Artikel - Wirtschaftsbranchen

Maritime Wirtschaft

Einleitung

Quelle: istockphoto.com/Fabian Wentzel

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Branchenskizze

Die maritime Wirtschaft hat eine Schlüsselrolle für Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung am Wirtschaftsstandort Deutschland.

Mit einem Umsatzvolumen von geschätzten 50 Mrd. Euro und ca. 400 000 Arbeitsplätzen ist die maritime Branche stark geprägt von einer modernen, spezialisierten Schiffbau- und Zulieferindustrie.

Innovative, meerestechnische Produkte, Verfahren und Dienstleistungen aus dem Hochtechnologiesegment sowohl für wissenschaftliche Anwendungen, aber insbesondere zur Erhöhung der Energie- und Ressourcensicherheit verfügen global über hohe Wachstumspotentiale.

Der steigende internationale Wettbewerbsdruck erfordert erhebliche Anstrengungen zur Standortsicherung im engen Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Investitionen in den Klimaschutz sowie den Umwelt- und Naturschutz sind zugleich eine Chance und Notwendigkeit, um mit innovativen Produkten, Verfahren und Geschäftsideen international wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig kann die maritime Wirtschaft durch innovative und nachhaltige Technologien wichtige Beiträge zum Gelingen der Energiewende und zur nachhaltigen Nutzung maritimer Ressourcen sowie zur Mitgestaltung höchster Umweltstandards leisten.

Die Herausforderungen für den Betrieb maritimer Infrastrukturen, den Schiffsbetrieb sowie die Sicherheit der maritimen Transportwege steigen angesichts der Änderungen in der geopolitischen Lage, aber auch aufgrund der zunehmenden Verdichtung der Nutzung des maritimen Raums deutlich, auch für die mit Sicherheitsaufgaben betrauten öffentlichen Stellen. Der Bedarf an Technologien zur Gewährleistung dieser wachsenden Sicherheitsanforderungen ist nach wie vor hoch.

Die Bundesregierung setzt sich für einen ambitionierten regulativen Rahmen für den Klimaschutz in der Schifffahrt auf europäischer und internationaler Ebene ein. Insbesondere durch die Einbeziehung des Seeverkehrs in den EU-Emissionshandel (EU ETS), die FuelEU Maritime-Verordnung und die Verordnung zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) sowie die Arbeiten der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) soll sichergestellt werden, dass auch die Schifffahrt zum Klimaschutz beiträgt. Um eine signifikante Senkung der durch die Schifffahrt emittierten Treibhausgasemissionen zu erreichen, müssen effizientere und klimaneutrale Technologien schnellstmöglich entwickelt und demonstriert werden. Klimafreundliche Schiffsantriebe und die Energiewende in der Schifffahrt sind in der Maritimen Forschungsstrategie und im Koalitionsvertrag von 2021 ausdrücklich verankert.

Studie „Maritime Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland“

Von der maritimen Wirtschaft insgesamt gehen wichtige Impulse für die gesamte Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland aus. Nach der Studie „Maritime Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland“ waren im Jahr 2018 in Deutschland über 190.700 Personen in der maritimen Wirtschaft im engeren Sinne (das heißt, ohne Tourismus und hafenabhängige Industrie) beschäftigt. Es wurden 47,5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, was mit 11,7 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung einherging.

Zusammen mit den getätigten, nachfragewirksamen Investitionen ist von einem Initialeffekt von 48,4 Milliarden Euro Umsatz mit 12,0 Milliarden Euro Wertschöpfung auszugehen, der von 194.300 Beschäftigten erwirtschaftet wurde. Ausgehend von diesem Initialeffekt sichert die maritime Wirtschaft entlang der Wertschöpfungskette durch die Nachfrage nach Vorleistungen und dem durch die Einkommen ermöglichten Konsum insgesamt 449.800 Arbeitsplätze mit einer Wertschöpfung von 29,8 Milliarden Euro bei einem Umsatz in Höhe von 86,3 Milliarden Euro. In Bezug auf die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der maritimen Wirtschaft befinden sich die berechneten Multiplikatoren im Vergleich zu anderen Branchen in ähnlichen Größenordnungen.

