Artikel - Konventionelle Energieträger

Uranerzbergbausanierung/Wismut

Einleitung

Halde 38 neu und Halde Schacht 382, Bad Schlema, 2012; Quelle: Wismut GmbH

© Wismut GmbH

Geschichte des Uranerzbergbaus und Gründung der Wismut GmbH

Der Uranerzbergbau im Osten Deutschlands hatte 1946 unter sowjetischer Leitung begonnen. Ziel war die Ausbeutung deutscher Uranerzvorkommen für das eigene Atomprogramm. In großem Umfang wurde die Infrastruktur dafür aufgebaut. Schlechte Arbeitsbedingungen, ein rücksichtsloser Gebrauch natürlicher Ressourcen und riesige Umweltschäden kennzeichneten vor allem die Anfangsjahre des Uranerzbergbaus. Bis Ende 1990 hat die Wismut etwa 231.000 Tonnen Uran produziert, das ausschließlich in die Sowjetunion geliefert wurde. Damit war Wismut für diesen Vergleichszeitraum viertgrößter Uranproduzent der Welt.

Mit der deutschen Einheit übernahm die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundeswirtschaftsministerium, 50 Prozent des großen Bergbau-Industriekomplexes. 1991 wurde der sowjetische Anteil der Gesellschaft an Deutschland übertragen.

1992 sind die ehemaligen Hilfs- und Zulieferbetriebe des Uranerzbergbaus abgespalten und bis Mitte 1995 privatisiert worden. Der ehemalige Uranbergbaubetrieb wurde zu einem Sanierungsunternehmen umstrukturiert.

Zeittafel
1946Aufnahme der Uranerzgewinnung unter Leitung militärischer Einheiten der Sowjetarmee
1947Gründung der "Staatlichen Aktiengesellschaft der Buntmetallindustrie (SAG) Wismut"
1954Bildung der "Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut" als zweistaatliches Unternehmen UdSSR/DDR
01.01.1991Beendigung der Uranerzgewinnung und -aufbereitung
16.05.1991Regierungsabkommen zwischen der BRD und UdSSR zur Beendigung der gemeinsamen Tätigkeit der SDAG Wismut
20.12.1991Umwandlung der SDAG Wismut in die Wismut GmbH

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Sanierungskonzepte und Sanierungsergebnisse

Für die Durchführung der Sanierungsarbeiten hat die Wismut GmbH auf der Grundlage umfangreicher und großflächiger Messungen sowie unter Einbeziehung nationalen und internationalen Know-hows Sanierungskonzepte erarbeitet. Dabei mussten ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte sowie Interessen der betroffenen Bundesländer, Kommunen, Landkreise und der Öffentlichkeit berücksichtigt werden.

Schwerpunkte der Sanierungstätigkeit waren bzw. sind die Stilllegung der Bergwerke (Flutung), die Verfüllung und Abdeckung des Tagebaurestloches Lichtenberg bei Ronneburg, die Umlagerung bzw. Vor-Ort-Sanierung von Halden, die Verwahrung von Schlammteichen, die Behandlung schadstoffbelasteter Wässer aus Gruben, Halden und Absetzanlagen, Demontage und Abbruch von Anlagen und Gebäuden, die Wiedernutzbarmachung kontaminierter Flächen. Die Durchführung und die Ergebnisse der Sanierungsarbeiten werden durch ein umfangreiches Umwelt-Monitoringsystem überwacht.

An die Sanierung schließen sich Langzeitmaßnahmen an: Pflege, Kontrolle und Reparatur von Abdeckungen, Behandlung von kontaminierten Flutungs- und Sickerwässern, Kontrolle und Sicherung von langfristig offen zu haltenden Grubenbauen, Umgebungsüberwachung (Monitoring), Beseitigung von Bergschäden sowie Datenmanagement und Dokumentation.

Die Kosten der Sanierung einschließlich der Langzeitaufgaben im Betrachtungszeitraum bis 2050 betragen ca. 9 Milliarden Euro. Bis Ende 2023 wurden insgesamt etwa 7,5 Milliarden Euro, davon 7,2 Milliarden Euro Zuwendungen aus dem Bundeshaushalt und 0,3 Milliarden Euro von Wismut erwirtschaftete Einnahmen ausgegeben. Im Jahr 2024 stehen der Wismut GmbH Zuwendungen in Höhe von 137 Millionen Euro zur Verfügung.

