Die Gesundheitswirtschaft ist in den letzten zehn Jahren beständig gewachsen. 2023 erbrachte sie 435,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Das entspricht 11,5 Prozent der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Gerechnet auf einen Tag sind das fast 1,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung.
Jeder achte Euro Bruttowertschöpfung in Deutschland entsteht in der Gesundheitswirtschaft
Im Vergleich zu anderen Bereichen der deutschen Volkswirtschaft, die in den Corona-Jahren 2020 und 2021 teilweise einen Rückgang ihrer absoluten Bruttowertschöpfung zu verzeichnen hatten, war die Gesundheitswirtschaft insgesamt weniger stark betroffen. Im Jahr 2020 war ein Wachstum i.H.v. 3,4 Prozent zu verzeichnen, in den beiden Folgejahren gab es Nachholeffekte und das Wachstum hat mit 3,2 Prozent bzw.3,5 Prozent wieder deutlich angezogen Von 2022 auf 2023 wuchs die Gesundheitswirtschaft um 4,9 Prozent. Vor allem im Jahr 2020 hatten unterbrochene Lieferketten Einfluss auf die Produktion, der Exportstopp führte zu Umsatzeinbrüchen bei deutschen Unternehmen. Rückläufige Patientenzahlen hatten Folgen für die regulären Behandlungsfälle in der ambulanten und stationären Versorgung.
Im Jahr 2023 ist die Bruttowertschöpfung um 20,3 Milliarden Euro im Vergleich zu 2022 gewachsen. Verglichen mit den Zahlen in den Corona-Jahren - Anstieg um 12,7 Milliarden Euro von 2019 zu 2020 und um 12,3 Milliarden Euro von 2020 zu 2021 – hat sich die Gesundheitswirtschaft deutlich erholt. Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist dabei um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
Mehr als jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland ist in der Gesundheitswirtschaft tätig
In der Gesundheitswirtschaft waren im Jahr 2023 fast 8,3 Millionen Erwerbstätige beschäftigt (insgesamt gab es fast 45,9 Millionen Erwerbstätige in Deutschland).
Vergleichbar positiv wie die Bruttowertschöpfung hat sich die Erwerbstätigenzahl in der Gesundheitswirtschaft entwickelt. Im Vergleich zu 2014 konnte im Jahr 2023 ein Erwerbstätigenzuwachs in Höhe von fast 1,6 Millionen Menschen verzeichnet werden.
Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft sind in der medizinischen Versorgung tätig. Eine Million Erwerbstätige sind in der industriellen Gesundheitswirtschaft beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahr muss hier ein Beschäftigungsrückgang von 1,6 Prozent festgestellt werden. Wenn auch die sog. weiteren Teilbereichen der Gesundheitswirtschaft mit 0,01 Prozent sich kaum verändert haben, waren hier mehr als 1,6 Millionen Menschen beschäftigt.
Exporte in Höhe von fast 160 Milliarden Euro
Der Außenhandelsbilanz der gesamten Gesundheitswirtschaft ist im Vorjahresvergleich um 10,9 Prozent gefallen. Da die Importe (162,7 Mrd. EUR) höher ausfielen als die Exporte (159,4 Mrd. EUR) war die Außenhandelsbilanz (-3,3 Mrd. EUR) negativ. Der Anteil der Exporte der Gesundheitswirtschaft an den Exporten der Gesamtwirtschaft lag bei 8,1 Prozent. Dies entspricht einer Exportquote von 36,6 Prozent. Angesichts des Querschnittscharakters der Gesundheitswirtschaft, die auch viele nicht-handelbare Dienstleistungen enthält, ist dies ein beachtlicher Wert. Den Hauptteil der Exporte verantwortet die industrielle Gesundheitswirtschaft mit 143,1 Milliarden Euro, das sind fast 90 Prozent der Exporte der gesamten Gesundheitswirtschaft. Die exportstarken Bereiche sind dabei insbesondere die medizintechnische und pharmazeutische Industrie.
In den letzten zehn Jahren wuchsen die Exporte der Gesundheitswirtschaft um durchschnittlich 4,8 Prozent pro Jahr.
Entwicklung in den Teilbereichen der Gesundheitswirtschaft
Die GGR gliedert die Gesundheitswirtschaft in drei große Bereiche:
Die medizinische Versorgung umfasst als größter Bereich die stationären Einrichtungen (unter anderem Krankenhäuser, stationäre Pflege, Rehakliniken) und die nicht-stationären Einrichtungen (unter anderem Arztpraxen, ambulante Kliniken, ambulante Pflege). In der medizinischen Versorgung werden zusammen 54,2 Prozent der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft erbracht. Weiterhin zeichnet sich dieser Bereich durch eine hohe Beschäftigungsintensität aus. In der medizinischen Versorgung sind 67,8 Prozent der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft beschäftigt.