Hier können Sie den Endbericht der Studie „Maritime Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland“ herunterladen sowie die Kurzfassung der Studie.

Werften/Schiffbau

Die deutsche Schiffbaubranche ist privatwirtschaftlich und mittelständisch geprägt, exportorientiert und in vielen Bereichen Technologieführer. Durch ihre technologischen Spitzenleistungen, Innovationskraft, Vorreiterrolle bei der Entwicklung nachhaltiger Technologien, ausgeprägter Systemkompetenz und hoher Flexibilität können die deutschen Werften, trotz starken internationalen Wettbewerbs insbesondere aus dem asiatischen Raum, ihre gute Marktposition in den Marktsegmenten der hochkomplexen Passagier- und Kreuzfahrtschiffe, Yachten, modernen Fähren und weiterer Arten von Spezialschiffen halten.

Die deutschen Werften intensivieren ihre schiffbauliche Forschung und Entwicklung und Innovation mit dem Ziel, ihre Position in den Hightech-Segmenten des Passagier-, RoRo- und Spezialschiffbaus sowie des technologisch anspruchsvollen Standardschiffbaus weiter auszubauen. Kernstück der Innovationsfähigkeit des deutschen Schiffbaus ist dabei die Überleitung neuer Technologien von der Forschung zum erfolgreichen Einsatz innovativer Prozesse oder fertiger kommerzieller Produkte. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Thema Grüne Schifffahrt und die Minimierung von Emissionen aller Art.

Entwicklung des deutschen Seeschiffbaus 2012 bis 2022 (in Milliarden Euro)

 20122013201420152016201720182019202020212022
Umsatz*5,15,06,45,15,45,95,15,75,17,05,6
Wert abgelieferter Seeschiffe2,72,12,42,32,43,12,53,12,23,02,5
Export von Seeschiffen2,62,032,22,22,33,12,53,02,0k.A.k.A.
Auftragsbestand Seeschiffe8,59,110,812,918,517,720,118,716,615,410,9
Beschäftigte im Jahresdurchschnitt17.92816.72917.85418.04217.69217.94119.51020.33520.90319.33216.583

Quelle: Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), *alle Werften (Binnen- und Seeschiffbau) ab 50 Beschäftigten

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Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie

Die weitgehend mittelständisch geprägte deutsche Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie umfasst rund 400 Unternehmen und etwa 63.000 Beschäftigte. Die Unternehmen haben im Jahr 2023 einen Umsatz von ca. 11 Milliarden Euro erzielt. Die Exportquote liegt bei ca. 80 Prozent. Der Auftragseingang lag im Jahr 2022 um 7,8 Prozent über dem des Vorjahres und auch im Jahr 2023 legten die Bestellungen weiter deutlich zu.1 Die wichtigsten ausländischen Absatzmärkte der deutschen Schiffbauzulieferindustrie sind das europäische Ausland gefolgt von China sowie Nordamerika und Südkorea. In China und Südkorea wächst jedoch der Wettbewerbsdruck auf ausländische Zulieferer, da die Regierungen den Aufbau der jeweils eigenen Schiffbauzulieferindustrie zum strategischen industriepolitischen Ziel erhoben haben.

Die deutsche Schiffbauzulieferindustrie ist nicht nur an der Küste, sondern deutschlandweit vertreten. In Baden-Württemberg (26 Prozent) und Bayern (25 Prozent) wurden im Jahr 2021 zusammen rd. 50 Prozent des Branchenumsatzes im Vergleich der Bundesländer erwirtschaftet, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (11 Prozent), Hamburg (11 Prozent) und Schleswig-Holstein (9 Prozent). Niedersachen verzeichnete einen Anteil von 5 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen verzeichneten jeweils 4 Prozent der Umsätze in den dort ansässigen Unternehmen.2

Neben der Pflege der traditionellen Absatzmärkte setzt die deutsche Schiffbauzulieferindustrie verstärkt auf die Erschließung neuer Absatzmärkte, insbesondere in den aufstrebenden Schwellenländern.