Gesetzliche Grundlagen für die Sanierungsarbeiten sind das Wismut-Gesetz, das Bundesberggesetz, das Atomgesetz, die Strahlenschutzverordnung sowie weitere wasserrechtliche und andere Umweltvorschriften. Alle Arbeiten der Wismut GmbH sind von den zuständigen Behörden zu genehmigen. Bisher wurden über 10.000 Genehmigungsverfahren erfolgreich durchgeführt.

Bis Ende 2023 hat die Wismut GmbH über 90 Prozent der Sanierungsarbeiten erledigt. Nach heutiger Kenntnis werden alle physischen Arbeiten nach 2028 abgeschlossen sein. Mit der Sanierung wurden und werden intakte Lebens- und Umweltbedingungen sowie Voraussetzungen für die Ansiedlung von Investoren und Arbeitsplätzen geschaffen. Sanierte Flächen werden vor allem für forst- und landwirtschaftliche sowie touristische Zwecke genutzt. Auf einigen Flächen sind Gewerbegebiete und Photovoltaikanlagen entstanden. Für die Kommunen entstehen gute Grundlagen für eine wirtschaftliche und regionalpolitische Entwicklung. So ist z. B. die vom Uranerzbergbau stark betroffene Gemeinde Bad Schlema in Sachsen heute wieder ein Kurort und in Ronneburg sind neue Landschaften entstanden. Über den Stand und die Ergebnisse der Sanierungsarbeiten wird in jährlichen Umweltberichten der Wismut GmbH berichtet.

Die Sanierung stellt zudem einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar: Mit rund 800 Beschäftigten ist die Wismut GmbH mit Sitz in Chemnitz nach wie vor ein großer Arbeitgeber in der Region und Auftraggeber für ortsansässige Unternehmen. Der Personalabbau seit 1990 (ca. 30.800 Beschäftigte) erfolgte sozialverträglich.

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Wismut-Altstandorte

Neben den von der Wismut GmbH zu sanierenden Flächen existieren ehemalige Standorte des Uranerzbergbaus, für die keine Sanierungsverpflichtung des Bundesunternehmens besteht. Diese sogenannten Wismut-Altstandorte sind meist vor 1962 überwiegend unsaniert an die Gebietskörperschaften zurückgegeben worden. Für die Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte haben der Bund und der Freistaat Sachsen auf der Grundlage eines Verwaltungsabkommens (PDF, 116 KB) bis Ende 2012 insgesamt 78 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. 2013 wurden nochmals 138 Millionen Euro durch Unterzeichnung eines ergänzenden Abkommens (PDF, 788 KB) zur Verfügung gestellt. Mit der Unterzeichnung des Zweiten ergänzenden Abkommens (PDF, 1 MB) am 5. Juli 2019 ist die vollständige Sanierung der sächsischen Wismut-Altstandorte besiegelt worden. Der Bund und der Freistaat Sachsen stellen bis 2035 zusätzlich 229 Millionen Euro zur Verfügung. Seit 2003 werden damit für die Sanierung sächsischer Wismut-Altstandorte insgesamt 445 Millionen Euro bereitgestellt.

Bis Ende 2019 konnten mehr als 266 Projekte in 47 Städten und Gemeinden Sachsens erfolgreich abgeschlossen werden.

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Projekt "Aufarbeitung des Wismut-Erbes"

Am 20. September 2017 haben der Bund, die Freistaaten Sachsen und Thüringen sowie die Wismut GmbH eine Absichtserklärung zum zukünftigen Umgang mit dem sogenannten "Wismut-Erbe" unterzeichnet. Darin ist u. a. vereinbart, dass das umfangreiche und vielfältige Erbe der Wismut bewahrt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Zum "Wismut-Erbe" gehört vor allem die Aufarbeitung der politischen und kulturellen Geschichte der SAG und SDAG Wismut, ihre welthistorische Bedeutung und geopolitische Verwicklung. Materielle Archivgüter sind u. a. das geologische Archiv mit seiner Lagerstättensammlung (ca. 7.500 Stücke), rund 10.000 Meter Archivgut mit wichtigen Dokumenten und Alltagszeugnissen sowie die einzigartige Kunstsammlung mit ca. 4.200 Werken und ein umfangreicher Foto- und Filmbestand. Auch die durch den über 40-jährigen Uranerzbergbau und die nachfolgende Sanierung geprägten Landschaften wie zum Beispiel das Gessental und die "Neue Landschaft Ronneburg" mit der Schmirchauer Höhe in Ostthüringen, der Schacht 371 in Hartenstein/Sachsen und die Unternehmenszentrale der Wismut in Chemnitz zählen zum Erbe der Wismut.

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