die Bruttowertschöpfung nahm im dritten Quartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,2 % ab. Damit ergibt sich auf der Entstehungsseite des BIP zum dritten Mal in Folge ein Minus. Bereits in den beiden Vorquartalen war die Wertschöpfung zurückgegangen (-0,1 % bzw. -0,5 %).

Wesentliche Treiber des Abwärtstrends sind das Verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe, die zuletzt die deutlichsten Rückgänge zu verzeichnen hatten (-1,4 % bzw. -1,2 %). Aber auch in gewichtigen Dienstleistungsbereichen wie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-0,9 %), Verkehr und Lagerei (-0,7 %), Unternehmensdienstleistungen (-0,3 %) und Informations- und Kommunikation (-0,4 %) ging die Wertschöpfung zurück. Eine Zunahme ergab sich nur bei öffentlichen Dienstleistern, Erziehung und Gesundheit (+1,3 %), im Gastgewerbe (+1,1 %), bei Sonstigen Dienstleistern (+0,6 %) und im Handel (+0,3 %).

Tabelle: Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland Bild vergrößern

Abbildung 2: Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Bild vergrößern

Konsum stützte die Wirtschaftsleistung

Auf der Verwendungsseite nahm der staatliche Konsum, im Zuge steigender Arbeitnehmerentgelte und sozialer Sachleistungen mit +0,4 % am deutlichsten zu. Der private Konsum erholte sich ebenfalls und stieg um +0,3 %. Die Bruttoanlageinvestitionen stagnierten mit -0,1 % nahezu. Hier konnten die steigenden Investitionen in Sonstige Anlagen (v.a. Forschung und Entwicklung, Software) mit einem Wachstum um 0,6 % die erneute Zurückhaltung bei Ausrüstungs- (-0,2 %) und Bauinvestitionen (-0,3 %) nicht kompensieren. Maßgeblich zum positiven Vorquartalsvergleich trug auch der Impuls der Vorratsveränderung von 0,8 Prozentpunkten bei. Der Außenbeitrag war mit -0,9 Prozentpunkten deutlich negativ, weil die Exporte um kräftige 1,9 % zurückgingen, während die Importe um 0,2 % leicht expandierten.

Zunahme der Erwerbstätigen verringert sich

Die wirtschaftliche Schwäche prägt auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Zum ersten Mal seit dem ersten Quartal 2021 hat sich die kalender- und saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorquartal verringert. Die Wirtschaftsleistung wurde im dritten Quartal 2024 von rund 46,1 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren zwar 66.000 Personen oder 0,1 % mehr als ein Jahr zuvor, aber 45.000 Personen oder 0,1 % weniger als im zweiten Quartal 2024.

Nach vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge sind die durchschnittlichen geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,2 % gestiegen, was vor allem auf eine höhere Anzahl an Arbeitstagen im 3. Quartal zurückzuführen ist. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen (Produkt aus der gestiegenen Erwerbstätigenzahl und den geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person) erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 0,4 %.

Die nominalen Arbeitnehmerentgelte (Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen) stiegen im dritten Quartal im Vorjahresvergleich kräftig um 5,2 %. Die hohen Steigerungsraten der Nominallöhne nimmt aber nach erfolgter Auszahlung der Inflationsausgleichsprämien sukzessive ab. Infolge der rückläufigen Inflationsrate stiegen die Reallöhne im gleichen Zeitraum um 2,9 %.

Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer verzeichneten ebenfalls erneut einen kräftigen Zuwachs um 5,1 % gegenüber dem Vorjahr. Da sich auch die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhöhte, stiegen die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt mit 5,3 % erneut etwas kräftiger. Infolge der steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien fiel das Plus bei den Nettolöhnen und -gehältern je Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer mit +5,0 % ebenfalls deutlich aus.
Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen verringerten sich hingegen um 8,1 %. Insgesamt stieg das Volkseinkommen binnen Jahresfrist um 1,2 %.
Die Zuwachsrate der nominalen privaten Konsumausgaben betrug 2,7 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Das nominale verfügbare Einkommen stieg demgegenüber erneut etwas kräftiger mit +4,1 %. Daraus resultiert eine leichte Verringerung der Sparquote auf 10,6 %.

Erholung zum Jahreswechsel nicht absehbar

Mit der leichten BIP-Steigerung im dritten Quartal blieb eine „technische“ Rezession – also das Aufeinanderfolgen zweier Quartale mit negativen Veränderungsraten der Wirtschaftsleistung – aus. Damit stellte sich die Entwicklung am aktuellen Rand zwar positiver dar als von vielen Expertinnen und Experten erwartet, fußt aber auch auf dem jetzt negativerem Ergebnis für das Vorquartal.

Zudem haben sich die Stimmungsindikatoren zuletzt wieder eingetrübt. So hat sich das ifo Geschäftsklima im November nach einem kurzen Lichtblick im Oktober wieder verschlechtert. Die Unternehmen beurteilten vor allem ihre aktuelle Lage zurückhaltender, während die Erwartungen allerdings nur leicht pessimistischer ausfielen. Das Konsumklima wird laut Prognose der GfK im Dezember deutlich zurückgehen auf den tiefsten Stand seit Mai. Insgesamt deutet die Indikatorenlage auf keine baldige nachhaltige konjunkturelle Belebung hin.