Gleichzeitig konzentriert die Zulieferindustrie ihr Engagement stärker auf wachstumsstarke Marktsegmente wie Personen- und Fährschifffahrt, Militär- und Behördenschiffe sowie weitere Spezialschiffsmärkte.

Ziel der deutschen Zulieferindustrie bleibt es, den technologischen Vorsprung durch Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Innovation weiter zu erhöhen. Besonderes Marktpotenzial besteht in umweltfreundlichen Produkten und Technologien, die auch dazu beitragen können, Energie effizienter einzusetzen und Betriebskosten zu senken. Die Investitionen der Reeder (Schiffsbetreiber) in eine klimafreundliche Flotte dienen hier auch als Innovationstreiber in der maritimen Zulieferindustrie. Die Unternehmen in der Branche haben das Thema Nachhaltigkeit bei der Entwicklung ihrer Produkte als absolut notwendigen Schritt in eine umweltgerechte Zukunft erkannt und setzen dies um. Eine stark zunehmende Bedeutung gewinnen auch die Digitalisierung sowie die Veränderungen rund um "Industrie 4.0", die sich sowohl in zukünftigen Fertigungsmöglichkeiten auswirken, als auch neue maritime Geschäftsfelder eröffnen, die aber auch große Herausforderungen für die Branche mit sich bringen, zum Beispiel bei den Themen Datenmanagement und Datensicherheit.

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1) Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems

2) Ebd.

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Zentrale Rolle der Werften bei der Energiewende

Für das Gelingen der Energiewende in Deutschland spielen deutsche Werften eine wichtige Rolle. So ist für den beschleunigten Ausbau der Windenergie auf See die Verfügbarkeit von 2-GW-Konverterplattformen für die Netzanbindung von entscheidender Bedeutung. Ohne die Plattformen kann der Offshore produzierte Strom nicht ins Stromnetz gelangen. Mittels der Plattformen wird Strom der Offshore-Windanlagen in Gleichstrom umgewandelt, um ihn verlustarm zur Einspeisung ins Stromnetz übertragen zu können (sogenannte HGÜ-Technik). Durch die immer größer gewordenen Windenergieanlagen wird in Zukunft eine neue Generation von Konverterplattformen mit einer Kapazität von 2 GW benötigt.

Die Produktionskapazitäten für den Bau von 2-GW-Offshore-Konverterplattformen sind weltweit sehr beschränkt. Gleichzeitig entsteht in Europa bis 2050 ein Bedarf von über 130 Konverterplattformen (Kosten: über 2 Mrd. Euro).Darüber hinaus ist Deutschland im Zuge der Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr u.a. auf den Import von Wasserstoff und Derivaten auch über den Seeweg angewiesen. Um neue Abhängigkeiten zu vermeiden, sind eigene Schiffbaukapazitäten für den Transport der Energieträger der Zukunft notwendig.

Deutsche Werften spielen auch bei der Dekarbonisierung des Schiffsverkehrs eine wichtige Rolle. Nach den im Juli 2023 beschlossenen Klimazielen der Internationen Schifffahrtsorganisation (IMO) muss die internationale Seeschifffahrt das Ziel der Klimaneutralität gegen 2050 erreichen. Für die Erneuerung der Flotte braucht es auch die deutschen Werften und ihr Zulieferernetzwerk, die mit ihrem technologischen Know-how auf dem Gebiet der klimafreundlichen Antriebe immer noch international führend sind.

Für Installation und Wartung der Offshore-Windenergieanlagen zeichnet sich zudem ein erhöhter Bedarf an Offshore-Spezialschiffen ab. Hier könnten deutsche Werften in Zukunft ein neues Marktsegment erobern.