Die industrielle Gesundheitswirtschaft umfasst die Produktion von Arzneimitteln, Medizintechnik und Medizinprodukten, sowie den Handel und Vertrieb mit diesen Gütern. Die industrielle Gesundheitswirtschaft zeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Arbeitsproduktivität und Exporttätigkeit (siehe oben) aus. Im Jahr 2023 wurden 21,7 Prozent der Wertschöpfung der deutschen Gesundheitswirtschaft erbracht.
Dritter Bereich der GGR sind die sog. „weiteren Teilbereiche“ der Gesundheitswirtschaft. Dazu gehören unter anderem Krankenversicherungen und öffentliche Verwaltung, die eigenständige Gesundheitsversorgung, Sport-, Wellness- und Tourismus-Dienstleistungen sowie Investitionen. Dieser Bereich hatte 2023 einen Anteil von 24,1 Prozent an der Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft.
Über 54 Prozent der Bruttowertschöpfung werden in stationären und nicht-stationären Einrichtungen erbracht
Stationäre und nicht-stationäre Einrichtungen sind zusammen für über 54 Prozent der Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft verantwortlich. Weiterhin sind 67,8 Prozent der Erwerbstätigen der Gesundheitswirtschaft in diesen Bereichen beschäftigt. Die nicht-stationären Einrichtungen wuchsen in den vergangenen zehn Jahren mit durchschnittlich 5,1 Prozent deutlich schneller als die stationären Einrichtungen (+ 3,7 Prozent p.a.) und als die Gesundheitswirtschaft (+ 3,9 Prozent p.a.) insgesamt.
Rund 22% der Bruttowertschöpfung werden in der industriellen Gesundheitswirtschaft erzeugt
Die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW) hat langfristig ein kontinuierliches Wachstum verzeichnet, und mit einem durchschnittlichen Wachstum von 3,3 Prozent pro Jahr seit 2014 liegt die Entwicklung nur gering unter dem durchschnittlichen Wachstum der Gesundheitswirtschaft im selben Zeitraum ( 3,9 Prozent pro Jahr). Mit 94,6 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung hat die iGW in 2023 einen Anteil an der Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft von 21,7 Prozent.
Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) für die Bundesländer
Für die Bundesländer liegen die GGR-Daten bis einschließlich 2022 vor. Die Gesundheitswirtschaft trug 2022 in Deutschland in der Fläche in unterschiedlichem Maße zur Wertschöpfung bei. Der Anteil der Gesundheitswirtschaft ist am bedeutendsten in Schleswig-Holstein, wo sie 14,8 Prozent der Wertschöpfung erwirtschaftet.
Gemessen am Beschäftigungsanteil ist die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern am wichtigsten, wo sie für 22,4 Prozent der Gesamtbeschäftigung verantwortlich ist.
Auch die Struktur der Gesundheitswirtschaft ist regional sehr unterschiedlich. So trägt der Bereich der medizinischen Versorgung (ambulante und stationäre Versorgung) in unterschiedlichem Maß zur Bruttowertschöpfung der regionalen Gesundheitswirtschaft bei. Tendenziell liegt der Anteil in den östlichen Bundesländern höher, am niedrigsten ist der Anteil in Hessen. Die absoluten Bruttowertschöpfungsbeiträge sind allerdings in den alten Bundesländern höher als in den neuen Bundesländern.
Die industrielle Gesundheitswirtschaft ist stärker in Clustern organisiert. Sie konzentriert sich vor allem in Baden-Württemberg (32,4 Prozent), Hessen (27,5 Prozent) und Rheinland-Pfalz (26,3 Prozent), wo sie überproportional zur Gesundheitswirtschaft beiträgt. In Mecklenburg-Vorpommern hat sie hingegen nur einen Anteil von 9,7 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 22,2 Prozent.
Dashboard
Das Dashboard GGR ist ein Angebot des BMWK an Interessierte, eigenständig detaillierte Daten aus der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) zur Gesundheitswirtschaft zu generieren. In diesem Jahr wurde das Dashboard weiterentwickelt und mit neuen Funktionalitäten ausgestattet. Zum einen sind nun auch die Zahlen zur Gesundheitswirtschaft und ihren Teilbereichen auf der europäischen Ebene verfügbar (EU GGR). Darüber hinaus wurde das Dashboard vor allem hinsichtlich der PDF-Download-Funktion erweitert, die den Nutzer ermöglicht, die Daten bequem herunterzuladen und offline zu nutzen.
Das Dashboard gibt einen Überblick über die Gesundheitswirtschaft in Deutschland insgesamt und deren Entwicklung in den letzten zehn Jahren. Es liefert Daten für die einzelnen Gütergruppen der GGR. Außerdem wird die Gesundheitswirtschaft in den Bundesländern sowie Ausstrahlungseffekte auf die Gesamtwirtschaft dargestellt.
Die Daten werden jeweils jährlich von WifOR aktualisiert.