Handelsflotte

Die Lage in der Seeschifffahrt wurde in den Jahren vor der Pandemie maßgeblich durch ein Überangebot an Schiffsraum geprägt. Die hohe Zahl an Schiffsneubauten hatte die Schifffahrtsmärkte zusätzlich belastet. Durch die zunehmenden Unsicherheiten durch Piraterie (insb. am Roten Meer) haben sich die Schifffahrtsrouten verlagert. Der längere Weg um das Kap der guten Hoffnung (Afrika) herum, verlängert die Fahrzeiten und bindet Schiffsraum. Die Nachfrage nach Schiffen ist gestiegen, weniger Schiffe werden abgewrackt. Die fehlenden Impulse für eine wirtschaftliche Belebung in Europa trüben zwar die Aussichten für den Handel ein, trotzemerwartet die Branche, dass Europa und Deutschland stärker in die Umrüstung der Hafeninfrastruktur investiert, um die Umstellung der Schifffahrt auf klimafreundliche Technologien zu forcieren.

Die weltweite Containerschiffsflotte ist 2023 auf 5.823 Containerschiffe angewachsen (2018: 5.286 Schiffe). Bei den neu auf den Markt gekommenen Schiffen handelt es sich überwiegend um sehr große Containerschiffe, wohingegen vor allem kleinere Einheiten verschrottet werden. Im Bereich Containerschifffahrt verfügt Deutschland über rund 11,6 Prozent der weltweiten Containerschifffahrtskapazitäten nach TEU und liegt damit weltweit auf Platz eins.

Die deutsche Handelsflotte besteht insgesamt aus 1.695 Schiffen (Stand 30.04.2024) und liegt damit weltweit auf Platz 7. Davon fahren 261 Schiffe unter deutscher Flagge. Während die Anzahl der Schiffe seit 2012 abgenommen hat und sich langsam auf niedrigem Niveau stabilisiert, hat die bereederte BRZ (Bruttoraumzahl) zugenommen, da die Flotte inzwischen mit größeren Schiffen unterwegs ist. Die BRZ bezeichnet die gesamte Größe eines Schiffes (in ) multipliziert mit dem Faktor K1 (K1 liegt zwischen 0,22 und 0,32). Bereedert wurden mit der deutschen Handelsflotte Anfang 2024 insgesamt rund 44 Mio. BRZ, bzw. unter deutscher Flagge knapp 8 Mio. BRZ.

Die Entwicklung der des deutschen Registers und der Deutschen Flagge ist weiterhin leicht rückläufig. Zur Sicherung des maritimen Know-hows ist es wichtig, den Rückgang aufzuhalten. Gemeinsam mit den Bundesländern hat die Bundesregierung im Jahr 2016 mit einem Gesamtpaket Rahmenbedingungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Flagge geschaffen. Dazu gehören 100 Prozent Lohnsteuer-Einbehalt, eine passgenaue Erstattung der Arbeitgeberanteile zur gesetzlichen Sozialversicherung und eine Anpassung der Nationalitätenvorgaben in der Schiffsbesetzungsverordnung. Darüber hinaus werden Ausbildungszuschüsse für Schiffsmechanikerinnen und -mechaniker (32.000 Euro), Nautische Offiziersassistentinnen und -assistenten (16.000 Euro) sowie Technische Offiziersassistentinnen und -assistenten (21.000 Euro) gezahlt. Das Gesamtpaket ist geprägt von dem Gedanken, qualitativ hochwertige Ausbildung und Beschäftigung am deutschen Schifffahrtsstandort zu erhalten und damit maritimes Know-how in Deutschland zu sichern. Das Paket ist bis 2027 verlängert. Eine Modernisierung der deutschen Flagge erfolgt aktuell nach einer Befragung der Stakeholder.

Die Zurückhaltung wichtiger Banken in der Schiffsfinanzierung und der daraus resultierende Mangel an Fremdkapital hat die Lage insbesondere für kleine und mittlere Charterreedereien in Deutschland zusätzlich verschärft

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See- und Binnenhäfen

Allgemeines

Leistungsfähige Häfen sind ein zentraler Standortfaktor für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft. Ihre Rolle bei Sicherung der Rohstoff- und Energieversorgung steht zunehmend im Fokus. Die Häfen spielen bei der Umsetzung der Klimaziele und der Energiewende eine zentrale Rolle, insb. für die Umsetzung der deutschen Ausbauziele für den Offshore-Windsektor und als Umschlagplatz für den Wasserstoffimport. Sie stellen einen Großteil der Rohstoff- und Energieversorgung sicher und sind wichtige Umschlagsorte für Komponenten, die für den Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt werden.

2023 wurden in den deutschen Seehäfen insgesamt 267,8 Millionen Tonnen Güter aller Art umgeschlagen – 2022 waren es noch 279,1 Mio. Tonnen. Mit - 4,1 % fällt der Rückgang noch deutlicher aus mit als im Vorjahr (3,2% weniger) (Meldung Destatis vom 11.03.2024). Eine Ursache ist die schwierige geopolitische Lage und die schwache Dynamik des Welthandels. Der deutsche Außenhandel verzeichnete im Jahr 2023 ebenfalls einen Rückgang der Warenexporte (-2,0 %) und der Warenimporte (-10,1 %).

Der umschlagstärkste deutsche Seehafen war wie im Vorjahr der Hamburger Hafen mit einem Umschlag von 99,6 Millionen Tonnen (Rückgang um-3,6 %; Vorjahr 2022 um - 7,2 % zum), gefolgt von Bremerhaven (39,2 Millionen Tonnen (Rückgang um -8,4 %, Vorjahr 2022 um -8,7), Wilhelmshaven (29,8 Millionen Tonnen, (Rückgang um -6,1 %, 2022 +7,6 %), und Rostock (23,9 Millionen Tonnen, +11,9 %). Rostock profitierte dabei insbesondere vom stark gestiegenen Umschlag mit Erdöl (von 1,3 Millionen Tonnen in 2022 auf 5,2 Millionen Tonnen 2023, +300 %).

Der 2012 eröffnete JadeWeserPort in Wilhelmshaven ist der einzige deutsche Tiefwasserhafen. Der Hafen bietet mit einer 1.750 Meter langen Kaje und acht der weltweit größten Containerbrücken ideale Vorrausetzungen, tideunabhängig Großcontainerschiffe der neuesten Generation mit einem Tiefgang von bis zu 16,5 Metern abzufertigen.

Auch Europas und Deutschlands größter Binnenhafen Duisport hat 2022 mit 54,9 Mio. Tonnen (Duisburger Häfen insgesamt 105 Mio. Tonnen) -6 % weniger umgeschlagen als im Vorjahr. Zieht man den Anstieg an Energieimporten angesichts der Energiekrise von den Umschlagsergebnissen ab, dann verzeichnen die Seehäfen ein Rückgang im Umschlag von bis zu 15 %.

In deutschen Häfen werden für Frachtumschlag und Hafendienstleistungen 36.000 Personen beschäftigt. Hinzu kommen 124.000 Beschäftige der hafenabhängigen Transportkette und für die hafenabhängige Industrie 1,35 Millionen Beschäftige. Damit sind insgesamt von den circa 45 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland 1,5 Millionen von der Hafenwirtschaft abhängig, also jeder dreißigste Erwerbstätige in Deutschland. Zählt man noch die Beschäftigten hinzu, die durch die Investitionen entstehen, sind es am Ende sogar 1,7 Millionen Beschäftigte, deren Arbeitsplätze durch die Häfen gesichert werden. (Quelle: ISL (Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik) u.a., 2019: Untersuchung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der deutschen See- und Binnenhäfen auf Grundlage ihrer Beschäftigungswirkung. Untersuchung für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur)

Die deutschen Häfen können ihre hervorragende Wettbewerbsposition nur halten, wenn es auch weiterhin gelingt, die Umschlagkapazitäten bedarfsgerecht zu erweitern und die zunehmenden Spitzenlasten durch große Containerschiffe abzufangen. Die Häfen müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter erhöhen, zum Beispiel durch Ausbau und Modernisierung der Suprastrukturen, Vernetzung der IT-Systeme der an den Logistikketten beteiligten Akteure sowie Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte. Automatisierung und digitale Vernetzung von Fahrzeugen und Infrastruktur auf Straße, Schiene, Wasserwegen und im Luftverkehr werden die Grundlage für globale Logistikketten bilden. Hierzu gehört auch die Verbesserung der Hafenlogistik und die Entwicklung innovativer Seehafentechnologien, um unter anderem die deutschen See- und Binnenhäfen wettbewerbsfähiger zu machen, die Umschlagsleistungen der Hafenterminals zu erhöhen sowie die digitale Infrastruktur und Hafentechnologien für den Umwelt- und Klimaschutz zu verbessern. Mit dem Förderprogramm für innovative Hafentechnologien (IHATEC), den geplanten digitalen Testfeldern in den Häfen und weiteren Förderinstrumenten unterstützt der Bund die Häfen. Auf dem Weg zum sauberen Hafen 4.0 hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) 2019 das Förderprogramm IHATEC bis 2025 verlängert. Rund 11 Millionen Euro stehen für die Forschung und Entwicklung innovativer Lösungen für See- und Binnenhäfen jährlich bereit.

Nationale Hafenstrategie

Am 20.03.2024 hat die Bundesregierung die Nationale Hafenstrategie im Kabinett verabschiedet. Die Nationalen Hafenstrategie bildet eine wichtige Orientierungslinie für die Zusammenarbeit mit Ländern und Wirtschaft. Die Hafenstrategie wurde zusammen mit Stakeholdern erarbeitet, die in den Arbeitsgruppen zu folgenden fünf Handlungsfeldern ihre Expertise eingebracht haben:

  1. Wettbewerbsfähigkeit des Hafenstandorts Deutschland stärken.
  2. Häfen zu nachhaltigen Knotenpunkten für die Energiewende, eine klimaneutrale Schifffahrt und Industrie sowie zu Drehkreuzen für die Verkehrsverlagerung entwickeln.
  3. Digitale Transformation aktiv gestalten und voranbringen.
  4. Ausbildung und Beschäftigung heute sichern und zukunftsfähig gestalten
  5. Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur bedarfsgerecht erhalten, ausbauen und schützen.
  6. Parallel zur Umsetzung der Nationalen Hafenstrategie haben das BMWK und das BMDV gemeinsam die Deutsche Energieagentur (dena) mit der Erarbeitung der Studie „Energiehäfen der Zukunft“ beauftragt. Ziel der Studie ist die Anforderungen an die Häfen zu erfassen, die in Hinblick auf die Energiewende bestehen und den Bedarf an notwendigem Hafeninfrastrukturausbau zu identifizieren.

Bedeutung der Häfen für den Ausbau der Offshore-Windenergie

In der Wertschöpfungskette der Offshore-Windenergie nehmen Häfen eine zentrale Stellung ein. Für den Bau von Offshore-Windparks sind Häfen der Knotenpunkt, den alle Anlagenteile passieren müssen. Dabei geschieht in den Häfen weit mehr als die Verladung der Einzelteile von LKW, Binnenschiffen oder Zügen auf hochseetaugliche Spezialschlepper. Im Hafen werden viele Anlagenteile produziert, zwischengelagert oder teilmontiert. Zudem sind Offshore-Häfen die Basis für Spezialschiffe, die für den Transport und die Montage der Anlagen auf See benötigt werden. Sie sind Ausgangspunkt für Wartungs- und Reparaturarbeiten.

Ausbau von Landstrom in deutschen See- und Binnenhäfen

Durch die Nutzung von fossilen Schiffsdieseln zur Stromerzeugung während der Liegezeit tragen Schiffe in Häfen maßgeblich zu Treibhausgas-, Luftschadstoff- und Lärmemissionen bei. Durch die Versorgung mit Landstrom aus erneuerbaren Energien können je nach Schiffstyp und Liegezeit beträchtliche Emissionsreduzierungen erreicht werden.

Am 10. Oktober 2019 hat der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, gemeinsam mit den fünf Küstenländern und den Seehafenstädten Kiel und Rostock ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, in dem ein Maßnahmenpaket zur Förderung von Landstrom festgehalten wurde. So werden bis 2025 unter anderem Investitionen und Förderprogramme der Länder für Landstromanlagen in See- und Binnenhäfen mit 176 Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds von der Bundesregierung kofinanziert.

Weiterführende Informationen

Meerestechnik

Die Meerestechnik bündelt verschiedene industrielle und technische Disziplinen und liefert innovative sowie umweltfreundliche Lösungen zur nachhaltigen Nutzung der Meeresräume. Sie entwickelt, produziert und verwendet Technologien zur Erforschung, zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere. Sie gehört zu den maritimen Wachstumsfeldern und gilt als ein dynamischer und innovativer Bereich mit hoher Leistungsfähigkeit, vor allem auf den Gebieten der Offshore-Windenergie, der Unterwassertechnik, der Offshore-Technik zur Öl- und Gasgewinnung und Meeresenergie, der Fischerei und Marikultur, des Küstenschutzes sowie der Technologien für Infrastrukturen des maritimen Transports. Für weitere Bereiche wie die zivile maritime Sicherheitstechnik oder Verfahren zur Gewinnung von mineralischen Rohstoffen am Meeresboden bestehen ebenfalls gute Marktaussichten.

Deutsche meerestechnische Unternehmen haben bislang insgesamt nur einen geringen Weltmarktanteil, besitzen aber ein erhebliches technisches Know-how und Innovationspotenzial, das aufgrund steigender Anforderungen (zum Beispiel an die Umweltverträglichkeit von Bohrungen in immer größeren Meerestiefen nach Öl und Gas) immer wichtiger wird.

Am 24. August 2011 hat die Bundesregierung deshalb den Nationalen Masterplan Maritime Technologien (NMMT) beschlossen, um unter anderem meerestechnische Aktivitäten auf Bundes- und Länderebene besser zu koordinieren und zu vernetzen.

Weiterführende Informationen

Nationale Maritime Konferenzen – Impulsgeber für die maritime Wirtschaft

Unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers ist die Nationale Maritime Konferenz (NMK) die zentrale Veranstaltung der Bundesregierung zur Unterstützung der deutschen maritimen Wirtschaft. Sie bietet rund 800 Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden, Gewerkschaften und Politik eine Plattform zum konstruktiven Dialog. Seit dem Jahr 2000 findet sie alle zwei Jahre statt und hat sich als branchenumspannende Veranstaltungsreihe zu einem wichtigen Impulsgeber am Standort Deutschland etabliert und bewährt. Die Organisation obliegt dem Maritimen Koordinator der Bundesregierung, der sie gemeinsam mit dem Bundesland und der Kommune des Veranstaltungsortes ausrichtet.

Hafen zum Thema Maritime Wirtschaft; Quelle: istockphoto.com/Fabian Wentzel

© istockphoto.com/Fabian Wentzel

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Nationale Maritime Konferenz

Studien und Publikationen

Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

Pressemitteilungen

  • 06.09.2022 - Pressemitteilung - Maritime Wirtschaft

    Pressemitteilung: Maritime Koordinatorin eröffnet 30. Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft in Hamburg – Digitale Transformation, Klimawandel und maritime Energiewende im Mittelpunkt

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  • 18.08.2022 - Pressemitteilung - Maritime Wirtschaft

    Pressemitteilung: BMWK fördert Digitalisierung im Schiffbau

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  • 25.05.2022 - Pressemitteilung - Maritime Wirtschaft

    Pressemitteilung: Koordinatorin der Bunderegierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus Müller besucht Lloyd Werft in Bremerhaven

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